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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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letzte Körnchen Würde kostete.
    In weißem Kleid und Sommermantel
wartete sie im Salon am Fenster, bis er an der Kurve in einiger Entfernung vom
Cottage auftauchte. Sofort ging sie hinaus und schwenkte dabei ihren mit
Fransen besetzten Sonnenschirm.
    »Ein wenig Bewegung würde mir
ebenfalls guttun, Euer Gnaden.« Sie lächelte und schloss das Gartentor.
»Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie begleite?«
    Er setzte den Kneifer auf und
musterte sie. Lieber Himmel, an diesem Mann war aber auch wirklich jede Geste
herzöglich. Der Duke war kein sonderlich großer Mann, vielleicht gerade einen
Meter achtzig, doch unter seinem bösen Blick hätte sich selbst der Koloss von
Rhodos wie ein Zwerg gefühlt.
    Zwar gab er ihr keine ausgesprochene Erlaubnis mitzukommen,
ließ aber den Kneifer fallen, nickte und murmelte nickend: »Madam.« Damit
ging er zügig weiter, während Victoria sich beeilen musste, um aufzuschließen.
    Natürlich hatte sie gewusst, dass er
schnell marschierte, allerdings merkte sie erst, wie schnell, als sie zehn Minuten
lang versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Ausnahmsweise wünschte sie sich
einmal, so groß zu sein wie Gigi.
    Schließlich ließ sie jede damenhafte
Beherrschung fahren und lief halb hinter dem Duke her, wobei sie den engen
Rock ihres Kleids verfluchte. So gelang es ihr endlich, ihn einzuholen. Sie
hatte sich alle möglichen Gesprächseröffnungen zurechtgelegt, doch bevor sie
noch dazu gekommen wäre, etwas Amüsantes zu erzählen, hätte sie schon wieder
weit zurückgelegen. Da sie sich außerdem ihr ganzes Leben lang stets comme
il faut benommen hatte, hielt sie es durchaus für möglich, dass sie der
Schlag treffen würde, wenn sie dem Duke noch einmal hinterherrannte.
    So kam sie lieber gleich zur Sache.
»Darf ich Sie in zwei Wochen am Mittwoch zu einem Dinner einladen, Euer Gnaden?
Meine Tochter kommt zu Besuch. Sie wäre bestimmt entzückt, Sie kennenzulernen.«
    Dafür musste sie selbst zwar erst
noch nach London fahren und Gigi an den Haaren herbeizerren, aber ihr würden
schon noch Mittel und Wege einfallen.
    »Was Essen angeht, Mrs. Rowland, bin
ich sehr schwierig und nehme normalerweise nichts zu mir, was nicht von meiner
eigenen Köchin zubereitet wurde.«
    Verflixt! Konnte dieser Mann nicht
etwas zugänglicher sein? Was musste eine Frau anstellen, um ihn in ihr Haus zu
locken? Nackt vor ihm auf und ab tanzen? Dabei hätte er sich dann bestimmt
beklagt, dass ihm beim Zusehen schwindelig wurde!
    »Könnten wir nicht ...«
    »Dennoch nehme ich Ihre Einladung
vielleicht an, falls Sie mir ebenfalls einen Gefallen tun.«
    Wäre es nicht so unglaublich
anstrengend gewesen, ihn einzuholen, wäre sie erstaunt stehen geblieben. »Es
wäre mir eine Ehre. Was kann ich für Sie tun, Euer Gnaden?«
    »Wie Sie ja wissen, liebe ich das
ruhige Leben auf dem Land«, erklärte er. Hörte sie da leisen Sarkasmus?
»Doch selbst der überzeugteste Anhänger des Landlebens sehnt sich ab und zu nach
den Vergnügungen der Großstadt.«
    »Sehr wahr.«
    »Während der gesamten letzten
fünfzehn Jahre habe ich nicht einmal an einem Spieltisch gesessen.«
    Der Duke – ein Spieler? Aber er war
doch ein Eremit, ein Gelehrter des Altertums, der die Nase nur in Bücher steckte!
»Verstehe«, sagte sie endlich, obwohl dies ganz und gar nicht der Fall
war.
    »Ich kann den Lockruf des
filzbezogenen grünen Tisches förmlich hören. Allerdings möchte ich nicht erst
ganz nach London reisen, um meine Sehnsucht zu stillen. Wären Sie vielleicht so
freundlich, ein paar Partien mit mir zu spielen?«
    Diesmal blieb sie tatsächlich wie
angewurzelt stehen. »Ich? Spielen?«
    Sie hatte noch nie im Leben auch nur
einen lumpigen Shilling gesetzt. Spielen war ihrer Meinung nach das Dümmste,
was eine Frau tun konnte. Einmal abgesehen davon, sich von einem künftigen Duke
scheiden zu lassen.
    »Selbstverständlich kann ich
nachvollziehen, wenn Sie moralische Einwände ...«
    »Nicht doch, keineswegs! «,
hörte sie sich erwidern. »Ich habe überhaupt nichts gegen ein paar harmlose
Wetten oder Glücksspiel.«
    »Oh, mir schwebte aber etwas
Aufregenderes vor«, sagte er. »Eintausend Pfund die Partie.«
    »Ich bewundere Männer, die hohe
Einsätze riskieren«, quetschte sie hervor.
    Was war nur los mit ihr? Als sie
beschloss, sich vor diesem Mann zu demütigen, hatte sie nicht auch gleichzeitig
dem Denken abgeschworen. Und was tat sie jetzt? Sie log ihm offen ins Gesicht
und machte ihm Komplimente für den

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