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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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glaubte, wie viele
Leute man dahin einladen konnte? Ob das Französisch ausreichen würde, das ihr
die Gouvernante beigebracht hatte? Wenn sie wirklich extravagante Leckereien
servierten, würden seine Freunde dann vielleicht gar nicht bemerken, dass sie
praktisch noch keine Möbel besaßen?
    Ihre kindische Vorfreude auf ein
gemeinsames Leben mit ihm, das es nie geben würde, zerriss ihn innerlich mit
wütenden Krallen. Er wollte lieber gar nicht wissen, wa rum ihn das alles so
sehr schmerzte. Es lag ein Leuchten in ihren Augen, ein Leuchten voller
Hoffnung und Glut, das sie noch immer bezaubernd, berauschend, wunderschön
machte – trotz allem, was er über sie wusste, trotz ihrer Unverschämtheit und
Selbstsucht, die der Wesenskern dieses durchtriebenen Frauenzimmers waren.
    Camden wollte sie sich mit Gewalt
nehmen, ihr zeigen, wer der Herr war, das Leuchten in ihren Augen auslöschen.
Das wäre zwar bösartig gewesen, aber zumindest einigermaßen ehrlich.
    Doch er hielt sich zurück, weil auch
er selbst durchtrieben war. Das wäre viel zu gut für sie gewesen. Ja, es hätte
sie in ihren Grundfesten erschüttert, aber schnell und auf Dauer schmerzlos. So
leicht wollte er es ihr nicht machen. Sie sollte ihn nicht für eine Bestie
halten. Angst, ja, Angst sollte sie haben, verzweifeln und sich dennoch nach
ihm verzehren, ihn weiter für den wunderbarsten Mann halten, der je gelebt
hatte.
    Damit würde sie sich jahrelang quälen,
nachdem er sie verlassen hatte. Ein machiavellischer Plan, eines Kardinals
Richelieu würdig, ein Plan, der Camden gleichermaßen befriedigte wie
beschämte.
    Nun musste er nur noch abwarten, bis
es Nacht wurde, eine schreckliche groteske Nacht.
    Camden trank gerade Cognac direkt aus der
Karaffe, als sich die Schiebetüren zwischen den beiden Schlafzimmern öffneten.
Er wandte sich um und nahm noch einen Zug, wobei er kaum spürte, wie ihm die
brennende Flüssigkeit durch die Kehle ran.
    Gigi trug leuchtendes jungfräuliches
Weiß. Ihr dunkles volles Haar fiel ihr offen und ungezähmt wie ein Wasserfall
des Höllenflusses Styx über die Schultern. Unter dem Saum des weißen Nachthemds
lugten ihre hübschen runden Zehen hervor. Plötzlich fühlte er sich ganz
betrunken.
    »Du wolltest doch zu mir
herüberkommen«, sagte sie besonders sanft.
    Stirnrunzelnd schaute er hinüber zur
Uhr auf dem Kaminsims. Ihre Zofe hatte sie erst vor ein paar Minuten verlassen.
»Ich habe mit mir selbst gewettet, dass du es zuerst nicht mehr aushältst.«
    »Ich bekam schon fast Angst«,
sagte sie und spielte mit dem seidenen Gürtel, der den Morgenmantel zusammenhielt.
»Fast dachte ich ...« Sie verstummte.
    »Was hast du gedacht?«
    »Dass du es dir vielleicht anders
überlegt hast.«
    Ein Hoffnungsschimmer stieg in ihm
auf. Wenn sie jetzt alles zugab, ihre Taten bereute, ihre Angst bezwang, ihm
gestand, was sie getan hatte, und die volle Verantwortung dafür übernahm, würde
er ihr vergeben. Nicht sofort natürlich, aber dennoch. Und im Gegenzug musste
er sich nicht länger seines eigenen hässlichen Planes schämen.
    »Wie kommst du denn darauf?«,
fragte er.
    Tu es, Gigi, mach das Richtige!
    Sie zögerte. Einen kurzen,
flüchtigen Augenblick lang wirkte sie unentschlossen und furchtsam. Doch gleich
darauf hatte sie sich schon wieder gefasst. Eine junge Kleopatra, die nur auf
ihren eigenen Vorteil bedacht war. Sie ließ den Blick über ihn schweifen:
hinunter und dann wieder hinauf. »Wahrscheinlich nur ein wenig Lampenfieber
vor der Hochzeitsnacht. Mehr nicht.«
    Statt ehrlich mit ihm zu sein,
bediente sie sich lieber weiblicher List und Tücke. Offenbar hielt sie ihn für
einen solchen Einfaltspinsel, dass er, von erotischem Verlangen verzehrt, nur
dümmlich lächeln würde und dabei nicht einmal merkte, was für ein Esel er war.
    Die Wut explodierte förmlich in ihm.
Camden schleuderte die Karaffe fort und war mit wenigen großen Schritten bei
ihr. Er würde das verlogene, intrigante Miststück aus dem Fenster hängen
lassen, bis es schreiend, weinend und flehend schließlich mit der Wahrheit
herausrückte.
    Sie öffnete den Seidenmantel und
ließ ihn zu Boden gleiten. Darunter trug sie ein Nachthemd, das so durchsichtig
war wie ein Glaskelch, hauchfeines Gewebe, das nichts verbarg.
    Atemlos blieb er stehen und starrte
sie erregt an. Diese Frau war der Traum jedes Künstlers auf der Suche nach dem
perfekten Aktbild: feste Brüste, rosige Brustspitzen, unendlich lange Beine,
geschwungene Hüften, die nur

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