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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Haupttor zugingen, erklärte Mariko ihm, wenn der Bau der Burg beendet sein würde, im übernächsten Jahr, würden hunderttausend Samurai und zwanzigtausend Pferde samt allen nötigen Vorräten für ein Jahr darin Platz haben.
    »Dann ist es die größte Festungsanlage der Welt«, sagte Blackthorne.
    »Das hatte Herr Toranaga auch vor.« Ihre Stimme klang sehr ernst. Endlich kamen sie zu einer letzten Brücke. »Da, Anjin-san, jetzt könnt Ihr sehen, daß die Burg der Nabel von Yedo ist, neh? Der Mittelpunkt eines Netzes von Straßen, die sich verzweigen und die Stadt bilden. Vor zehn Jahren war hier nur ein kleines Fischerdorf. Und jetzt? Wer weiß? Dreihunderttausend Einwohner? Zwei? Vier? Herr Toranaga hat sein Volk bis jetzt noch nicht gezählt. Aber sie sind alle nur zu einem einzigen Zweck hier: Um der Burg zu dienen, die den Hafen und die Ebenen beschützt, von denen die Armeen leben.«
    »Zu nichts sonst?«
    »Nein.«
    Am anderen Ende der fackelerhellten Ichi-bashi  – der Ersten Brücke –, die zur eigentlichen Stadt hinüberführte, blieb sie stehen. »Ich muß mich jetzt von Euch verabschieden, Anjin-san.«
    »Wann kann ich Euch wiedersehen?«
    »Morgen. Um die Stunde der Ziege. Ich werde im Vorhof auf Euch warten.«
    »Könnte ich Euch nicht noch heute abend sehen, wenn ich früh zurückkomme?«
    »Nein, tut mir leid, bitte, verzeiht mir. Nicht heute abend.« Dann verneigte sie sich förmlich. »Konbanwa, Anjin-san.«
    Er verneigte sich. Wie ein Samurai. Er sah ihr nach, wie sie über die Brücke zurückging. Einige der Fackelträger begleiteten sie: Insekten, welche die großen feststehenden Fackeln umkreisten, die in großen eisernen Halterungen steckten. Bald war sie von der Menge und der Nacht verschluckt.
    Dann, als seine Erregung größer wurde, wandte er der Burg den Rücken zu und ging hinter seinem Führer her.

48. Kapitel
    »Die Barbaren leben dort drüben, Anjin-san.« Der Samurai wies nach vorn.
    Blackthorne war unbehaglich zumute, als er versuchte, die Dunkelheit mit den Augen zu durchdringen. Die Luft stand, und es war sehr schwül. »Wo? In dem Haus da? In dem da?«
    »Ja. Das ist richtig. Tut mir leid. Seht Ihr es?«
    Auf der anderen Seite eines freien, sumpfigen Geländes sah er eine Ansammlung von Hütten, die von einem größeren Gebäude beherrscht wurde.
    Blackthorne versuchte, sich die Lage einzuprägen, um später wieder zurückzufinden, und wehrte mit dem Fächer die ihn bedrängenden Nachtinsekten ab. Bald nachdem sie die Erste Brücke hinter sich gelassen hatten, war er sich in dem Irrgarten verloren vorgekommen.
    Ihr Weg hatte durch zahllose Straßen und Gassen hindurchgeführt, war ursprünglich in Richtung Hafen hinuntergegangen, über größere und kleinere Brücken hinweg, war dann wieder nach Norden abgebogen und hatte an wieder einem anderen Bach entlanggeführt, der sich durch die Außenbezirke hindurchwand. Je weiter sie sich von der Burg entfernten, desto schlechter wurden die Straßen und desto ärmlicher die Behausungen. Die Leute waren unterwürfiger, und immer weniger Öllämpchen schimmerten durch die Shojis. Yedo war eine sich weithin erstreckende Häusermasse, für seine Begriffe eine Ansammlung von kleinen Weilern, die nur durch Straßen oder Bäche voneinander getrennt waren.
    Am Südostrand der Stadt war der Boden schon richtig morastig und die Straße ein stinkender Schlamm. Der Gestank wurde immer unerträglicher: Ein Pesthauch aus verwesendem Tang, Kot und aus Schlammlachen, und darüber ein süßsäuerlicher Geruch, der ihm irgendwie vertraut vorkam.
    »Das stinkt ja wie Billingsgate bei Ebbe«, brummte er und schlug wieder ein Nachtgetier tot, das sich auf seiner Backe niedergelassen hatte. Sein ganzer Körper war klamm und verschwitzt.
    Dann vernahm er ganz, ganz leise die Schunkelmelodie eines holländischen Seemanns-Shanty's, und all sein Unbehagen war vergessen. »Ist das Vinck?« Freudig erregt eilte er auf die Klänge zu. Träger leuchteten ihm fürsorglich den Weg, und seine Samurai folgten ihm.
    Jetzt, da er näher herankam, erkannte er, daß das Gebäude teils im japanischen, teils im europäischen Stil erbaut worden war. Es stand auf Pfählen in einem eigenen Grundstück, das von einem Bambuszaun umgeben war, und war bedeutend jünger als die Hütten in der Nähe. Es befand sich keine Pforte im Zaun, sondern nur ein Loch. Das Dach war strohgedeckt, die massive Vordertür aus Holz, die Wände aus rohen Brettern. Vor den Fenstern waren

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