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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dass das »e« am Ende des Namens verschmiert war. Da war ein schwarzer Tintenklecks. Und darunter der Abdruck eines »e«, doch die Tinte war verwässert und fast ausgelöscht.
    Sharpe verbarg sein Erstaunen darüber, dass McCandless, ein ehrsamer Verfechter von Aufrichtigkeit, auf solch eine List zurückgriff. »Das ist nicht mein Name, Sir«, sagte Sharpe mit ausdruckslosem Gesicht.
    Hakeswill blickte von Sharpe zu McCandless, dann wieder zu Sharpe und schließlich wieder zu McCandless. »Sir!« Das kam wie ein empörter Aufschrei.
    »Sie sind außer Atem, Sergeant«, sagte McCandless und nahm den Haftbefehl von Sharpe zurück. »Aber Sie werden sehen, dass Sie den ausdrücklichen Befehl haben, einen Sergeant zu verhaften, dessen Name Richard Sharp lautet. Ohne ›e‹, Sergeant. Dieser Sergeant Sharpe hier hat ein ›e‹ am Ende seines Namens und kann nicht der Mann sein, den Sie haben wollen, und ich kann ihn aufgrund dieses Papiers gewiss nicht in Ihre Obhut geben. Hier, nehmen Sie.« Er hielt Hakeswill den Haftbefehl hin und ließ ihn einen Moment, bevor er ihn ergreifen konnte, auf die staubige Straße flattern.
    Hakeswill hob den Haftbefehl auf und starrte auf die Schrift. »Die Tinte ist verlaufen, Sir!«, protestierte er und lief, auf der unebenen Straße stolpernd, hinter McCandless’ Pferd her. »Sehen Sie, Sir, die Tinte ist nur verlaufen!«
    McCandless ignorierte den Haftbefehl, den Hakeswill zu ihm emporreckte. »Es ist klar, Sergeant Hakeswill, dass der Name korrigiert worden ist. Auf diesen Haftbefehl hin kann ich nicht guten Gewissens handeln. Sie, Sergeant, müssen eine Botschaft zu Lieutenant Colonel Gore schicken und ihn bitten, diese Verwirrung zu klären. Ich meine, ein neuer Haftbefehl wäre am besten, und bis ich einen solchen Haftbefehl, lesbar und korrekt geschrieben, sehe, kann ich Sergeant Sharpe nicht von seinen gegenwärtigen Pflichten entbinden. Guten Tag, Sergeant.«
    »Das können Sie nicht tun, Sir!«, protestierte Hakeswill.
    McCandless lächelte. »Sie kennen nicht die Hierarchie der Armee, Sergeant. Ich, ein Colonel, bestimme Ihre Pflichten, Sergeant, nicht Sie, Sergeant, die meinen. »Ich sage zu einem Mann ›wegtreten‹, und er tritt weg. So steht es schon in der Bibel. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.« Und damit gab der Schotte seinem Wallach die Sporen.
    In Hakeswills Gesicht zuckte es wild, als er sich Sharpe zuwandte. »Ich kriege dich, Sharpie, und ich werde mit dir abrechnen. Ich habe nichts vergessen.«
    »Du hast auch nichts gelernt«, sagte Sharpe und ritt hinter dem Colonel her. Er hob zwei Finger, als er Hakeswill passierte, und ließ ihn dann im Staub zurück.
    Er war, jedenfalls im Moment, ein freier Mann.
 
    Simone Joubert legte die acht Diamanten auf den Fenstersims des kleinen Hauses, in dem die Frauen von Sindhias europäischen Offizieren einquartiert waren. Im Augenblick war sie allein, denn die anderen Frauen besichtigten die drei compoo s, die am Nordufer des Kaitna stationiert waren. Sie hatte ihre Gesellschaft nicht gewünscht und eine Magenverstimmung vorgetäuscht, obwohl sie annahm, dass sie Pierre vor der Schlacht besuchen sollte – wenn es tatsächlich eine geben würde. Nicht, dass es sie sonderlich interessieren würde. Sollen sie ihre Schlacht haben, dachte sie, und am Ende, wenn der Fluss dunkel von britischem Blut ist, wird mein Leben nicht besser sein.
    Sie blickte wieder auf die Diamanten und dachte an den Mann, der sie ihr geschenkt hatte. Pierre würde ärgerlich sein, wenn er erfuhr, dass sie solchen Reichtum versteckte, aber wenn sein Ärger verflogen war, dann würde er die Steine verkaufen und das Geld zu seiner habgierigen Familie in Frankreich schicken.
    »Madame Joubert!« Die Stimme kam von außerhalb des Fensters, und mit einem Schuldgefühl, obwohl keiner sie sehen konnte, denn sie befand sich im Obergeschoss, verstaute Simone die Diamanten hastig in ihrer kleinen Handtasche. Sie spähte durch das Fenster hinab und sah einen fröhlichen Colonel Pohlmann in Hemdsärmeln zwischen dem Stroh im Hof des Nachbarhauses stehen.
    »Colonel«, erwiderte sie höflich.
    »Ich verstecke meine Elefanten«, sagte der Colonel und wies zu den drei Dickhäutern, die in den Hof geführt wurden. Der größte Elefant trug Pohlmanns Sitz, während die anderen beiden mit den hölzernen Truhen beladen waren, in denen der Colonel angeblich sein Gold bewahrte. »Könnte ich es Ihnen überlassen, meine Menagerie zu bewachen?«
    »Wovor?«, fragte

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