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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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eines Delikatessengeschäfts. Er wandte seine
Aufmerksamkeit wieder ganz Mrs. Allen zu und entschädigte sie dafür, dass er
sie eine Weile schmählich vernachlässigt hatte.
    Doch dann folgte das Zusammentreffen
am Kanal.
    Mrs. Allen sah ausgesprochen attraktiv
aus in ihrem weißen und pfirsichfarbenen Kleid. Die Umgebung, in der sie sich
befanden, war ähnlich farbenfroh. Man hatte die Häuser am Ufer des Kanals bunt
angestrichen, in allen Tönen, die sich auch im Kleiderschrank einer modebewussten
Engländerin fanden: rosa, gelb, taubengrau, zartblau, burgunderrot, rostrot.
Die Sonne näherte sich ihrem Zenit, und das Wasser des Kanals glitzerte.
    »Himmel, das musst du dir ansehen!
«, rief auf einmal Mrs. Allen und nahm ihn beim Ellbogen. »Dort oben das
offene Fenster im zweiten Stock. Kannst du den Mann und die Frau
erkennen?«
    Camden schaute in die gewiesene
Richtung und suchte noch die Fenster der Häuserfront am gegenüberliegenden
Ufer des Kanals ab, als er fühlte, dass er beobachtet wurde.
    Gigi!
    Sie saß in einem hübschen
Ausflugsboot unter einem weißen Sonnenschirm und war offenbar auch heute dabei,
alle Annehmlichkeiten und Sehenswürdigkeiten zu genießen, die Kopenhagen seinen
Besuchern zu bieten hatte. Im Augenblick allerdings musterte sie ihn stirnrunzelnd,
als könnte sie sich nicht mehr wirklich daran erinnern, wer er war – oder als
ob sie sich zumindest nicht erinnern wollte.
    Sein Äußeres hatte sich seit ihrer
letzten Begegnung verändert. Das Haar war deutlich länger, und er ließ sich
inzwischen einen Vollbart stehen.
    Die Blicke der beiden trafen sich.
Gigi sprang von ih rem Sitz auf, der Sonnenschirm fiel ihr aus der Hand und
knallte auf die Planken. Ganz blass schaute sie Camden entsetzt an. So hatte er
sie noch nie erlebt. Fassungslos sah sie herüber, ihre Verletzlichkeit stand
ihr offen im Gesicht geschrieben.
    Während ihr Boot vorüberglitt, lief
sie an der Reling entlang, ohne auch nur einmal die Augen von Camden abzuwenden.
Dann stolperte sie und fiel hin. Sein Herz setzte einen Schlag aus, sie schien
den Fall jedoch gar nicht zu spüren, so schnell war sie wieder auf den Beinen.
Bis zum Heck des Schiffs lief sie weiter und starrte ihn an. Näher konnte sie
ihm nicht kommen.
    Ausgerechnet in diesem Moment lehnte
Mrs. Allen den Kopf an seine Schulter und rieb ihre Wange daran wie ein kleines
Kätzchen.
    »Ich komme um vor Hunger«,
erklärte sie. »Bring mich in ein Restaurant mit dänischem kalten Buffet.«
    »Sehr gern«, antwortete er
unbeholfen.
    Gigi stand wie erstarrt an der
Reling und wirkte auf einmal schrecklich erschöpft, als hätte sie in genau
dieser Pose schon die gesamten tausendachthundert Tage ausgeharrt, seit sie
damals aus Paris abgereist war.
    Sie liebte ihn noch immer. Der Gedanke tanzte wild durch seinen
Kopf, sodass Camden ganz heiß und schwindelig davon wurde. Sie liebte ihn
noch immer.
    Plötzlich konnte er sich nicht mehr
entsinnen, was sie ihm eigentlich angetan haben sollte. Ihm war nur bewusst,
dass er während der letzten fünf Jahre das größte Riesenross der Welt gewesen
war. Jetzt spürte er all die alten Sehnsüchte wieder, denen er doch eigentlich
auf ewig abgeschworen hatte.
    Wie im Traum nahm er mit Mrs. Allen
den Lunch ein und brachte sie dann eilig zurück ins Hotel, damit sie ihren
Schönheitsschlaf halten konnte. Die Einladung, ihr dabei Gesellschaft zu
leisten, lehnte er ab, als entwickelte sie gerade erste Pestbeulen. Danach
raste er durch Kopenhagen – vom Barbier zum Juwelier und dann zurück zu Claudia, um seinen besten Gehrock
anzulegen.
    Frisch rasiert und mit einem Strauß
Blumen betrat er anschließend das Hotel seiner Gemahlin. Er war entsetzlich
aufgeregt. Zwei Mal musste er sich räuspern, bis er ein Wort herausbrachte und
mit dem Portier reden konnte.
    »Ist ... ist Lady Tremaine
anwesend?«
    »Nein, Sir, leider nicht«,
erklärte der Mann. »Sie hat unser Haus gerade verlassen.«
    »Verstehe. Und wann wird sie
zurückerwartet?« Dann würde er eben bis zu ihrer Rückkehr hier warten. Von
jetzt an ging er jedenfalls nirgendwo mehr ohne sie hin.
    »Verzeihung, Sir«,
entschuldigte sich der Portier. »Lady Tremaine ist abgereist. Sie befindet sich
auf dem Weg zum Hafen. Wenn ich recht gehört habe, wollte sie Kopenhagen um
zwei Uhr an Bord der Margarete verlassen.«
    Jetzt war es fünf nach zwei.
    Camden rannte auf die Straße, hielt
die erste Droschke an und versprach dem Kutscher den gesamten Inhalt seiner
Börse,

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