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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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schließlich. »Und jetzt gehen Sie zu Ihren Leuten. Normalerweise würde ich mich in derlei Angelegenheiten nicht einmischen, aber ich bin in Regierungsgeschäften unterwegs, und das bedeutet einen gewaltigen Unterschied. Haben Sie mich verstanden?«
    Danach wandte er sich an Corso und fixierte ihn mit einem starren Blick.
    Er ist meinetwegen hier, dachte Corso erschrocken. Aus dem Augenwinkel konnte er Sal sehen, der immer noch am Rand des Kreises stand und am liebsten hineingelaufen wäre, um seinem verwundeten Freund zu helfen; aber entweder wollte oder konnte er es nicht riskieren, Bull gegen sich aufzubringen.
    »Nein.« Mittlerweile schlotterte Northcutt am ganzen Leib; seine Halsmuskeln zeichneten sich wie Stahlkabel unter seiner Haut ab. Er bewegte sich auf Mansell zu. »Es ist mir scheißegal, wer Sie sind. Hier findet gerade ein Zweikampf statt. Sie wären nicht da, wo Sie jetzt sind, wenn Sie nicht die richtigen Leute umgebracht hätten. So läuft das hier bei uns, oder nicht? Es gibt massenhaft Präzedenzfalle. Wer ein Duell unterbricht, darf angegriffen werden. Er ist sozusagen Freiwild.«
    »Gehen Sie nach Hause, Northcutt.« Mansell klang gelangweilt. »Sie sind gar nicht mehr in der Lage zu diskutieren.«
    Corso wurde schwindelig. Northcutt richtete sein Messer drohend gegen Mansell.
    »Ich habe noch nie einen Zweikampf verloren«, fauchte Bull und näherte sich Mansell, der stocksteif stehen blieb. »Und ich habe nicht die Absicht, jetzt damit anzufangen.«
    Dann passierte alles unglaublich schnell.
    Bull stürmte mit einer komplizierten Schrittfolge nach vorn, die Corso an ein Ballett erinnerte. Alles war so plötzlich vorbei, dass er eine Weile brauchte, um zu begreifen, was sich vor seinen Augen zugetragen hatte.
    Mansell drehte sich ein wenig zur Seite, und als Northcutt sich mit hoch erhobenem Messer auf ihn stürzte, packte er seinen Angreifer bei den Schultern; es sah so mühelos aus, als sei Northcutt eine lebensgroße Stoffpuppe, die in seine Arme geworfen wurde.
    Als Nächstes hörte Corso ein ekelhaftes, knackendes Geräusch, und Northcutt war tot. Mansell ließ seinen leblosen Körper auf das Eis fallen, wo der Kopf in einem grotesken Winkel zu Seite rollte.
    Corso blickte zu Northcutts Leuten hinüber, die immer noch um den Ring herumstanden. Ein paar von ihnen wirkten, als wollten sie gleich ihre Waffen sprechen lassen. Mansells Soldaten brachten wiederum ihre Gewehre in Anschlag, und einen Moment lang befürchtete Corso, es könnte ein Blutbad geben.
    »Keine Dummheiten!«, warnte Mansell Northcutts Anhänger. »Das Duell ist jetzt endgültig vorbei. Er hat mich attackiert, und ich habe in einem fairen Kampf gewonnen. Ist jemand anderer Meinung?«
    Jemand fasste Corso unter die Achselhöhlen und zog ihn vom Boden hoch. Er drehte sich um und merkte, dass es Sal war. Corso schlang einen Arm um Sals Hals, und zusammen taumelten sie aus dem Ring.
    Es ist wirklich vorbei, vergegenwärtigte sich Corso. Und ich lebe noch.
    Mit Unterstützung von Mansells Soldaten schleppte Sal ihn zu einem der Helikopter und hievte ihn hinein. Corso starrte auf die kreisenden Rotorblätter über seinem Kopf und fühlte sich seltsam ruhig, während sich Gesichter über ihm bewegten und den Blick auf die Sterne versperrten.
    Ein Soldat beugte sich über Corso und berührte seinen Hals mit irgendetwas Eiskaltem. Kurz darauf breitete sich das Eis bis in seine Gedanken aus und machte ihn benommen. Corso grinste und fing an zu lachen. Mansell hievte sich in denselben Helikopter, als dieser bereits vom Boden abhob, Sal zurücklassend.
    Corso blickte nach unten und sah denselben Ausdruck von Hoffnungslosigkeit auf dem Gesicht seines Freundes wie zu Beginn des Duells, während das gefrorene Seeufer rasch zurückwich.
    Als er das Bewusstsein wiedererlangte, lehnte er angeschnallt in einem Sitz im Heck der Kabine; sein Blick fiel auf die stählerne Deckenkonstruktion des Hubschraubers. Irgendeine innere Uhr sagte ihm, dass seit dem Abflug Stunden vergangen sein mussten.
    »Fühlen Sie sich besser?« Mansell fasste ihn scharf ins Auge.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht.« Corsos Kleidung hatte man rings um die dick bandagierten Verletzungen weggeschnitten. »Ich muss wieder zurück«, murmelte er leise. »Meine Familie …«
    »Ihrer Familie geht es zur Zeit gut«, versicherte Mansell. »Und Ihre Angehörigen sind eines der Themen, über die ich mit Ihnen reden möchte.«
    »Ich hätte wirklich nicht gedacht …«

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