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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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falls der den Hafen erreichte, bevor die Margarete ablegte. Doch
als sie in den Hafen einfuhren, war von dem Dampfer nur noch in weiter
Entfernung der Rauch aus seinen drei Schornsteinen zu erkennen.
    Trotzdem bezahlte Camden den Fahrer
mit dem doppelten Preis und starrte dann hinaus aufs Meer. Er konnte es
einfach nicht fassen. Wollte es schlicht nicht wahrhaben, dass er alle seine
Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft so schnell wieder begraben musste.
    Zum ersten Mal in seinem Leben
wusste er nicht mehr weiter und hatte keine Ahnung, was er nun tun sollte. Er
hätte ihr natürlich nach England folgen können. Doch da würden nur all die
bösen Erinnerungen an ihre traurige Vergangenheit warten und sie alle beide
unter sich begraben. Dort fiel ihm dann bestimmt auch wieder ein, weshalb er
sie damals verlassen hatte. In England konnten weder er noch sie so einfach
über ihren Schatten springen und dem anderen verzeihen.
    Möglicherweise wollte das Schicksal
es eben anders.
    Nach ein paar Stunden hatte er sich
selbst davon überzeugt, dass sein Schutzengel ihn in Schwerstarbeit wohl vor
dem Schlimmsten bewahrt hatte. Wenn sie nun wirklich im Hotel gewesen wäre ...
Wenn er wirklich alle Vernunft hätte fahren lassen ... Wenn er wirklich zu ihr
zurückgegangen wäre – zu einer Frau, der er nie mehr vertrauen konnte ...
    Nein, unvorstellbar das Ganze, sagte
er sich. Und er konnte es sich tatsächlich nicht richtig ausmalen. Ein kluger;
beherrschter Mann wie er ... Unmöglich! Fest umklammerte er die Schatulle mit
der Diamantkette, die er gerade gekauft hatte. Ihr Funkeln und Glitzern war genauso
bezaubernd wie Gigi selbst. Mrs. Allen erwartete nun ein ungeheuer teures
Abschiedsgeschenk.
    Den Blumenstrauß warf er ins
Hafenbecken und sah den Blüten nach, bis die Wellen sie auseinandertrieben. Wer
hätte aber auch gedacht, dass Gigi nach all diesen Jahren immer noch die Macht
besaß, ihn bis in die Grundfesten zu erschüttern, ohne ihn auch nur einmal zu
berühren?

Kapitel 21
    31.Mai 1893
    Gigi wünschte, sie könnte diesen Mann,
mit dem sie ja verheiratet war, besser einschätzen.
    Sie hatte ganz fest damit gerechnet,
dass er sie im Privatabteil des Zuges nach Devon nehmen wollte. Daher hatte
sie auch daheim schnell noch Vorkehrungen getroffen.
    Tatsächlich aber begann er an
irgendeiner technischen Zeichnung zu arbeiten, noch bevor der Zug die Victoria
Station verließ. Um sich die Zeit zu vertreiben, blieb ihr nichts weiter, als
durchs Fenster zuzuschauen, wie die Welt mit sechzig Meilen die Stunde an ihr
vorüberzog. Und sich dumm vorzukommen.
    Und unsicher. Und ein wenig kopflos.
    Er hatte ihr wirklich und
tatsächlich ein ehrliches Kompliment gemacht. Noch dazu für eine Sache, die
ihr eine Menge bedeutete. Seitdem fühlte sie sich wie eine blutjunge
Debütantin, die bei ihrem ersten Ball von einem faszinierenden und
stadtbekannten Draufgänger aufgefordert worden war. Auch deren kurzfristige
Verliebtheit wurde nicht erwidert, was allen bewusst war, nur leider konnte
weder die kleine Debütantin noch Gigi viel an ihren Gefühlen ändern.
    Um sich abzulenken, warf sie einen
Blick hinüber auf seine Zeichnung. Offenbar arbeitete er an einem Automobil.
Gigi hatte im letzten Sommer das Benzwerk in Mannheim besucht und war kurz
davor, mit Herrn Benz selbst die Bedingungen für eine Lizenz zu verhandeln, um
seine Wagen in ihren eigenen Fabriken fertigen zu lassen. Als echte Rowland lag
ihr das Geschäftemachen im Blut, und so erkannte sie natürlich augenblicklich,
wie viel Geld sie sparen würde, wenn sie stattdessen Camdens Automobile bauen
würde. Jedenfalls so denn seine Entwürfe und Planungen am Ende funktionierten.
    Und wenn sie wirklich miteinander
verheiratet gewesen wären.
    »Stimmt etwas nicht mit dem Motor,
dass du jetzt Verbesserungen daran vornimmst?«, erkundigte sie sich.
    »Bisher stößt die Maschine die
Abgase nicht schnell genug aus, wenn sie dreihundert Umdrehungen pro Minute macht«,
erklärte er, ohne aufzusehen. Es wunderte ihn scheinbar nicht im Mindesten,
dass sie sich mit Dingen auskannte, von denen die allermeisten Frauen – und Männer
– nicht die geringste Ahnung hatten.
    Nun, andererseits wusste er ja genau
über den fabelhaften Mr. Williams Bescheid, der ihr zunächst Technik-Unterricht
erteilt hatte, bevor er dann ihr Geliebter geworden war.
    »Der Ausstoßkreislauf muss früher
anlaufen«, sagte sie. »Dafür verliert der Motor zwar ein wenig an Zug, allerdings
verbessert sich

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