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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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endgültig hinter sich
gelassen zu haben, kam Miss Neeleys Bruder hereinspaziert. Er erkannte Miss
Shoemaker wieder, weil er sie auf der Straße als Dirne gesehen hatte.
    Miss Shoemakers Lebensgeschichte
füllte eine ganze getippte Seite. Zusammengefasst hatte sie der Detektiv, den
Gigi für Krösus-Kredit Ermittlungen anstellen ließ. Kreditwünsche von Kandidatinnen
mit Referenzen und Empfehlungsschreiben überließ sie Mrs. Ramsey. Die weniger
einfach zu beurteilenden Fälle landeten bei Gigi selbst.
    Scheinbar ungerührt lauschte sie,
während eine errötende Miss Shoemaker stotternd ihre traurige Geschichte vortrug.
    »Es tut mir wirklich leid, Madam,
dass ich kein Empfehlungsschreiben vorzuweisen hab. Aber ich kenn mich
wirklich gut mit Blumen aus. Außerdem kann ich ein bisschen lesen und sehr gut
rechnen. Miss Neeley hat mich die Bücher führen lassen. Und wenn ich die großen
Gestecke für Hochzeiten und Bälle und so gemacht hab, hat sie immer ganz viele
Komplimente dafür bekommen ...« Miss Shoemaker verfiel in Schweigen. Gigis
distanzierte Eiseskälte und teure Kleidung schüchterten sie zu sehr ein.
    Und dann kam noch das Zimmer dazu.
Der schäbige Eingangsbereich und der schmale Flur ließen kein so f antastisch
eingerichtetes Büro dahinter vermuten. Kreditsuchende waren immer wieder
ungeheuer beeindruckt davon. Hier hingen in reich verzierten Rahmen Bilder von
Tadema, auf denen strahlend weißer Marmor und der unglaublich blaue Himmel
einer versunkenen Antike von der Leinwand leuchteten. Bei diesem Anblick musste
manche Frau erstaunt nach Luft schnappen. Die teuren Möbel, die auch in jeden
aristokratischen Salon der Stadt gepasst hätten, taten ein Übriges, sodass die
Kandidatinnen am Ende nur Angst hatten, die mit cremefarbenem Stoff bezogenen
Sessel mit ihrer bescheidenen Kleidung und ihrem bescheidenen Leben zu
besudeln.
    »Sie würden also gern einen eigenen
Laden eröffnen?«, fragte Gigi nach. »Haben Sie sich schon nach einem geeigneten
Ort dafür umgesehen?«
    »Ja, Madam. Es gibt da ein kleines
Geschäft in einer Seitenstraße fast an der Ecke Bond Street. Die Miete ist
nicht billig, aber es ist genau der richtige Platz.«
    Miss Shoemaker besaß Ehrgeiz und
Mut. Das gefiel Gigi. »Bond Street? Sie wollen ja gleich hoch hinaus, Miss
Shoemaker.«
    »Nein, nein, Madam, das ist es gar
nicht. Ich hab sehr lange hin und her überlegt. Kein Ladenbesitzer würde mich
einstellen. Da wär schon seine Frau dagegen, jedenfalls wenn sie etwas von
Miss Neeley gehört hätte. Aber die großen Damen kümmert das vielleicht alles
nicht, solang ich meine Arbeit wirklich gut mache.«
    Da war tatsächlich etwas dran.
»Trotzdem rate ich Ihnen, sich bei Nachfragen in eine angesehene Witwe zu verwandeln.«
    »Ja, Madam.«
    »Und am besten hören Sie sich gleich
zu Anfang um, welche Ihrer blaublütigen Kundinnen ihre Rechnungen regelmäßig
zahlt und welche glaubt, allein ihr Erscheinen in Ihrem Laden wäre Lohn
genug.«
    »Ja, Madam.« Miss Shoemaker
bekam vor Aufregung kaum ein Wort heraus.
    Gigi stellte einen Scheck aus und
steckte ihn in einen Umschlag. »Geben Sie den hier Mrs. Ramsey im Zimmer
nebenan. Sie erledigt alles Weitere.«
    Mrs. Ramsey würde Miss Shoemaker die
Einzelheiten des Krösus-Kredit-Standardvertrages erläutern, ihr erklären, was
sie mit dem Scheck genau tun sollte, und sie dann diskret zur Hintertür
hinauslassen. Gigi wollte nicht, dass die Antragstellerinnen sich gegenseitig
gratulierten und so mitbekamen, dass sie fast jedem Gesuch stattgab.
    »Oh Madam, vielen, vielen
Dank!« Miss Shoemaker verneigte sich so tief, dass sie beinahe
vornüberkippte.
    »Ich will noch was Süßes«,
quengelte jetzt auf einmal ihr Sohn,
der bisher ganz still geblieben war.
    »Psst!« Miss Shoemaker holte
eine hübsche Blechdose hervor und steckte dem Kind schnell einen Bonbon in den
Mund.
    Die Dose! Lieber Himmel! Die war von Demel in Wien. Genauso eine hatte neben Gigis Hand auf dem Schreibtisch
gelegen, als Camden sie beim letzten Mal genommen hatte.
    »Woher
haben Sie die?«, fragte sie scharf.
    »Von einem Gentleman draußen vor
Ihrem Büro, Madam«, antwortete Miss Shoemaker und schaute Gigi unsicher
an. »Er hat sie mir gegeben, weil Timmy nicht aufhören wollte zu weinen.
Entschuldigen Sie, Madam, ich hätt sie nicht annehmen dürfen. Das war natürlich
ganz falsch.«
    »Schon gut.
Sie haben nichts getan.«
    »Aber Madam
...«
    »Mrs.
Ramsey erwartet Sie bereits, Miss Shoemaker.«
    Gigi suchte

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