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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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›Nein‹ antworten. Alles weiß man über Gott nie, solange man noch nicht tot ist. Ja, ich glaube, daß Jesus Gott war; aber wiederum auch nein; ich werde es nicht mit Gewißheit wissen, bevor ich tot bin.«
    »Warum habt Ihr bei Eurer Ankunft in Japan das Kreuz des Priesters zerbrochen?«
    Diese Frage hatte Blackthorne nicht erwartet. Weiß Toranaga denn alles, was sich zugetragen hat, seit ich hier bin? »Ich – ich wollte dem Daimyo Yabu begreiflich machen, daß der Jesuit, Pater Sebastio, der einzige Dolmetsch dort, daß er mein Feind war, daß man ihm nicht trauen könne, zumindest meiner Meinung nach nicht. Denn ich war überzeugt, daß er nicht unbedingt korrekt dolmetschen würde, nicht so, wie Pater Alvito es jetzt tut. Zum Beispiel beschuldigte er uns, wir wären Piraten. Wir sind aber keine Piraten, wir sind in friedlicher Absicht gekommen.«
    »Ah ja, Piraten! Davon später. Ihr sagt, eure beiden Sekten wären christlich und beide verehrten Jesus, den Christus? Besteht nicht das Wesen seiner Lehre darin, ›einander zu lieben‹? Wie könnt ihr dann Feinde sein?«
    »Ihr Glaube – ihre Art des Christentums beruht auf einer falschen Auslegung der Heiligen Schrift.«
    »Ah! Jetzt bekommen wir endlich etwas in die Hand. Ihr bekriegt einander also wegen einer Meinungsverschiedenheit darüber, was Gott ist und was nicht Gott ist?«
    »Ja.«
    »Das ist ein sehr törichter Grund, Krieg zu führen.«
    Blackthorne sagte: »Dem pflichte ich bei.« Er sah zum Priester hinüber. »Ja, dem stimme ich mit ganzem Herzen zu.«
    »Aus wie vielen Schiffen besteht Eure Flotte?«
    »Fünf.«
    »Und Ihr wart der Hauptpilot? – Wo sind die anderen?«
    »Auf See«, sagte Blackthorne vorsichtig und spann damit seine Lüge weiter. »Wir wurden durch einen Sturm auseinandergerissen. Wo genau sie sind, weiß ich nicht, Euer Gnaden.«
    »Bei Euren Schiffen handelt es sich um englische Fahrzeuge?«
    »Nein, Euer Gnaden. Um holländische. Aus den Niederlanden.«
    »Wieso kommt es, daß ein Engländer holländische Schiffe befehligt?«
    »Daran ist nichts Ungewöhnliches, Euer Gnaden. Wir sind Verbündete – manchmal führen auch portugiesische Piloten spanische Schiffe und Flotten. Wenn ich richtig unterrichtet bin, werden doch auch einige von Euren Hochseeschiffen von Portugiesen befehligt.«
    »Dann gibt es keine holländischen Piloten?«
    »Sogar viele. Aber für eine so lange Fahrt bringen die Engländer mehr Erfahrung mit.«
    »Aber warum ausgerechnet Ihr? Warum wollten sie, daß Ihr ihre Schiffe führtet?«
    »Vermutlich, weil meine Mutter Holländerin ist und ich ihre Sprache fließend spreche und einschlägige Erfahrungen habe. Es war für mich die erste Chance, diese Gewässer kennenzulernen. Hier bot sich eine Gelegenheit, die ganze Welt zu umsegeln.«
    »Ihr persönlich, Pilot, habt Ihr Euch der Flotte Eurer Religion wegen angeschlossen und um gegen Eure Feinde, Spanien und Portugal, Krieg zu führen?«
    »Ich bin Pilot, Euer Gnaden, zunächst und vor allem Pilot. Kein Engländer oder Holländer hat bisher diese Meere befahren. Wir sind vor allen Dingen eine Handelsflotte, obgleich wir mit Kaperbriefen ausgestattet sind, um den Feind in der Neuen Welt anzugreifen. Nach Japan sind wir gekommen, um Handel zu treiben.«
    »Was sind das: Kaperbriefe?«
    »Offiziell von der Krone – unserer Regierung – ausgestellte Briefe, mit denen wir ermächtigt werden, Krieg gegen unsere Feinde zu führen.«
    »Ah. Und Eure Feinde sind hier. Also habt Ihr vor, hier gegen sie Krieg zu führen?«
    »Wir wußten nicht, was uns erwarten würde, als wir hierherkamen, Euer Gnaden. Wir sind einzig gekommen, um Handel zu treiben. Euer Land ist bei uns nahezu unbekannt – eine Legende. Spanier und Portugiesen sind äußerst verschlossen, was diese Weltgegenden betrifft.«
    »Antwortet auf meine Frage: Eure Feinde sind hier. Habt Ihr vor, hier Krieg gegen sie zu führen?«
    »Falls sie uns angreifen, ja.«
    Toranaga rutschte ärgerlich hin und her. »Was Ihr auf See oder in Euren eigenen Ländern macht, ist Eure Sache. Aber hier gibt es nur ein Gesetz für alle, und Ausländer dürfen sich nur mit besonderer Erlaubnis in unserem Land aufhalten. Jede öffentliche Missetat wird augenblicklich mit dem Tod geahndet. Unsere Gesetze sind klar. Habt Ihr verstanden?«
    »Jawohl, Euer Gnaden. Aber wir sind in friedlicher Absicht gekommen. Wir möchten Handel treiben. Könnten wir uns darüber unterhalten, Euer Gnaden? Ich muß mein Schiff

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