Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes und das Phantom der Oper

Sherlock Holmes und das Phantom der Oper

Titel: Sherlock Holmes und das Phantom der Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Meyer
Vom Netzwerk:
der Clique. So war es auch in La Scala. La Sorelli hat nie den Frosch im Hals.«
    »Wessen Clique?«
    »Nun, die von dieser kleinen Schlampe La Daaé natürlich. Sie glauben, sie können dadurch ihre Karriere vorantreiben, und zwar auf meine Kosten!« Ihr Lachen klang wie das Bellen eines kleinen Hundes, aber sie war nicht eingeschüchtert. Christine Daaé war eine Rivalin, und Drohung hin, Drohung her, die Sorelli beabsichtigte zu singen.
    »Sie sehen aus wie ein Mann, der etwas im Schilde führt«, hatte Ponelle, bevor er in den Orchestergraben ging, festgestellt. Er hatte mich entdeckt, als ich aus den Kulissen das Haus betrachtete.
    »Durchaus möglich«, war alles, was er von mir zu hören bekam. Ich bat ihn, mich bei Leroux zu entschuldigen. Bei diesem Ansinnen weiteten sich seine Augen, aber er ging, ohne mich zu weiteren Erklärungen zu drängen.
    Von meinem Aussichtspunkt zwischen Moncharmin und Richard erspähte ich in Reihe M eine kleine Frau, deren Kleider so aussahen, als gehörten sie nicht ihr, und die sich mit erstaunten Blicken im Publikum umsah, wobei sie ihren Kopf in alle Richtungen warf und ihrem Begleiter, der ebenfalls fehl am Platze schien, mit lebhaften Gesten allerlei erklärte.
    »Meine Concièrge!« lachte Richard und wies seinen Partner auf die Frau hin. »Nach dem heutigen Abend wird sie sich um den Ersten Rang links kümmern. Ich dachte, ich gönne ihr vorher einen Blick auf die Oper, wenigstens ein einziges Mal in ihrem Leben, das arme Geschöpf.«
    Hinter ihnen stand ich auf, als hätte man mich mit einem Hammer auf die Stirn geschlagen. Natürlich! Er würde es auf Madame Girys Ersatz abgesehen haben – und ich zweifelte keinen Augenblick daran, daß er wußte, wer sie war. Im Falle des Phantoms hatte jede Wand Ohren.
    Mit schnellen Blicken überprüfte ich die Leute, die um die ahnungslose Concièrge herumsaßen. Alles schien, wie es sein sollte. Die Leute rechts und links von ihr waren wie die vor und hinter ihr voll und ganz damit beschäftigt, mit ihren Nachbarn zu plaudern oder ihre Programme zu studieren. In Ermangelung eines verborgenen Attentäters, der mit einem Gewehr auf der Lauer lag, kam ich zu dem Schluß, daß ihr im Augenblick wohl keine Gefahr drohte. Also ließ ich mich wieder in meinen Sessel sinken.
    Nun betrat zu vereinzeltem Applaus der erste Geiger den Orchestergraben, die Oboe stimmte ein a an, und die anderen Instrumente fielen augenblicklich ein.
    Dann dämpfte die Mannschaft, die drei Stockwerke tiefer die Kalliope bediente, die Hauslichter, und Leroux selbst trat, von einem warmen Applaus willkommen geheißen, aus den Kulissen. Er verbeugte sich, griff nach seinem Taktstock, und schon vernahm man das vertraute tap, tap, tap , bevor der erste Takt erklang.
    Alles verlief völlig normal. Der erste Akt war ein gewaltiger Erfolg mit dem großen de Reszke als Faust, der sich danach sehnte, die Geheimnisse des Lebens zu entschlüsseln, und Plançon als Mephisto, der in einem hellen, blitzroten Licht durch eine Falltür auf der Bühne erschien und dem Faust einen Handel vorschlug. Die Arien stießen auf begeisterten Applaus. Gounouds Musik war, wenn auch immer noch zu süß für meinen Geschmack, eindeutig eine Verbesserung gegenüber der von Meyerbeer.
    Ärgerlicherweise schwatzten meine beiden Gefährten, wenn auch mit gedämpften Stimmen, wie zwei Elstern und gratulierten sich gegenseitig zu tausend Kleinigkeiten, zu denen sie auch ihren Widerstand gegen den Geist zählten.
    »Ich wußte, daß das Ganze reiner Unsinn war«, zischte Moncharmin selbstgefällig mit einer Stimme, die man noch mehrere Logen weit gehört haben mußte.
    »Absolut dummes Zeug«, pflichtete ihm der andere in einem gedämpften Brummen bei.
    Was mich betraf, so wußte ich jedoch, daß der Ärger, wenn er denn kam, im zweiten Akt beginnen würde, wenn nämlich Margarete ins Spiel kam. Aber hier irrte ich mich. Der Eröffnungschor, der mir so vertraut war, als gäbe es ihn schon seit dem Beginn aller Zeit, und Mephistos ›Lied von der Ratte‹ liefen hervorragend mit einem Plançon, das muß man schon sagen, der sich exzellenter Stimme erfreute. La Sorelli machte einen überaus günstigen Eindruck in der Rolle, die ihr nach Ansicht des Publikums ganz auf den Leib geschrieben war, und noch bevor ich wußte, wie mir geschah, war der Vorhang wieder gefallen.
    »Hervorragend, hervorragend!« riefen diese beiden Idioten (Ponelle hatte recht), erhoben sich und applaudierten, nahmen jedoch

Weitere Kostenlose Bücher