Shkarr (German Edition)
Anwalt um und sah ihn an. Dieser räusperte sich. „Das kann ich nicht genau sagen. Geschworene würden das entscheiden. Man kann unter Umständen mildernde Faktoren mit einrechnen. Vielleicht auch geistige Verwirrung. Das muss festgestellt werden.“ Der Anwalt spekulierte, worauf der Hauptermittler hinaus wollte. Da er sich nicht sicher war, präzisierte er: „Ich würde sagen, da die Todesstrafe schon seit zwei Jahrzehnten nicht mehr ausgesprochen wurde, würde wahrscheinlich eine lebenslange Haftstrafe in Betracht kommen.“
Der SkarraSHrá fuhr mit seinen Fingern über ein holografisches Display, ohne zu lesen, was sich vor ihm auftat. „Dies stimmt auch mit unseren Ermittlungen überein. In welchem Gefängnis würde Mr. Ros seine Strafe antreten müssen?“
„In Sec III!“, zischte Mr. Kline.
Krischan zuckte zusammen. Das war ein berüchtigtes Gefängnis auf einer Kolonie der Erde, in der „Ebene der Stille“ des Mondes, und unwillkürlich war ihm die Todesstrafe lieber als nur ein Tag in dieser Hölle. Entsetzt hielt er den Atem an.
Gerome schien zu überlegen und würdigte dabei keinen der Anwesenden eines Blickes. Dann schaute er wieder auf und nichts verriet dabei seine Gedanken.
„Angenommen“, erhob er seine Stimme. „Ich würde dem Antrag der Erde nachgeben und Mr. Ros der Justiz der Erde übergeben. Diese würde ihn schuldig sprechen und ihn zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilen: Wie lange würde ein Mensch mit Mr. Ros’ Konstitution einen Aufenthalt in Sec III, so sagten Sie, überleben?“
Krischan mochte kaum zu glauben, dass Gerome so eine Frage stellte. Auch die anderen Menschen sahen sich verblüfft an.
„Das muss ich nachschauen“, antwortete der Anwalt zögernd. „Einen Augenblick.“ Die Finger fuhren geradezu hektisch über das Display seines Planers. Dann schien er endlich die Daten gefunden zu haben. „Es gibt tatsächlich eine Untersuchung darüber. Danach würde seine Lebenserwartung etwa zwei bis zweieinhalb Jahre betragen.“
Krischan wurde schlecht. Er konnte es förmlich spüren, wie lähmende Kälte nach ihm griff. Warum wurde das überhaupt erörtert? Hatten zum Tode Verurteilte nicht irgendwelche Rechte? Jetzt wurde hier über den Zeitraum seines Sterbens verhandelt. Krischan schluckte mühsam.
„Wir halten also fest“, fuhr Gerome fort, „Im Falle einer Verurteilung von Mr. Ros durch ein irdisches Gericht wäre mit seinem Tod in etwa zweieinhalb Jahren nach Antritt der Strafe zu rechnen. Die Frage nach der Todesstrafe erübrigt sich damit, da hier nur eine andere Art gewählt würde“, stellte Gerome emotionslos fest. „Jetzt ist nur noch zu prüfen, wie der Rat der TaszRirasch über Mr. Ros entscheiden könnte. Unter normalen Umständen, wenn eine Entscheidung des Rates nicht anstände, würde Mr. Ros nach Ende dieser Verhandlung aufgrund des Vertragsbruches zum Tode geführt werden. Aber da der Rat noch nicht entschieden hat, weil er sich die Entscheidung vorbehalten hat, steht dieser Punkt noch nicht fest.“
Mr. Kline starrte den SkarraSHrá hasserfüllt an. „Spielen wir hier Spiele?“, blaffte er ihn an.
Gerome schien das nicht im Geringsten zu berühren.
„Wie Ihnen mit Sicherheit nicht entgangen ist, ist die Entscheidung, Mr. Ros dem Rat zu unterstellen, von mir nicht revidiert worden. Um jedoch anzuzeigen, dass auch die Interessen der Erde gewahrt sind, wenn der Rat über ihn das Urteil spricht, halte ich es für angezeigt, diese Ausführungen zu machen.“
Gerome berührte das holografische Display. Die Tür zu dem kleinen Saal öffnete sich und eine kleine Delegation von TaszRirasch betrat ihn. Krischans erklärter Gegner konnte nur mühsam ein Protestschrei unterdrücken. Seine Hände umklammerten die niedrige Balustrade, die einem anderen Jahrhundert der Rechtsprechung zu entstammen schien und doch jetzt ihren Zweck mehr als nur erfüllte.
Krischan schaute ungläubig, als er die erkannte, die den Gerichtssaal betraten. Zsoral, Qrusch, Arusch, Truschan, die weißfellige Kruschar, ein rotgoldener Rirasch, den Krischan nicht kannte, und zuletzt Shkarr traten stolz und hoheitlich ein. Krischan senkte seine Schilde und versuchte herauszufinden, was sie empfanden. Doch da waren nur der Gedanke unbändiger Freiheit und der Wille, sich nicht beugen zu lassen. Von niemandem und erst recht nicht von irgendwelchen Menschen. Kruschar kämpfte mit dem Drang, ihrer Wut freien Lauf zu lassen. Verächtlich zeigte sie den Menschen
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