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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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heutzutage anderer Mittel bedienen,
um ans Ziel zu gelangen. Ich hoffe, Sie finden meine Offenheit nicht
beleidigend.«
    Es kam äußerst selten vor, dass
Langford nicht mehr ein noch aus wusste. Im Augenblick half nur, sich immer wieder
zu sagen, dass sie ihn ausschließlich als Gatten für ihre Tochter wollte. Nur
darum ging es ihr. Ihre Tochter sollte endlich das Diadem aus Erdbeerblättern
bekommen. Das hatte Mrs. Rowland ihrer Katze damals unmissverständlich
mitgeteilt, als die nicht im Baum bleiben wollte.
    »Wieso fiel Ihre Wahl auf
mich?« Er räusperte sich, als er hörte, dass er fast krächzte. »Sie müssen
verzeihen, aber bei einer attraktiven, gut situierten Frau darf man das schon
fragen. Wenn Sie es allgemein bekannt machten, dass Sie einen Mann ...«
    »Dann könnte ich mich vor
Heiratsschwindlern und Schleimern kaum noch retten. Ich bin damals nach Devon
zurückgekehrt, um denen endlich zu entgehen«, antwortete sie ruhig.
»Damit, dass meine Wahl auf Sie fiel, Sir, hat vor allem Ihre verstorbene
Mutter zu tun.«
    »Meine Mutter?«
    Langfords Mutter war vier Monate
nach seinem Vater an Typhus dahingeschieden. Wäre sie länger am Leben geblieben,
hätte er sich wahrscheinlich nicht auf ganz so viele Abenteuer eingelassen.
Wenn auch nur aus dem Grund, sie vor Klatschbasen wie seinen Cousinen zu
beschützen.
    »Bitte verzeihen Sie, dass ich erst
tat, als hätte ich keine Ahnung, wer Sie sind, Eure Gnaden.« Sie drehte
ihre Karten um. Ass und Bube – einundzwanzig! »Tatsächlich weiß ich seit vielen
Jahren, wer Sie sind, wenn wir einander auch nie vorgestellt wurden. Ich habe
meine Jugend in diesem Haus verbracht und Sie damals schon oft draußen gesehen,
wenn Sie hier in den Ferien weilten.«
    Er nahm die kleine Kuchenzange, die
sie ihm hinhielt, und reichte ihr damit drei Pralinen von seinem kleinen
Tablett. »Woher kennen Sie meine Mutter?«
    »Im Jahre 1861 habe ich den
Wohltätigkeitsbasar mit organisiert, und sie war eine der Schirmherrinnen. Sie
mochte mich und lud mich einmal die Woche zum Tee nach Ludlow Court ein.«
Mrs. Rowland lächelte versonnen. »Ich glaube, sie war etwas einsam, so allein
mit einem kranken Gemahl auf dem Landsitz. Sie hatte hier kaum Freunde und
konnte auch nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Das hätte angesichts
des bedauerlichen Zustands Ihres Vaters einen schlechten Eindruck
gemacht.«
    Verwirrt starrte er sie an. Ob sie
noch immer fantasierte? Er hoffte verzweifelt, dass sie jetzt die Wahrheit sagte.
Seit Jahren hatte er mit niemandem mehr über seine arme Mutter – seine Eltern –
gesprochen. Niemand erkundigte sich je, wie es war, so verwaist zu sein. Man
hatte wohl wegen seines späteren Lebenswandels allgemein angenommen, dass er
froh gewesen war, die Eltern los zu sein. Die konnten ihn nicht mehr von seinen
Sünden abhalten.
    Mrs. Rowland nahm ein in Papier
eingewickeltes Stück Schokolade und spielte damit, die hauchzarte Verpackung
raschelte unter ihren Fingern. »Sie hat nicht oft über die Gesundheit ihres
Gemahls gesprochen, denn ihr war ja bewusst, dass es nur noch eine Frage von
Monaten war. Dafür hat sie aber sehr viel von Ihnen erzählt. Ihre Mutter war
sehr stolz, weil Sie der Beste in antiker Geschichte und Philologie waren.
Einmal zeigte sie mir sogar einen Brief, den Ihnen Professor Thompson
vom Trinity College geschrieben hatte und in dem er Ihnen dazu gratulierte,
wie großartig Ihr Altgriechisch sei. Allerdings machte sie sich auch Sorgen
Ihretwegen. Die Duchess sagte damals, Sie wären so wild wie der afrikanische
Dschungel und dass Sie aus Ihnen nicht ganz schlau würde. Es bekümmerte sie,
dass weder sie selbst noch Ihr Vater in der Lage schienen, Sie zu erziehen.
Dennoch hoffte sie, dass der Einfluss der richtigen Ehefrau sich vorteilhaft
auf Sie auswirken würde.«
    Langford saß da wie die
fleischgewordene Sprachlosigkeit. Mrs. Rowlands Offenbarungen schockierten ihn
weit mehr, als er es für möglich oder auch nur wahrscheinlich gehalten hätte.
Noch vor fünf Minuten war er selbstzufrieden davon ausgegangen, dass er sehr
viel besser über seine Gastgeberin Bescheid wusste, als die im Mindesten ahnte.
Und jetzt stellte sich heraus, dass es eigentlich genau umgekehrt war. Sie war
eine Vertraute seiner Mutter gewesen, hatte ihn schon als Jugendlichen
beobachtet und wusste sogar von seinem Schatz, dem Brief von Professor
Thompson.
    »Weshalb sind wir uns nie begegnet,
wenn Sie wirklich so oft auf Ludlow Court

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