Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex
natürlich, daß er sich an mich wenden wollte. «
Das ärgerliche Gesicht unseres Besuchers glättete sich langsam wieder.
»Gut, das klingt schon ganz anders«, sagte er. »Als er mir heute morgen erzählte, er habe einen Detektiv eingeschaltet, da habe ich mir schlicht Ihre Adresse erbeten und bin zu Ihnen gekommen. Ich möchte nicht, daß die Polizei sich um meine Privatangelegenheit kümmert.
Aber wenn Sie willens sind, uns zu helfen, den Mann zu finden, dann kann das nichts schaden. «
»Wenigstens stehen die Dinge im Moment so«, sagte Holmes. » Nun, Sir, da Sie nun einmal hier sind, hätte ich gerne von Ihnen selbst einen klaren Bericht. Mein Freund hier weiß nichts von den Einzelheiten. «
Mr. Garrideb schaute mich von oben bis unten an. Sein Blick war nicht sonderlich freundlich.
»Muß er davon wissen?« fragte er. »Normalerweise arbeiten wir immer zusammen.«
»Nun gut, es gibt auch keinen Grund, weshalb ich ein Geheimnis draus machen sollte. Wenn Sie aus Kansas kämen, brauchte ich Ihnen nicht zu erklären, wer Alexander Hamilton Garrideb war. Er war zunächst Häusermakler und verdiente recht gut, danach stieg er in Chicago in das Weizengeschäft ein. Sein Geld legte er an, indem er so viel Land den Arkansas-Fluß entlang, westlich von Fort Dodge, aufkaufte, daß es bei Ihnen fast eine Grafschaft ausgemacht hätte. Es handelte sich um Weideland, um Ackerland, um Nutzwald und um Land, wo Mine-ralien gefunden wurden. Es war jede Sorte Land dabei, die dem Mann, der es besitzt, Dollar bringen.
Er hatte weder Kind noch Kegel. Na, wenn er welche hatte, dann hatte er jedenfalls nie davon gehört. Aber er war irgendwie sehr stolz auf seinen seltsamen Namen. Und das hat uns zusammengebracht. Ich war am Gericht in Topeka, als ich eines Tages den Besuch eines alten Mannes bekam. Es hat ihn gewaltig amüsiert, daß es noch einen zweiten Mann dieses Namens gab. Namensvettern in aller Welt herauszufinden, war eines seiner Steckenpferde. >Suchen Sie mir noch einen!< - pflegte er zu sagen. Und ich sagte ihm, daß ich ein vielbeschäftigter Mann sei und keine Zeit habe, um die Welt zu reisen und nach Garridebs zu fahnden. >Wie dem auch sei<, sagte er, >das wird genau das sein, was Sie tun werden, wenn die Dinge so laufen, wie ich sie mir gedacht habe.< Ich dachte, er mache Witze, aber seine Worte waren sehr bedeutungsvoll, und das sollte ich bald erfahren.
Ein Jahr nach diesem Gespräch starb er und hinterließ ein Testament. Es war das seltsamste Testament, das je in Kansas aufgesetzt worden ist. Sein Vermögen war in drei Teile aufgeteilt.
Ich sollte einen Teil bekommen unter der Bedingung, daß ich zwei weitere Garridebs fände, die sich die andern zwei Drittel teilen sollten. Es waren für jeden von uns fünf Millionen Do llar, aber wir bekommen nicht einen Cent, wenn wir nicht zu Dritt antreten.
Es war für mich eine so große Chance, daß ich mein Anwaltsbüro sausen ließ und mich auf den Weg machte, Garridebs zu suchen. In den Vereinigten Staaten gibt es keine weiteren. Ich durchsuc hte das ganze Land, wie Sie sich denken können, so sorgfältig, wie nur möglich und machte doch keinen einzigen, Garrideb ausfindig. Dann habe ich es in der alten Heimat probiert. Und ganz klar, der Name tauchte im Londoner Telefonbuch auf. Vor zwei Tagen ging ich zu ihm und erklärte ihm die ganze Sache. Aber er ist ein Mann, der alleine lebt, so wie ich'
auch, der nur einige weibliche Verwandtschaft hat, aber darunter nicht einen Mann. Und es ist im Testament von drei erwachsenen Männern die Rede. Sie sehen also, daß immer noch einer fehlt, und wenn Sie uns helfen, diesen zu finden, dann wollen wir Sie sicherlich gut bezahlen.
«
»Na, Watson«, sagte Holmes lächelnd, »ich sagte Ihnen ja schon, daß es sich um eine recht kuriose Geschichte handelt, nicht wahr? Ich hätte geglaubt, Sir, daß der einfachste Weg, dem Problem zu Leibe zu rücken, gewesen wäre, in der Kummerspalte einer Zeitung zu inserie-ren.«
»Das habe ich auch gemacht, es hat sich aber keiner gemeldet. «
»Liebe Zeit! Nun, das ist wirklich ein kurioses kleines Problem. Ich werde mich darum kümmern, wenn ich etwas Zeit übrig habe. Übrigens, welch glücklicher Zufall, daß Sie von Topeka kommen. Ich hatte dort einen Brieffreund - er lebt, inzwischen nicht mehr- das war der alte Dr. Lysander Starr, der dort 1890 Bürgermeister war.«
»Der gute, alte Dr. Starr!« sagte unser Besucher. »Sein Andenken wird immer noch in Ehren gehalten.
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