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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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mir ein besonderes Geschenk gemacht.“
    „Eine Vase, wie ich annehme?“, vermutete Holmes.
    „Ha! Ganz der Meisterdetektiv, nicht wahr?“, meinte der Gastgeber lachend.
    „In der Tat“, pflichtete ihm Higgs bei. „Ich habe sie bei einer Grabung auf Mauritius gefunden. Sie gehört zu einer bisher vollkommen unbekannten Kultur.“ 
    Ich war schockiert, dass Higgs einen so bedeutsamen Fund einfach verschenkte, statt ihn einem Museum zu übergeben. Mehr noch als diese unwissenschaftliche Freigiebigkeit zeigte mir das Glühen in seinen Augen, dass er wirklich nur ein Abenteurer war. 
    „Ein uralter Mann von der Insel hat mir verraten, dass die Vase zu einer lange verschollenen Göttin gehöre. Ich habe ihn nicht so genau verstanden, aber sie soll wohl eine Art Hüterin der Jungfrauen sein.“ 
    Offenbar waren wir genau bei Higgs’ Thema angekommen.
    Grace schlug jedoch unangenehm berührt den Blick nieder. Mein Freund Holmes war so sehr Gentleman, dass er sie auf Kosten der Höflichkeit von dem Thema erlöste: „Wie ich sehe, haben Ihre weiteren Gäste ebenfalls eine Schwäche für Schlangen.“ 
    Ich brauchte einen Moment, bis ich wusste, worauf er anspielte. Dann war es mir direkt peinlich: Einer der noch nicht vorgestellten Anwesenden hatte eine kaum zu übersehende Schlangentätowierung im Gesicht. 
    Nicht nur der Turban machte die Herkunft des Mannes offensichtlich. Er trug die klassischen Züge und die dunkle Haut, die man in dieser Kombination nur auf dem indischen Subkontinent findet. Etwas irritierend waren seine blauen Augen, die wie Topase von der dunklen Haut abstachen. Seine Haltung machte trotz seiner knallroten Uniform deutlich, dass er ein Diener war. Nur so konnte ich mir erklären, dass ich ihn bisher so wenig beachtet hatte. Jetzt jedoch schien seine bedrohliche Ausstrahlung den ganzen Raum zu erfüllen. Vielleicht war er kein Diener, sondern ein Leibwächter? 
    Bevor ich weiter darüber nachsinnen konnte, demonstrierte Higgs, warum Amerikaner keinen Zutritt zu gut geführten Gentlemenclubs hatten: „Allerdings! Und wenn er kein Mann wäre, würde Rao ein Geschenk abgeben, mit dem meine Vase leicht ausgestochen werden könnte. Cheers!“ 
    Während Higgs sein Glas leerte, ergriff erneut Sir Roderik das Wort. Er legte eine Hand auf die Schulter eines sichtlich verstimmten Gentlemans in den 60ern. Die Missbilligung des hageren Gastes schien sich allerdings weniger auf Higgs Fauxpas als vielmehr auf die Tatsache zu beziehen, dass er als Letzter der Runde vorgestellt wurde.
    „Darf ich euch einen weiteren alten Freund vorstellen? Major Christopher Cody Masters und sein Diener Rao.“ 
    Wie es sich gehörte, gaben wir dem schmallippigen Offizier die Hand und nickten dem Inder zu.
    „Sie haben also in Indien gedient?“, erkundigte ich mich höflich.
    „Oh ja“, antwortete Masters. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte ich damit auch sein Lieblingsthema entdeckt. Doch bevor er weiterreden konnte bemerkte ich, das Holmes ihn nicht ausstehen konnte.
    „Interessant. Wie lange ist das her?“ 
    Doch Masters überhörte den spöttischen Unterton. „Oh, ich habe nicht nur gedient, sondern vom ersten Tag an in den Aufständen von 1857 gekämpft! Merath, Kanpur, Gwalior ... ich habe nichts ausgelassen!“
    „Genauso hört es sich an“, meinte Holmes mit mehrdeutiger Betonung. Ich fragte mich, womit Masters seinen Unmut auf sich gezogen hatte.
    „Euer Diener kann damals gerade erst auf der Welt gewesen sein“, sagte ich, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
    „Rao?“ Er stieß ein abgehacktes Lachen hervor. „Nein, Rao ist erst seit zwei Jahren bei mir, und ich bin seit gut einem Jahr wieder in England.“
    In diesem Moment erschien Jacoby, um auf das servierte Essen hinzuweisen. Ich war außerordentlich dankbar, der seltsamen Stimmung im Kaminzimmer zu entgehen.
    Das Essen erwies sich als vorzüglich. Erfreulicherweise verzichtete der Hausherr – seit einer vor Jahren gemachten Anmerkung meinerseits – darauf, dem Angolapython gleichzeitig mit uns das Abendessen servieren zu lassen. Holmes’ Laune besserte sich sichtlich und Higgs trank so viel Scotch, dass er ruhiger und ruhiger wurde. So verlebten wir einen unterhaltsamen Abend und zogen uns erst in den frühen Morgenstunden in unsere Zimmer zurück.

    Ein hoher Schrei riss mich aus dem Tiefschlaf. Trotz meiner dem unsanften Erwachen geschuldeten Desorientiertheit sprang ich aus dem Bett und taumelte in

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