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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Richtung Tür. Grace! Die kleine Grace war in Gefahr!
    Auf dem Korridor begegnete ich Holmes. Im Gegensatz zu mir war er hellwach und so schnell, dass ich ihn wahrscheinlich nicht einmal auf dem Rad eingeholt hätte. Während ich kaum mein Zimmer verlassen hatte, sprang er mit der Leichtigkeit einer Bergziege bereits die Treppe zum ersten Stock hinunter. Ich hatte keine Chance mitzuhalten und machte im Pyjama vermutlich auch keine so gute Figur wie er.
    Als ich endlich zum Ort des Geschehens kam, waren die anderen Burgbewohner bereits versammelt. Nur Higgs schlief vermutlich noch seinen Rausch aus. Ich war erleichtert, Grace wohlbehalten in den Armen ihres Vaters zu sehen. Sie trug noch ihren Morgenrock und schien völlig verstört zu sein. Für Letzteres hatte ich großes Verständnis: Direkt vor ihrem Zimmer lag die Leiche von Major Masters.
    Sein Diener Rao war sichtlich nervös. Er befand sich einige Schritte vom Rest der Versammlung entfernt und blickte ständig um sich, als würde sich der Mörder jeden Augenblick auch auf ihn stürzen wollen. Dennoch sah der exotische Pyjama an seinem muskulösen Körper wie ein Kampfanzug aus. 
    Jacoby war neben der Leiche der einzige Anwesende, der für einen gesellschaftlichen Anlass angemessen gekleidet war. Zugleich schien er der Einzige zu sein, der vom Anblick des Toten nicht besonders berührt war.
    „Vorsicht, Watson“, warnte mich Holmes, als ich mich der Leiche nähern wollte. „Hier ist Glas am Boden. Und vielleicht eine Schlange.“ 
    Mit Ausnahme von Jacoby zuckten alle Anwesenden zusammen. Ich verhielt mitten im Schritt und widmete dem Boden meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich bückte mich sogar, um besser sehen zu können. Holmes hatte recht. Der Boden war überseht mit hauchfeinen Glassplittern; so fein, als hätte jemand einen Sektkelch in eine Getreidemühle gesteckt. Außerdem war der Boden feucht.
    Plötzlich fühlte ich mich angestarrt. Als ich den Blick hob, sah ich genau in das Schlangenauge von Higgs’ seltsamer Bodenvase. Jetzt erst wurde mir bewusst, dass Sir Roderik sie vor dem Schlafzimmer seiner Tochter aufgestellt hatte. Natürlich war diese Standortwahl auch naheliegend, wenn man Higgs’ Geschichte zu der Vase bedachte. Ich hätte meiner Tochter ein so unheimliches Objekt allerdings nicht zugemutet.
    Dann fiel mir auf, dass sich sowohl die Glassplitter als auch die Feuchtigkeit an der Vase konzentrierten.
    „Halten Sie neben dem Python im Speisesaal noch andere Schlangen, Sir Roderik?“, erkundigte sich Holmes.
    „Ja, natürlich.“ Dem Hausherr traten Flecken in sein ohnehin kreidebleiches Gesicht. „Aber nichts Gefährliches. Also keine Giftschlangen, wenn Sie das meinen.“ 
    Holmes nickte, als habe er auch nichts anderes erwartet. „Seien Sie doch so freundlich, dennoch alle Terrarien zu kontrollieren. Besonders, ob vielleicht eine neue Schlage hinzugekommen ist.“ 
    Sir Roderik nickte eifrig.
    Ich wollte mir unterdessen den Toten näher ansehen. Doch als ich im Begriff war ihn umzudrehen, legte Holmes mir eine Hand auf den Arm. Meinen fragenden Blick ignorierte er.
    „Vielleicht sollten alle anderen im Salon warten, während Watson und meine Wenigkeit den Toten untersuchen“, schlug Holmes vor. „Achten Sie aber unbedingt auf Schlangen oder anderes giftiges Getier.“
    „Ist er wirklich an einem Schlangenbiss gestorben?“, wollte Sir Roderik wissen. Beinahe wirkte er dabei schuldbewusst.
    „Das wird Dr. Watson gleich klären.“ Mit strenger Mine fügte Holmes hinzu: „Bitte kontrollieren Sie jetzt Ihre Terrarien, Sir Roderik.“ 
    Wie immer, wenn Holmes seinen autoritären Tonfall anschlug, verfehlte das nicht seine Wirkung. Keine Minute später waren wir allein mit dem Toten.
    Als ich Masters umdrehte, verstand ich Holmes’ Verhalten: Die linke Wange  des Toten war schwarz verfärbt und so grotesk geschwollen, dass er kaum wiederzuerkennen war. Vier grob symmetrische Einstichstellen ließen das Ganze wie eine Bisswunde aussehen. Weit grauenvoller war aber der Anblick der geplatzten Augäpfel. Das Gallert schien sich vollständig verflüssigt zu haben und hatte sich als schwarzer Schleim über den Boden ergossen. Obwohl die Leichenstarre noch nicht eingetreten war, war die Kiefermuskulatur so gewaltig angespannt, dass mehrere Zähne gesplittert waren. Ich hatte noch nie von einem Gift mit derartiger Wirkung gehört. 
    Schon jetzt wusste ich, dass das Frühstück für mich ausfallen würde.
    „Kann man

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