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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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Flüssigkeit. Man
merkte ihr allzu leicht an, was in ihr vorging.
    Ihre Mutter sorgte sich sonst nie
darüber, dass sie zu wenig aß. Ganz im Gegenteil sogar. Mrs. Rowland fürchtete normalerweise weit eher, dass Gigis
Appetit zu groß war und sie bald ihr Korsett nicht mehr eng genug schnüren
konnte, um aller Welt die modische Wespentaille zu präsentieren.
    Gigi starrte die Gabel an, brachte
es aber einfach nicht über sich, sie in den Mund zu stecken. Ihr Magen fühlte sich auch so schon schlecht genug
an, und sie war nicht sicher, ob er die zuckergetränkte Birne vertragen würde.
Sie ließ die Gabel wieder sinken. »Ich habe heute keinen Hunger.«
    Weil ich
vor Angst wie gelähmt bin.
    Was sie getan hatte, war
rücksichtslos und vielleicht sogar kriminell. Einen Betrug hatte sie begangen,
und das auch noch höchst stümperhaft. Alles
nur, weil sie in ihrer Ungeduld einen kruden Plan gefasst hatte. Jeder Narr
musste sofort begreifen, was für ein Schurkenstück das Ganze war und auch, dass
sie dahintersteckte.
    Was Lord Tremaine wohl tat, falls er
es herausfand? Und wie würde er dann von ihr denken?
    Ein Diener betrat den Speisesalon
und redete leise mit Hollis, dem Butler. Der ging daraufhin zu Mrs. Rowland hinüber. »Madam, Lord Tremaine
wünscht, Sie zu sprechen. Soll ich ihn bitten zu warten, bis Sie Ihr Dinner beendet
haben?«
    Nun stellte es sich als echter
Glücksfall heraus, dass Gigi nicht länger tat, als würde sie essen, weil sie
andernfalls das Besteck hätte fallen lassen.
    Mrs. Rowland erhob sich aufgeregt.
»Auf gar keinen Fall. Wir werden ihn sofort begrüßen. Komm, Gigi, ich habe so
das Gefühl, dass Lord Tremaine nicht hergekommen ist, um mit mir zu
reden.«
    Im Geiste hörte Mrs. Rowland schon
die Hochzeitsglocken läuten. Gigi hingegen fürchtete viel eher einen Skandal,
der sie für immer ruinieren würde. Dennoch blieb ihr nichts anderes übrig, als
der Mutter mit versteinerter Miene hinauszufolgen wie ein kleiner Soldat, der
nicht wie sein General vom großen Sieg träumt, sondern ein schreckliches
Blutbad erwartet.
    Und da stand er mitten im
Empfangssalon – der Mann, den sie begehrte, der sie für immer ruinieren würde,
der sich um die Pferde kümmerte und nur leicht fragwürdige Wetten anbot.
    »Lord Tremaine«,
flötete Mrs. Rowland. »Welch
eine Freude, Sie wiederzusehen. Was führt Sie zu dieser Stunde in unser
bescheidenes Heim?«
    »Mrs. Rowland, Miss Rowland.«
Hatte er sie gerade angesehen? War es ein Blick voller Verlangen oder
Verachtung gewesen? »Bitte verzeihen Sie, dass ich so spät störe.«
    »Unsinn! «, erklärte Mrs. Rowland.
»Sie wissen doch, dass Sie hier stets willkommen sind. Ganz gleich zu welcher
Tages- oder Nachtzeit. Doch nun beantworten Sie doch freundlicherweise meine
Frage. Die Neugier bringt mich schier um.«
    »Ich würde gern eine kurze
Unterredung mit Miss Rowland führen – unter vier Augen«, antwortete er
ohne Umschweife. »Ihre Erlaubnis vorausgesetzt selbstverständlich, Mrs.
Rowland.«
    Zum ersten Mal in ihrem Leben wurde
Gigi schwindelig, ohne dass sie zuvor eine Gehirnerschütterung erlitten
hatte. Entweder war er hier, um sie zu entlarven, oder aber, um ihr einen
Antrag zu machen. Obwohl ihr das kürzlich noch unvorstellbar erschienen war,
hoffte sie nun inständig, dass es um Ersteres ging. Er würde ihr die Maske von
Gesicht reißen und sie ihn auf Knien um Verzeihung anflehen. Dann würde er
davonreiten und sie sich in ihr Zimmer einschließen, um dort den Kopf gegen die
Wand zu schlagen, bis selbige ein Loch hatte.
    »Aber natürlich«, versicherte
Mrs. Rowland mit bewundernswerter Selbstbeherrschung.
    Sie ging hinaus und schloss die Tür
hinter sich. Gigi wagte nicht, ihn anzusehen. Ihr ganzer Gesichtsausdruck, da
war sie sich vollkommen sicher, hätte sie sofort verraten.
    Er stellte sich vor sie hin. »Miss
Rowland, wollen Sie meine Frau werden?«
    Bei den Worten gefror ihr das Blut
in den Adern. Abrupt hob sie den Kopf und schaute Tremaine in die Augen. »Noch
vor drei Tagen waren Sie fest entschlossen, eine andere zu heiraten.«
    »Und heute bin ich fest
entschlossen, Sie zu heiraten.«
    »Was ist denn inzwischen geschehen, dass
Sie veranlasst hat, Ihre Meinung zu ändern?«
    »Ich erhielt einen Brief der Gräfin
von Schweppenburg. Sie ist inzwischen mit einem Fürsten Lobomirski verehelicht.«
    Nein, ist sie nicht. Über den Namen
war Gigi in einem Buch über den europäischen Hochadel gestolpert, das ihrer
Mutter gehörte.

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