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Shotgun Lovesongs

Shotgun Lovesongs

Titel: Shotgun Lovesongs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nickolas Butler
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Begräbnis.« Und dann presste ich sein verwundetes Bein so fest ich konnte. Er schrie laut auf und starrte mich dann fassungslos und wütend an. Dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder etwas weicher und er lehnte den Kopf gegen das kühle, beschlagene Fenster.
    »Scheiße«, sagte er. »Das hab ich wohl nicht anders verdient.«
    Ich nickte und trat aufs Gaspedal.

Ich hab mal meinen Onkel Delmar in Waterloo besucht. Das liegt in Iowa. Del war erst kurz vorher aus dem Gefängnis gekommen, wo er ungefähr zwei Jahre gesessen hatte, weil er das Geländemotorrad einer Exfreundin geklaut hatte. Er lebte in einem Wohnwagen in der Nähe eines Flusses, von dem ich den Namen nicht mehr weiß. Es war sogar ziemlich sauber in dem Wohnwagen, auch wenn es keine Möbel gab. Die Vormieter hatten alles mitgenommen, außer einem Couchtisch, einer Lampe und einer ekelhaften alten Matratze; und die hatten sie sogar noch abgefackelt. Es war nur noch ein Haufen rostiger geschmolzener Spulen davon übrig, die in Dels Feuerstelle lagen.
    Wir standen uns nicht besonders nahe, Del und ich, aber ich war grad mit der Rodeotour in der Gegend und meine Mom hatte mich gebeten, ihn anzurufen. Er freute sich, von mir zu hören. Ich könne ihm ja helfen, ein paar Möbel aufzutreiben, sagte er. Klar, antwortete ich, solange ich für ein paar Nächte bei ihm unterkommen konnte.
    Am nächsten Tag fuhren wir sehr langsam durch die Straßen von Waterloo, in einem alten Chevrolet El Camino, von dem Del schwor, dass es seiner war. Und während wir durch die Wohngebiete fuhren, starrten wir die ganze Zeit angestrengt auf den Bürgersteig. Um zu schauen, ob vielleicht irgendjemand seine Möbel weggeworfenhatte. Wir fanden tatsächlich ein paar Sachen: einen Küchentisch, einige Stühle, eine Doppelmatratze und eine Couch. Wir luden alles auf die Ladefläche des Camino und fuhren zurück zu seinem Wohnwagen, um das Ding ein bisschen gemütlicher einzurichten. Als wir fertig waren, zündete er sich eine Zigarette an, gab ein heiseres Husten von sich und sagte: »Scheiße, mir fällt grad ein, dass ich dir den ganzen Tag noch nix zu essen angeboten habe. Willst du’n paar Hotdogs?« Er steckte die Hand in seinen fast leeren Kühlschrank und warf mir eine Packung Würstchen zu, nachdem er sich selbst eins rausgenommen hatte. Er biss rein, so wie es war, ohne es aufzuwärmen. Ich schüttelte den Kopf über ihn. »Onkel Del, ich würde die Dinger gerne irgendwie warmmachen. Grillen oder so. Sonst krieg ich sie nicht runter. Wenn’s dir nichts ausmacht.« »Wie du willst«, sagte er. »Dann machen wir halt ein Feuer. Setzen uns an den Fluss. Quatschen ein bisschen. Ich hab zwar nicht viel zu essen, aber irgendwo hab ich ’nen Kasten Bier.«
    Also betranken wir uns und Del erzählte vom Knast und stellte mir alle möglichen Fragen übers Rodeo und über Little Wing. Seit dem Unfall ist mein Gedächtnis ziemlich mies, aber an dieses Gespräch kann ich mich noch genau erinnern, denn das war der Abend, an dem ich mir CORVUS auf die Brust hab tätowieren lassen und daneben noch eine kleine Krähe, denn das ist es anscheinend, was »Corvus« heißt.
    Del hatte im Knast gelernt, wie man Tattoos macht, und während wir da so am Lagerfeuer saßen, zeigte er mir, was er alles für Tintengemälde an seinem Körper hatte. Er hatteihn nämlich als Übungsfläche benutzt und auch seinen Knastkollegen erlaubt, sich darauf auszutoben. Die meisten Tattoos waren ziemlich schlecht, aber ein paar konnten sich sehen lassen. Besonders seine Darstellung von Moby Dick. Er behauptete, er hätte das ganze Buch gelesen, als er hinter Gittern war.
    »Ich mach dir auch eins, wenn du willst«, sagte er. »Umsonst.«
    »Aber, na ja, wir könnten doch auch in die Stadt fahren und da eins machen lassen«, antwortete ich.
    »Klar können wir das, Neffe. Klar. Aber das kostet dann halt was.«
    Del sagte mir, ich solle mich an den Küchentisch setzen, und dann rasierte er die paar Haare ab, die ich auf der Brust hatte. Direkt über dem Herzen. Er benutzte einen gelben Plastikrasierer, das weiß ich noch, und dann desinfizierte er die Stelle mit ein bisschen Wodka und einem Taschentuch.
    »Und, was willst du da draufhaben?«
    »Corvus.«
    »Wer ist das denn? Eine Frau?«
    »Nein, das ist ein Freund von mir.«
    »Du willst, dass ich dir einen Männernamen auf deine Brust tätowiere? Was ist passiert? Ist er abgekratzt oder so was?«
    »Nein, er ist mein Freund. Und er wird mal richtig berühmt

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