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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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Und zu Weihnachten und zum
Geburtstag schickt sie meinen beiden Jungen Geschenke. Ach ja, und wenn
Christopher wieder einmal mehr ausgibt, als seine Apanage erlaubt, hält sie ihm
eine Standpauke und ermahnt ihn zur Sparsamkeit«, erwiderte Claudia.
»Statte ihr doch im Hotel einen Besuch ab. Was wäre schon so schlimm daran?
Sie wohnt im ...«
    Er hielt ihr einen Finger an die
Lippen. »Du hast es ja selbst gesagt: Falls ich es wirklich wissen will, werde
ich es schon allein herausfinden.«
    Später dann, während der Nacht,
versagte Camdens gesunder Menschenverstand doch. Er überstand die Kutschfahrt
zu Mrs. Allens Hotel noch unbeschadet, stieg, bei deren Hotel angekommen, auch
erst aus und hätte dann sogar fast das Foyer betreten. Die zweiflügelige Eingangstür
stand weit offen, links und rechts hatten zwei freundliche Portiers Posten
bezogen. Leider überwältigte Camden genau in diesem Augenblick eine geradezu
absurde Neugier, was seine Frau anging.
    Er drehte um und erkundigte sich bei
Claudias Kutscher, zu welchem Hotel der sie und ihren Gemahl Pedar am Abend
gefahren hatte. So kam es, dass die junge, reiche und attraktive Witwe Mrs.
Allen, die er auf der Überfahrt von den USA nach Europa kennengelernt hatte,
an diesem Abend keinen Besuch von ihm erhielt. Und das, obwohl sie mehrfach
darauf hingewiesen hatte, dass sie sich gern mit ihm einmal in ganz privatem
Rahmen unterhalten würde ...
    Stattdessen ließ Camden sich zu dem
Hotel bringen, in dem Gigi residierte. Die war an diesem Abend tatsächlich allein.
Begleitet wurde sie bei dieser Reise tatsächlich nur von einer Zofe,
versicherte man ihm eifrig, und sie hatte in Kopenhagen bisher ausschließlich
Pedar und Claudia empfangen.
    Eigentlich waren damit Camdens
brennende Fragen beantwortet, und er hätte sich zufrieden verabschieden können.
Stattdessen sprach er mit dem Portier über Preise in dänischen Kronen. Zum
Beispiel, wie viele davon der gute Mann dafür erwarten durfte, falls er Camden
Einzelheiten über Lady Tremaine verriet, solange die in Kopenhagen weilte. Um
es genau zu sagen, stiftete Camden den Portier an, Gigi heimlich zu bespitzeln.
    Es war ein Leichtes herauszufinden,
wohin sie ging und was sie tat, weil das Hotel ihr die Kutsche bereitstellte.
Schon am nächsten Morgen erhielt Camden diesbezüglich ersten Bericht. Nach ein
paar Tagen wusste er genau darüber Bescheid, was seine Gattin zum Frühstück
aß, wel che Denkmäler sie sich anschaute, wann sie ihr abendliches Bad nahm
und sogar, wo sie bestickte Tischwäsche gekauft hatte.
    Je mehr er erfuhr, desto mehr wollte
er wissen. Wie sah sie aus? Hatten die Jahre hässliche Spuren hinterlassen? War
sie noch immer dieselbe Frau, die er damals verlassen hatte? Oder hatte sie
sich in einen Menschen verwandelt, den er kaum wiedererkennen würde?
    Sobald er erfuhr, dass Gigi plante,
am Abend den Vergnügungspark Kopenhagens zu besuchen – das Tivoli –, sagte er
seine Verabredung mit Mrs. Allen ab. Er hatte sich gerade noch so weit unter
Kontrolle, um sich zumindest am helllichten Tag nicht in die Nähe seiner
Gattin zu wagen. Doch vielleicht, ganz vielleicht gelang es ihm ja nachts,
einen Blick auf sie zu erhaschen, während er unerkannt im Dunkeln blieb. Er
suchte den Park so lange nach ihr ab, dass es ihm wie eine Ewigkeit vorkam.
Bestimmt hatte er sich inzwischen in einen Greis verwandelt.
    Schließlich entdeckte er Gigi auf
dem großen Karussell. Sie saß lachend auf einem Holzpferd und hielt sich an
dessen vergoldeter Stange fest, während eine Brise vom Meer in ihre langen
weißen Röcke fuhr.
    Sie sah gut aus. Nein, viel besser
als gut. Ganz und gar bezaubernd.
    Im orangefarbenen künstlichen Licht
des Parks wirkte sie wie eine nordische Sagengestalt – eine Naturgewalt,
gefährlich und voll sinnlicher Kraft. Mancher Mann starrte sie aus großen Augen
und mit offenem Mund an.
    Camden beobachtete seine Gemahlin,
bis er kaum noch Luft bekam. Was hatte er sich nur gedacht? Um ehrlich zu sein,
hatte er wohl gehofft, sie würde blass und gequält aussehen, ohne jede
Lebensfreude. Dass sie sich noch immer sichtlich nach ihm verzehrte. Noch
immer verliebt in ihn war.
    Diese Frau hier im Tivoli aber
brauchte ihn nicht.
    Eilig drehte er sich um und ging
fort. Danach ließ er sich nichts mehr über Gigi berichten. Der Wahnsinn musste
ein Ende haben. Ansonsten versuchte er
zu verdrängen, dass er sie mit den Augen verschlungen hatte wie ein hungriger
Hund die Auslagen im Schaufenster

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