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Sharpes Weihnacht

Sharpes Weihnacht

Titel: Sharpes Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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roten Taschentuch, dann blies er den restlichen Schnupftabak auf die Karte, die er auf einem Tisch in dem Bauernhof ausgebreitet hatte, der ihm als Quartier diente. »Es könnte nur ein Gerücht sein, Richard, mehr nicht. Und? Haben Sie Ihren Ochsen jetzt ermordet?«
    »Bin nicht dazu gekommen, Sir. Und woher wissen Sie eigentlich, dass ich einen schießen wollte?«
    »Ich bin der Chef des Nachrichtendienstes hier«, erklärte Hogan großspurig, »und ich weiß alles – oder zumindest fast alles. Was ich nicht weiß, Richard, ist, ob diese verdammten Froschfresser die Ost- oder die Weststraße nehmen werden. Deshalb besteht Wellington darauf, dass wir beide Routen absichern. Oder genauer gesagt werden sich die Spanier um die Oststraße kümmern und Sie und Ihre fidele Truppe sichern den Westen. Hier.« Er stieß mit dem Finger nach unten, und Sharpe schaute auf die Karte und sah eine winzige Markierung unweit der französischen Grenze. Daneben stand in Hogans extravaganter Handschrift der Name »Irati«. »Irati wird Ihnen gefallen«, bemerkte Colonel Hogan. »Ein vergessenes Kaff mitten im Nirgendwo. Ein paar Hütten und jede Menge Elend, mehr gibt es da nicht, und es wird dort auch nie mehr geben, aber genau dort werden Sie Weihnachten verbringen.«
    Und das nur, weil die Franzosen vielleicht dort vorbeimarschieren würden. Durch seinen Sieg bei Vitoria hatte Wellington die französischen Armeen aus Spanien geworfen, doch die Franzosen hielten noch eine Hand voll Forts südlich der Grenze, und Hogans Spione hatten herausgefunden, dass die Garnison in Ochagavia ausbrechen und nach Frankreich fliehen wollte. In der Hoffnung, dass ihre Feinde dann zu vollgefressen und betrunken waren, plante die Garnison, an Weihnachten loszumarschieren, doch Hogan hatte Wind von dem Plan bekommen und beschlossen, die beiden einzigen Routen abzusperren, die die Franzosen nutzen konnten. Die eine, die Oststraße, war eindeutig die leichtere, denn sie führte über einen niedrigen Pass nach Frankreich hinein, und Hogan vermutete, dass die Franzosen sie nehmen würden. Doch es gab auch noch einen zweiten Weg, eine enge, harte, steile Straße, die ebenfalls blockiert werden musste, und so würden die »Prince of Wales’s Own Volunteers«, Sharpes Regiment, in die Hügel hinaufklettern und Weihnachten in einem elenden Kaff mit Namen Irati verbringen.
    »In Ochagavia sind mehr als tausend Mann stationiert«, erklärte Hogan, »und wir wollen nicht, dass Boney sie sich zurückholt, Richard. Sie müssen sie aufhalten.«
    »Falls sie denn die Weststraße nehmen, Sir.«
    »Was sie vermutlich nicht tun werden«, tröstete ihn Hogan. »Aber falls doch, Richard, dann halten Sie sie auf. Töten Sie zu Weihnachten ein paar Froschfresser für mich. Deshalb sind Sie doch zur Armee gegangen, oder? Um Froschfresser zu töten. Und jetzt los. Ich will, dass Sie in einer Stunde abrücken.«
    In Wahrheit war Richard Sharpe keineswegs zur Armee gegangen, um Froschfresser zu töten. Er war zur Armee gegangen, weil er Hunger gelitten hatte und auf der Flucht vor den Bütteln gewesen war, und wenn ein Mann erst einmal den Schilling genommen und den Mantel des Königs übergezogen hatte, dann konnte das Gesetz ihm nichts mehr anhaben. Und so hatte sich Sharpe dem 33. Regiment angeschlossen und mit ihm in Flandern und Indien gekämpft, wo eine kleine britische Armee einer wilden indischen Horde auf dem blutigen Schlachtfeld von Assaye standgehalten hatte und Sharpe zum Offizier ernannt worden war. Das war nun fast zehn Jahre her, und Sharpe hatte die meiste Zeit über in Portugal und Spanien gegen die Franzosen gekämpft. Nur dass er jetzt in Dunkelgrün kämpfte, denn er war ein Rifleman, auch wenn er durch eine dieser Schicksalswendungen, wie es sie nur im Krieg gibt, im Augenblick ein Bataillon Rotröcke befehligte. Früher hatten sie als South Essex Regiment firmiert, doch nun waren sie die Prince of Wales’s Own Volunteers. Allerdings war an diesem feuchten, grauen Morgen von Freiwilligkeit nichts zu erkennen. Die Männer hatten es sich in ihren spanischen Quartieren gemütlich gemacht. Sie mochten die einheimischen Mädchen, und keiner von ihnen hatte Lust, im kalten spanischen Winter Krieg zu spielen. Sharpe ignorierte ihr Murren. Man ging nicht zur Armee, um es bequem zu haben.
    Eine Stunde später marschierten vierhundertzweiundzwanzig Mann in Richtung Osten aus der Stadt und ins Tal hinunter. Es schüttete wie aus Eimern, und rasch liefen die

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