Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
Vom Netzwerk:
draußen alles ab, aber von
Camden war weit und breit nichts zu sehen. Also fuhr sie im Landauer zurück zu
Mr. Adams und gestattete dem Schotten, ihr eine Droschke anzuhalten. Damit fuhr
sie zu Madame Elise, wo ihr noch eine Viertelstunde Zeit blieb, um Stoff für
eine neue Stola auszuwählen, bevor ihre eigene Kutsche eintraf, um sie
abzuholen.
    Zu Hause angekommen, fand sie Camden
in seinem Schlafzimmer, wie er gerade einen Stapel weißer gestärkter Hemden in
einen Reisesack verfrachtete.
    »Wie kommst du dazu, mir zu
folgen?«
    »Neugier, teure Mrs. Krösus. Ich war
zufällig bei Mr. Adams, als du dort aufgetaucht bist«, erklärte er, ohne
sie anzusehen. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. »Wenn du mich durch
Zufall dabei erwischt hättest, dass ich mich, herausgeputzt wie der König bei
der Krönung, Lord Konto nenne und höchst mysteriösen Geschäften nachgehe, was
hättest du dann wohl gemacht?«
    »Mich weiter um meine
Angelegenheiten geschert«, erwiderte sie nicht sonderlich überzeugend.
    »Aber selbstverständlich«,
murmelte er. »Wie dem auch sei, dein Geheimnis ist jedenfalls bei mir
sicher.«
    »Es ist gar kein Geheimnis. Mir geht
es nur darum, anonym zu bleiben. Die Frauen, die sich an Krösus-Kredit wenden,
sind nicht unbedingt das, was unsere ach so moralischen Kreise unschuldig in
Not Geratene nennen. Und ich habe keine Lust, großartige Erklärungen abzugeben,
warum ich da helfe.«
    »Verstehe.«
    »Nein, das tust du mit Sicherheit
nicht.« Was wollte Mr. Einflussreich-und-Perfekt da bitte verstehen?
»Diese Frauen arbeiten hart, obwohl sie eine Vergangenheit haben. Die meisten
von ihnen brauchen nur ein paar lausige Pfund, um wieder auf die Beine zu
kommen.«
    »Wie viel Geld hast du denn heute
verliehen?«
    Sie zögerte. Wollte er wirklich
genaue Zahlen hören? »Fünfundsechzig Pfund.«
    Erstaunt hob er die Brauen. »Eine
ansehnliche Summe. Hat Miss Shoemaker etwas davon abbekommen?«
    »Zehn Pfund.« Das war ein
vergleichsweise großer Betrag. Arbeiterfrauen verdienten häufig nicht mehr als
zwei Pfund die Woche.
    »Und Miss Dutton?«
    »Acht Pfund. Miss Dutton hat eine
bemerkenswert gute Handschrift und kann außerdem zeichnen. Wenn sie ihre
selbstzerstörerischen Anwandlungen unter Kontrolle bringt, hat sie eine sehr
angenehme Zukunft vor sich.«
    Er ließ den Hemden drei Krawatten
folgen und sah auf.
    »Allein auf Treu und Glauben? Ich
wette, Miss Dutton konnte auch keine Empfehlungsschreibungen beibringen.«
    »Ich beschäftige einen
Privatdetektiv. In sechs Jahren haben mich nur drei Frauen nicht wieder
ausbezahlt, und eine von ihnen wurde von einer Kutsche überrollt.«
    »Bewundernswert.«
    »Tu nicht so herablassend.” Diese
gleichgültige Bemerkung ärgerte sie einfach. »Die Geschäftspolitik von Krösus-Kredit
mag ungewöhnlich sein, sie ist indes zweifellos legal und höchst anständig. Ich
bin jedenfalls sehr viel zufriedener, seit es Krösus-Kredit gibt.«
    Er verschloss den Reisesack und kam
zu ihr herüber. »Nur keine Sorge«, sagte er und legte ihr die Hände auf
die Schultern. Als sie vor seiner Berührung zurückschreckte, machte er noch
einen Schritt auf sie zu und umfasste ihr Gesicht.
    »Bitte beruhige dich, ich finde es wirklich bewundernswert, was du da tust. Ich bin froh, dass sich jemand der
Verlorenen erinnert. Und besonders, dass du es bist.«
    Selbst wenn er sie im Vatikan für
die Heiligsprechung vorgeschlagen hätte, Gigi wäre kaum erstaunter gewesen. Er
ließ sie stehen und trat an den halbmondförmigen Tisch, um seine Taschenuhr
aufzuziehen. Dabei schwieg er.
    »Gut, dann darf ich mich wohl von
dir verabschieden«, sagte sie. »Ich wünsche eine angenehme Reise.«
    »Ich fahre nach Devon, um dort mit
deiner Mutter und dem Duke of Perrin zu soupieren. Mein Zug fährt um zwölf Uhr
dreiundfünfzig von der Victoria Station. Lass dir doch rasch ein Sandwich
einpacken und begleite mich.«
    Ein dutzend Gedanken rasten ihr
gleichzeitig durch den Kopf. Er wollte sie nur deshalb in seiner Nähe, damit er
sie rasch schwängerte, damit Mrs. Rowland ihn nicht wegen der Scheidung
quälte, damit es weniger peinlich wurde bei Tisch mit dem Duke. Doch es half
alles nichts, trotz dieser zahlreichen Vermutungen freute sie sich einfach über
seine Bitte.
    »Aber ich sagte ihr bereits, dass
ich nicht erscheinen werde.«
    »Gib deiner Mutter eine
Chance«, erklärte er. »Sie wird bestimmt ganz aus dem Häuschen sein, wenn
sie dich sieht.«

Kapitel

Weitere Kostenlose Bücher