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Shooting Stars (German Edition)

Shooting Stars (German Edition)

Titel: Shooting Stars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mandler
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gegen den Kopf. Einmal, zweimal und noch ein drittes Mal. Blitzschnell lässt er seine Tritte aufeinander folgen und in den dritten legt er all seine Kraft. Man sieht die Wucht und man sieht. Nein, ich ahne mehr, als ich sehen kann.
    Er macht einen Schritt zur Seite, sieht den stöhnend auf dem Boden liegenden Security an und wischt sich mit dem linken Arm einen Speichelfaden vom Mund. Danach wendet er sich blitzschnell Stefan zu, der keine zwei Meter von ihm entfernt dasitzt. Und ohne zu zögern stürzt er sich auf ihn.
    Er hat etwas in der Hand. Ich kann nicht erkennen, was es ist. Aber mit seiner Linken drückt er Stefan in den Rollstuhl. Einer der eingeladenen Promis, der Einzige, der offensichtlich nicht von der Bühne geflüchtet ist, versucht Stefan zu Hilfe zu kommen. Verzweifelt zerrt er am rechten Arm des Angreifers. Es ist Oliver, der versucht, den Angreifer aufzuhalten. Aber das hindert den Mann nicht daran zuzuschlagen. Es wirkt beinahe so, als ob er Olivers Zerren an seinem Arm gar nicht bemerken würde. Es bremst ihn jedenfalls kaum. Ärgert ihn höchstens. Und mit einem kurzen Tritt nach hinten wirft er ihn einfach zu Boden. Er hat ihn mit einem einzigen gezielten Tritt außer Gefecht gesetzt, ihm ins Knie getreten und es ihm vermutlich gebrochen, denke ich. Und sehe Olivers schmerzverzerrtes Gesicht. Er liegt am Boden, schreit und umfasst mit beiden Händen sein linkes Knie, während die beiden anderen Securities, die den Angreifer vorher in die Enge treiben wollten, herangestürzt kommen.
    Tja, fährt es mir kurz durch den Kopf, als ich Oliver daliegen sehe. Jetzt nützt dir auch deine Niedertracht nichts mehr. Jetzt liegst du selbst auf dem Boden. Ständig trittst du den Menschen mit deinen Sprüchen in die Fresse. Und jetzt hast du es endlich, denke ich. Aber höre sofort wieder auf, das zu denken. Denn Stefans Arme, mit denen er sich zu verteidigen versucht, sein mehrmaliges lautes Stöhnen ins Mikro und die Handbewegungen des Angreifers sprechen eine eindeutige Sprache.
    Er bäumt sich auf, Stefan drückt seine Füße mit aller Kraft gegen den Boden und schafft es, den Rollstuhl zu kippen. Das kostet ihn enorm viel Kraft, denke ich. Die berühmte übermenschliche Kraft. Und als er es wirklich geschafft hat, seinen Rollstuhl und mit ihm auch den Angreifer zu kippen, geht alles ganz schnell. Fallen er und der junge Mann auf der Stelle um, bevor sich die Securities endgültig auf den Angreifer stürzen.
    Für einen Augenblick sieht man Blut an den Händen des Mannes. Viel Blut. Sehr viel Blut, denke ich, und weiß, dass so viel Blut nirgendwo herkommen kann, außer aus Stefans Hals.
    Die Menschen im Publikum schreien. Erst jetzt, da Stefan am Boden liegt, fällt mir auf, wie laut sie schreien. Sie sind panisch. Auch andere Sicherheitsleute laufen aufgescheucht hin und her. Wie bei Heidi, denke ich. Keiner weiß, was zu tun ist. Und plötzlich wird das Bild schwarz. Im letzten Moment, kurz bevor Bild und Ton weg sind, hört man drei Schüsse trocken hintereinander krachen. Sie wurden sehr schnell abgefeuert. Pam, pam, pam. Nicht einmal eine Sekunde hat es gedauert. Und jetzt ist es still. Ich bleibe alleine in meinem kleinen Zimmer zurück. Sitze auf dem Bett. Meine Augen haken sich an dem Muster des Kleiderschrankes fest. Er ist aus hellem, fast gelbem Holz. Die Maserung zeichnet sich durch die Lasur ab. Da hat jemand tadellos gearbeitet, denke ich. Bevor ich nichts mehr denke. Weil ich nicht weiß, was ich jetzt noch denken soll.
    Einer der Securities muss geschossen haben. Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte. Sie hatten sich doch schon auf den Angreifer geworfen. Aber vielleicht hat auch der Angreifer geschossen. Nur wie? Mit zwei dieser riesenhaften Körper über sich.
    Ich glaube, dass der Angreifer sein Ziel erreicht hat. Er stirbt gerade, denke ich. Stefan stirbt. Was ich nicht zu Ende gebracht habe, hat der Angreifer zu Ende gebracht. Und sie, die da draußen halten ihn jetzt für mich. Sie werden ihn für mich halten. Sie werden die Funktion, die ich habe, auf ihn übertragen. Seine Person mit dem verbinden, was ich getan habe.
    Das könnte gut für mich sein.
    Es könnte mich vernichten.

2
    Ich könnte mich in ein Flugzeug setzen, mit meinen falschen Papieren wieder zurück in die USA reisen und damit wäre die Sache für mich vorbei. Ich könnte mich absetzen und vermutlich würden sie nie auch nur einen Gedanken daran verschwenden, dass ich es bin, der damit angefangen

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