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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Obliegenheiten zu erledigen. Gyoko und Kiku-san werden uns für diese Zeit verlassen.«
    »Und dann?«
    »Dann reisen wir weiter. Was sagt Euer Gefühl für das Wetter Euch über Mishima?«
    »Daß es freundlich und gefahrlos ist«, erwiderte er. »Und nach Mishima, was dann?«
    Nicht recht überzeugt wies sie nach Nordosten. »Dann werden wir in dieser Richtung weiterziehen. Dort oben ist eine Paßstraße, die bis nach Hakoné führt. Das ist der mühseligste Teil der ganzen Tokaidō-Straße. Dahinter fällt sie dann sanft bis Odawara ab, das viel größer als Mishima ist, Anjin-san. Odawara liegt an der Küste. Von dort nach Yedo braucht man nur noch kurze Zeit.«
    »Wieviel Zeit?«
    »Nicht genug.«
    »Ihr irrt, meine Liebe«, sagte er, »tut mir leid, aber wir haben alle Zeit der Welt.«

46. Kapitel
    General Toda Hiro-matsu nahm das persönliche Schreiben entgegen, das Mariko ihm reichte. Er erbrach Toranagas Siegel. In der Schriftrolle wurde kurz berichtet, was sich in Yokosé zugetragen hatte; Toranaga bestätigte seinen Entschluß, sich zu unterwerfen, und befahl Hiro-matsu, die Pässe zum Kwanto gegen jeden Eindringling zu schützen, bis er persönlich eintreffe (jedoch jeden Kurier von Ishido oder aus dem Osten zu ihm durchzulassen); außerdem enthielt sie Anweisungen, was den abtrünnigen Christen und den Anjin-san betraf. Mißmutig las der alte Kämpe den Brief ein zweites Mal. »Und jetzt erzählt mir alles im Zusammenhang, was Ihr in Yokosé gesehen oder gehört habt.«
    Mariko gehorchte.
    »Was ist bei der Cha-no-yu zwischen Euch und meinem Sohn vor sich gegangen?«
    Sie erzählte ihm alles, genauso, wie sie verlaufen war.
    »Mein Sohn sagte, unser Gebieter werde verlieren? Vor dem zweiten Treffen mit Herrn Zataki?«
    »Jawohl, Euer Gnaden.«
    Lange herrschte Schweigen in dem hoch im Bergfried der Burg von Mishima gelegenen Raum, von dem aus man die ganze Stadt unter sich liegen sah. Hiro-matsu erhob sich und trat an die Brustwehr für die Bogenschützen, die um die dicken Steinmauern herumlief. Seine Glieder schmerzten ihn, er trug das Schwert locker in der Hand. »Das verstehe ich nicht.«
    »Euer Gnaden?«
    »Weder meinen Sohn – noch unseren Gebieter. Wir könnten durch jede Armee hindurchstoßen, die Ishido gegen uns ins Feld führt. Und was den Entschluß betrifft, sich zu unterwerfen …«
    Sie spielte mit ihrem Fächer, beobachtete den herrlichen sternenübersäten Nachthimmel.
    Hiro-matsu ließ sein Auge auf ihr ruhen. »Gut seht Ihr aus, Mariko-san, jünger denn je. Worin besteht Euer Geheimnis?«
    »Ich habe keins, Euer Gnaden«, erwiderte sie, doch ihre Kehle war plötzlich wie ausgetrocknet. Sie wartete darauf, daß ihre Welt in Stücke sprang, doch der Augenblick ging vorüber, und der alte Mann wandte seine listigen Augen wieder der Stadt zu.
    »Jetzt erzählt, was geschehen ist. Alles, was Ihr gehört und gesehen und was Ihr erlebt habt«, sagte er.
    Die Nacht war weit vorgerückt, als sie endlich damit fertig war. Sie berichtete alles ganz klar, nur nicht, wie weit ihre Vertrautheit mit dem Anjin-san ging. Freilich machte sie auch keinerlei Hehl daraus, daß sie ihn sehr gern mochte und wie sehr seine Intelligenz und sein Mut ihr Achtung abnötigten.
    Alles paßte für Hiro-matsu genau zueinander: zu Yoshinakas Bericht, zu Omis Bericht … und sogar zu Zatakis Worterguß, ehe dieser Daimyo im Eiltempo nach Shinano weitergeritten war. Jetzt begriff er vieles, was ihm zuvor unklar gewesen war. Einiges von dem, was sie erzählt, erregte seinen Abscheu. Manches ließ ihn seinen Sohn noch mehr hassen; zwar konnte er die Motive seines Sohnes verstehen, doch deshalb fand sein Verhalten noch lange nicht seine Billigung. Alles andere, was sie ihm berichtet, zwang ihn, zornig auf den Barbaren zu sein, ihn manchmal aber auch zu bewundern. »Ihr habt also selbst gesehen, wie er unseren Gebieter dem Tod entrissen hat?«
    »Jawohl. Wäre er nicht gewesen, Herr Toranaga wäre nicht mehr am Leben, Euer Gnaden. Dreimal hat er unseren Gebieter vor dem sicheren Tod bewahrt: bei der Flucht aus der Burg, an Bord der Galeere im Hafen von Osaka und ohne Zweifel auch beim Erdbeben.«
    »Glaubt Ihr, der Anjin-san hat es wirklich ernst gemeint, als er Seppuku begehen wollte?«
    »Ja. Beim Gott der Christen, ich glaube, daß es sein Ernst war. Nur Omi-sans Eingreifen hat ihn daran gehindert. Und, Euer Gnaden, ich glaube, daß er ein würdiger Samurai ist – und ein würdiger Hatamoto.«
    »Ich habe Euch

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