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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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waren?«
    »Weil keiner meiner Besuche länger
als eine halbe Stunde dauerte und Sie bei Ihren Ferienaufenthalten zum Tee nie
daheim weilten. Im Sommer waren Sie meist an der See in Torquay zum Baden. Und
im Winter irgendwo zur Jagd oder bei Klassenkameraden.«
    Weil er für seine Mutter nie Zeit
gehabt hatte. Sofern er daheim weilte, nahm er am Abend das Dinner mit ihr gemeinsam
ein. Damals hatte er geglaubt, seinen Verpflichtungen als Sohn damit Genüge zu
tun.
    »Ihre Mutter sprach ansonsten so
liebevoll von Ihnen, dass ich einen anhaltend guten Eindruck von Ihnen bekam,
der schließlich zu unserem heutigen Gespräch führte ...«
    »Bis Lady Avery und Lady Somersby
Sie über die we niger hell strahlenden Abschnitte meiner Vergangenheit
aufklärten.«
    »Tatsächlich war meine Tochter die
Erste, die mir davon erzählte.« Sie lächelte leicht. »Sie hält leider gar
nichts von Ihnen. Allerdings stützt sich ihre Meinung allein darauf, wie Sie
Ihren Sturm und Drang erlebt haben, was vielleicht ein wenig voreingenommen
ist.«
    Mrs. Rowland sammelte ihre Pralinen
ein, stapelte sie vor sich auf und mischte die Karten. »Jetzt sind Sie dran mit
Setzen, Sir. Obwohl ich selbstverständlich äußerstes Verständnis dafür hätte,
wenn Sie nun nicht mehr länger bleiben wollten. Immerhin habe ich gerade
zugegeben, dass ich Sie bisher belogen habe.«
    Das stimmte nicht ganz. Sie hatte
ihn nicht bisher belogen. Sie belog ihn immer noch! Und das
alles nur, damit ihre Tochter nach der Scheidung noch weiter gesellschaftlich
aufsteigen konnte.
    Trotzdem fühlte Langford, dass ihn
mit Mrs. Rowland jetzt ein seltsames Gefühl verband.Vor dreißig Jahren, als die
junge Mrs. Rowland der Duchess freundliche Besuche abstattete, hatte er abends
schmollend und schlecht gelaunt am Tisch gesessen und seine Mutter, so gut es
ging, übersehen. Genau genommen hatte er die Frau, die ihm das Leben geschenkt
hatte, eigentlich nie gekannt. Nicht einmal der Tod seines Vaters löste in ihm
den Wunsch aus, der Duchess näherzukommen. Sie war stets gesund gewesen. Also
hatte er fest angenommen, dass sie noch jahrzehntelang sorgenvoll seinetwegen
die Hände ringen würde.
    Entschlossen schob er fünf Pralinen
in die Mitte des Tisches. »Teilen Sie aus.«

Kapitel 19
    31. Mai 1893
    »Wie Sie sehen, bieten wir ganz
großartige Kutschen an, die bestimmt Ihren Vorstellungen gerecht werden«,
sagte der drahtige Schotte. Er war der Eigentümer der Firma Adams' Elegante
Kutschen, Kauf oder Miete.
    »Ganz recht«, bestätigte
Camden. »Ausgezeichnete Wagen. Ich verlasse die Stadt jetzt für ein, zwei
Tage. Wenn ich zurückkehre, werde ich mich entscheiden.«
    »Sehr gut, Sir«, sagte Adams.
»Würden Sie uns die Ehre machen, Sie in einer unserer Kutschen heimfahren zu
dürfen?«
    »Es wäre mir ein großes Vergnügen.«
Camden lächelte. »Hier entlang bitte.«
    Ein beeindruckender schwarzgoldener
Landauer war schon angespannt, als sie den Hof betraten.
    »Ah, wir haben Besuch von Mrs.
Krösus«, erklärte Adams auf einmal erfreut.
    »Wie meinen?«, erkundigte sich
Camden. Er musste sich wohl verhört haben. Mrs. Krösus? Sofort sah er im Geiste
eine kleine Hündin mit goldener Leine und diamantbesetztem Halsband.
    »Würden Sie mich für einen
Augenblick entschuldigen, Mr. Saybrook?«, bat der Schotte.
    Er eilte davon, um die Dame zu begrüßen,
die gerade in den Landauer steigen wollte. Eine mehrreihige Kette aus Perlen
teuerster Qualität zierte ihr ansehnliches De kolleté. Ansonsten war sie ganz
und gar in mit Goldfäden durchwirkten Brokat gekleidet. Von ihrem übergroßen
und überladen verzierten Hut hing ein kinnlanger Schleier, der mit winzigen
Diamanten bestickt war, die in der Sonne glitzerten.
    Die Frau sah wirklich genauso aus,
wie man sich eine Mrs. Krösus vorgestellt hätte. Camden fragte sich, weshalb
Gigi, eine der reichsten Frauen Englands, sich selten danach kleidete. Wenn er
sie beim nächsten Mal sah, konnte sie ihm das ja einmal erklären. Wann immer
das auch sein mochte. Am Morgen nachdem er sie das letzte Mal besessen hatte,
ließ sie ihm eine knapp formulierte Nachricht zukommen. Darin setzte sie ihn
davon in Kenntnis, dass sie während der nächsten Woche für die Erbenzeugung
nicht zur Verfügung stand. Und seitdem hatte er sie kaum zu Gesicht bekommen.
    Heute war die Woche vorüber.
    Adams kümmerte sich hingebungsvoll
um Mrs. Krösus. Sie akzeptierte seine Aufmerksamkeiten huldvoll und von oben
herab, was ihn offenbar nur noch

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