Sherry Thomas
wirklich
nicht mehr an mich.« Er kraulte das Hündchen hinter den Ohren. »Ich habe
dich vermisst.«
»Dürfte ich
ihn bitte zurückhaben?«, fragte Gigi kühl.
Er überreichte ihr den Hund,
allerdings erst, nachdem er Krösus noch einmal gedrückt und ihm einen Kuss aufs
Ohr gedrückt hatte. »Dein Klavier muss neu gestimmt werden.«
»Es spielt
niemand darauf.«
»Was für eine Schande.« Camden
betrachtete das Instrument wohlgefällig. »Ein Érard-Piano muss gespielt
werden.«
»Wenn du zurückkehrst nach New York,
kannst du es gern mitnehmen. Als Scheidungspräsent.« Sie hatte es ursprünglich als Hochzeitsgeschenk für
ihn gekauft, es war allerdings erst einen Monat nachdem er sie verlassen hatte
angekommen.
»Danke, darauf werde ich vielleicht
zurückkommen. Insbesondere da es ja bereits meine Initialen trägt.« Er kam
näher, und sie nahm den verführerischen Duft seines Aftershaves wahr. Unter
dem seidenen Hausmantel schien er nackt zu sein.
»Bringen wir es hinter uns«,
flüsterte sie. »Diese Ziererei ist bei einem Mann nicht gerade
attraktiv.«
»Durchaus, durchaus, das ist mir
bewusst. Leider bleibt es dabei, dass mir schlecht wird, wenn ich dich
anfasse.«
»Dann mach das Licht aus, und stell dir vor, ich wäre jemand anderes.«
»Damit dürfte es schwierig werden,
denn du bist ja nicht eben leise im Bett.«
Sie konnte nichts dagegen tun, dass
sie errötete. »Ich werde mir die Lippen zunähen lassen.«
Doch er schüttelte nur den Kopf.
»Sinnlos, ich würde dich schon an der Art erkennen, wie du atmest.«
Vor zehn Jahren wäre das eine
Liebeserklärung gewesen. Dennoch schlug ihr einsames Herz bei der Erinnerung
daran auch heute wieder schneller.
Mit einer Verbeugung erklärte er:
»Noch ein Stück, dann gehe ich zu Bett.«
Während sie hinausging, begann er
etwas zu spielen, so zart und wunderschön wie die letzten Rosen des Sommers.
Nach den ersten beiden Takten erkannte sie das Stück: Schumanns Liebestraum. Er hatte es am Abend nach ihrem ersten Kennenlernen mit Mrs. Rowland
zusammen gespielt. Selbst Gigi, eine höchst unbegabte Pianistin, war in der
Lage, das Thema des Stücks mit einer Hand nachzuspielen.
Ein Traum von Liebe. Mehr hatte sie nie mit ihm geteilt.
Mrs. Rowland kam mit ihren Bemühungen
bezüglich des Dukes nicht recht weiter.
Ein paar Tage lang war alles wie am
Schnürchen gegangen. Die Kiste mit dem Château Lafitte war prompt nach Ludlow
Court gebracht worden. Genauso prompt hatte sie ein sehr freundliches
Dankschreiben erhalten, begleitet von einem Korb voller köstlicher Marmeladen
aus den Obstgärten des herzöglichen Anwesens.
Danach kam nichts mehr. Victoria
schickte dem Duke eine Einladung zu ihrem nächsten Wohltätigkeitsfest, er
übersandte ihr einen großzügigen Scheck, sagte allerdings ab. Zwei Tage später
maßte sie sich an, Ludlow Court einen unaufgeforderten Besuch abzustatten, wurde
dort aber darüber informiert, dass der Duke nicht daheim weilte.
Es waren nun fünf Jahre vergangen,
seit sie zurück in ihr Elternhaus nach Devon gezogen war, das sie ihrem Neffen
zuvor wieder abgekauft hatte. Fünf Jahre, in denen sie mit Habichtsaugen
beobachtet hatte, wie der Duke sein Leben gestaltete, kam und ging. Daher
wusste sie ganz genau, dass er stets daheim war – außer anlässlich seines
täglichen Spaziergangs.
So blieb ihr nichts anderes übrig,
als ihn erneut dabei abzufangen.
Mrs. Rowland musterte angestrengt
die Rosen in ihrem Vorgarten. In der Hand hielt sie dabei eine Blumenschere,
obwohl natürlich kein Rosenzüchter der Welt seine Stöcke am Nachmittag
beschnitten hätte. Ihr Herz begann zu klopfen, als der Duke zur üblichen Stunde
um die Ecke bog. Sie stellte sich neben dem Gartentor in Position, aber er
grüßte sie nur knapp und rauschte davon.
Auch am nächsten Tag bezog sie
wieder Posten im Vorgarten, erzielte dabei aber keine besseren Ergebnisse. Der
Duke verweigerte schlicht jede Unterhaltung. Ihre Bemerkung über das Wetter
brachte ihr lediglich dieselbe knappe Begrüßung ein. Danach regnete es drei
Tage in Folge. Ihn hielt das nicht von seinem Spaziergang ab, den er in
Regenmantel und Überschuhen absolvierte. Sie hingegen konnte dabei unmöglich
so tun, als arbeitete sie im Garten.
Mit zusammengebissenen Zähnen
beschloss sie, noch aufdringlicher zu werden und ihn eben auf seinem Spaziergang
zu begleiten. So wahr ihr Gott helfe, sie würde diesen Duke für Gigi einfangen
und ihr vor die Füße legen, und wenn es sie das
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