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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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Carl den Mund zu und Mr Archer führte ihn in das Badezimmer im Erdgeschoss. Will öffnete den Kühlschrank und nahm das Kaffeepulver heraus, dann maß er Wasser ab und setzte den Kaffee auf. Er war mehr als überrascht von der Reaktion seines Vaters – Besorgnis anstelle von Vorwürfen. Will hatte erwartet, dass sein Vater schreien und toben würde. Das hätte er zumindest getan, wäre Will jemals betrunken nach Hause gekommen … Und Will war kein trockener Alkoholiker.
    Als Will klein war, hatte er seiner Mutter oft verkündet: »Ich liebe dich von ganzem Herzen.« Und seine Mutter hatte darauf immer entgegnet: »Und was ist mit Daddy?«
    »Für Daddy hab ich ein anderes Herz«, hatte Wills Antwort in völliger Unkenntnis der menschlichen Anatomie gelautet, woraufhin seine Mutter jedes Mal lachen musste.
    Aber vielleicht hat jeder irgendwie verschiedene Herzen für verschiedene Menschen, überlegte Will. Die Art, wie sein Vater Carl liebte, war anders als die Art, wie er Will liebte. So wie die Art, wie er Will liebte, anders war als die Art, wie er Tim liebte.
    Aus irgendeinem Grund war seine Liebe zu Carl und Tim nachsichtiger. Der Mr Archer, den die beiden kannten, war anders als Wills Vater. Anders, aber doch derselbe.
     
    Rosafarbenes Licht sickerte durch sein Fenster und Will schrak hoch. Er war halb zugedeckt und seine Nachttischlampe war ausgeschaltet. Ihm wurde klar, dass seine Mutter früh am Morgen bei ihm reingesehen haben musste, als sie auf dem Weg in die Küche zum Backen war. Der Blick aus dem Fenster zeigte ihm nur das unveränderte Nachbarhaus, ohne jeden Hinweis darauf, ob Zoe in Sicherheit war oder nicht.
    Sein Vater hatte Carl ins Krankenhaus gefahren, um die Wunde an seiner Hand nähen zu lassen. Zwei Stunden später war er mit finsterem Gesicht nach Hause gekommen. »Deinem Onkel geht’s gut«, hatte er gesagt, doch Will konnte nicht anders als sich zu fragen: Warum hat er überhaupt getrunken?
    Das Abenteuer hatte Will ermüdet und verwirrt. Er war zurück nach oben gegangen, um Zoes Haus zu beobachten. Ihm war immer noch nicht klar, wonach er eigentlich Ausschau hielt, aber er hatte vorgehabt, die ganze Nacht weiterzumachen. Er schob die Decke beiseite und die Flöte purzelte hervor. Will rutschte das Herz in die Hose. Was, wenn Zoe wieder schlafgewandelt ist? Was, wenn ich eingeschlafen bin und es nicht mitbekommen habe? Was, wenn ihr etwas …
    Fluchend schwang sich Will aus dem Bett und eilte aus seinem Zimmer. Er rannte die Treppe hinunter und in die Küche, wo Zoe am Tisch saß und aus einer weißen Tasse mit einem kleinen Sprung trank.
    Leicht verwirrt legte sie den Kopf schief. »Hast du die Nacht durchgemacht?«, fragte sie und deutete mit einem Kopfnicken auf seine zerknitterten Klamotten.
    Er stutzte und rieb sich mit den Händen übers Gesicht. Dann sank er in sich zusammen und lehnte sich an die Arbeitsfläche. »Ich dachte nur, ich wär spät dran.«
    »Du bist spät dran.« Sie lächelte und kam zu ihm herüber. »Aber nicht schlimm. Ich war ein bisschen zu früh hier, also hab ich beschlossen, reinzukommen und mir eine Tasse zu genehmigen.« Sie hob das Gesicht zu seinem. Er beugte sich hinunter und schmeckte die Süße des Kaffees auf ihren Lippen.
    Die Hintertür flog auf und Will blickte in das überraschte Gesicht seines Onkels. Zoe trat zur Seite und nippte an ihrem Kaffee, während Will sich am Arm kratzte und »Hey, Onkel Carl« sagte.
    »Hey. Ist dein Dad in der Nähe?« Carl nickte Zoe zu, verzichtete jedoch auf seine übliche fröhliche und stürmische Begrüßung.
    »Er ist beim Gemüsestand«, antwortete Zoe.
    Carl nickte wieder.
    »Was ist mit deiner Hand passiert?«, fragte Zoe, wobei sie auf den weißen Verband an seiner Hand deutete.
    »Jetzt nicht«, sagte Carl scharf. Sein Kinn zitterte, als wolle er noch etwas hinzufügen, aber er warf Will bloß einen nicht zu deutenden Blick zu und verschwand durch die Hintertür.
    »Ganz schön mies drauf«, bemerkte Zoe.
    »Ja.« Will konnte sich schon denken, woran das lag, wenn er an sein betrunkenes Gefasel der vergangenen Nacht zurückdachte. Doch dann schoss ihm durch den Kopf, wie Carl gesagt hatte, er wolle »mal nachsehen«. Wonach? Will blickte hoch und bemerkte, dass Zoe ihn beobachtete. »Ich zieh mir wohl mal besser ein frisches Shirt an.«
    »Und Schuhe«, pflichtete sie ihm bei. »Wir müssen los.«
    »Willst du … willst du mitkommen?« Will wurde rot, als er das fragte.
    »In dein Zimmer?« Zoe

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