Shoal 01 - Lichtkrieg
wenn Ihren Geschäftspartnern meine Vorgehensweise nicht passt, dann dürfen sie gern anreisen und mir ihre Beschwerden persönlich vortragen. Aber erst, wenn das alles hier vorbei ist.« Über Gardners Schulter hinweg gab er einem Wachmann einen Wink; der verließ seinen Posten am Eingang der Operationszentrale und näherte sich ihnen.
»Und jetzt hören Sie mir bitte gut zu«, fuhr Arbenz fort, die Stimme ein wenig senkend. »Ich glaube, dass ein Expeditionskorps hierher unterwegs ist, an Bord eines Kernschiffs. Das heißt, dass wir uns mit der Tatsache vertraut machen müssen, dass unser kleines Geheimnis gelüftet wurde – von wem auch immer.«
Gardner schienen die Augen aus dem Kopf zu quellen. »Wir müssen sofort Kontakt aufnehmen mit …«
»Nein, Mr. Gardner. Wir halten still, bis das Korps tatsächlich hier eintrifft. Andernfalls riskieren wir, dass sie von der Existenz des Wracks erfahren – wenn sie nicht längst Bescheid wissen.«
»Aber sie müssen Kenntnis davon haben, wenn sie in das Nova-Arctis-System aufgebrochen sind.«
»Vorläufig wissen wir mit Bestimmtheit nur, dass ein Korps demnächst in diesem System eintreffen wird – mehr nicht. Alles andere ist eine Vermutung.« Von dem Umsturz auf Redstone braucht er noch nichts zu erfahren. »Also keine Forderungen mehr, Mr. Gardner. Ist das klar?«
Gardners Lippen zitterten, und sein Gesicht hatte eine beängstigende Färbung angenommen; es war so rot, als könne es jeden Moment platzen. Doch ein Blick auf den in der Nähe stehenden Wachmann genügte, um jeden weiteren Protest im Keim zu ersticken. Abrupt schwenkte er auf dem Absatz herum und stürmte aus der Zentrale.
Sofort konnte Arbenz viel freier durchatmen.
»Sir?« Er wandte sich einem Techniker namens Weinmann zu, der neben ihn getreten war. »Es geht um das Signal, das von dem Wrack ausgesendet wird. Wir konnten das Ziel ausmachen, auf das es gerichtet ist.«
»Sprechen Sie weiter.«
»Das Signal ist extrem eng gebündelt und pflanzt sich auf einem Strahl von sehr schwacher Energie fort. Es peilt die innerste Welt dieses Systems an, Sir. Sehen Sie selbst.« Weinmann tippte auf einen Monitor.
Arbenz beugte sich vor, um das Bild genauer in Augenschein zu nehmen. »Aber das ist doch bloß ein Felsbrocken!«, wunderte er sich.
Ikaria bewegte sich auf einer Umlaufbahn, die nur ein paar Millionen Kilometer von der Sonne entfernt war. Was konnte es auf diesem Schlackehaufen geben, das das Wrack veranlasste, es mit seinem Signal anzupeilen?
»Ikaria rotiert minimal um die eigene Achse, wie man es von einem Himmelskörper erwartet, der dicht um sein Muttergestirn kreist. Das Signal ist so zielgerichtet, dass wir eine Reihe von Grabenbrüchen ausmachen konnten, die gerade aus der dunklen Seite dieses Planeten aufgetaucht sind. Mittlerweile gibt es regelmäßige Transmissionen im Abstand von dreitausend Sekunden. Und jedes dieser Signale ist so justiert, dass es sich der Rotation des Planeten anpasst.«
»Ich hätte gedacht, bei dieser extremen Nähe zur Sonne müsste alles auf diesem Brocken längst verbrannt sein«, sinnierte Arbenz.
»Die Schluchten sind sehr tief. Und wir haben Glück, weil sie soeben erst über dem Terminator, also der Hell-Dunkel-Grenze dieses Himmelskörpers erschienen sind. Sie werden sich noch eine ganze Weile auf der dunklen Seite des Planeten befinden.«
Arbenz seufzte. »Wissen wir schon, was es dort drunten in diesen Schluchten gibt? Wäre es denkbar, dass dort weitere Schiffe vom Typ dieses Wracks liegen, das auf einmal angefangen hat, Signale dorthin auszusenden?«
Weinmann schüttelte den Kopf; er hatte offensichtlich nicht vor, sich an wilden Spekulationen zu beteiligen.
Eines der größten Probleme, das sie bei der Bergung des Wracks zu bewältigen hatten, war die Frage, wie sie es aus dem Eis herausgraben sollten. Seit der Entdeckung des fremden Schiffs hatte man angefangen, die mächtige Eiskruste über der Fundstelle abzutragen, doch bereits jetzt schon war abzusehen, dass die Arbeiten viel, viel länger dauern würden als ursprünglich angenommen.
Doch wenn nun die Aussicht bestand, dass sich auf Planeten, die näher an der hiesigen Sonne waren, weitere Schiffe mit Transluminal-Antrieb befanden, womöglich an besser zugänglichen, freien Stellen liegend, von denen aus man sie problemlos starten konnte …
Wollten sie irgendwelche Aktionen unternehmen, dann musste es rasch geschehen, ehe die unbekannte Flotte eintraf. Am besten wäre es,
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