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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Armen und wich ihren Blicken aus.
    Kurz schaute Teddy auf die erste Seite der Unterlagen, die Cawley ihnen zur Verfügung gestellt hatte – es war lediglich ein Gedächtnisprotokoll, nicht die eigentlichen Patientenakten. Der Mann vor ihnen war der Erste auf der Liste. Er hieß Ken Gage und war hier, weil er im Laden an der Ecke einem Fremden eine Dose Erbsen auf den Kopf geschlagen und dabei mit gedämpfter Stimme gesagt hatte: »Hören Sie auf, meine Post zu lesen.«
    »Nun, Ken«, sagte Chuck, »wie geht es Ihnen?«
    »Ich bin erkältet. Meine Füße sind erkältet.«
    »Das tut mir Leid.«
    »Es tut weh beim Laufen.« Ken fuhr mit dem Zeigefinger um eine schorfigen Stelle am Unterarm, so vorsichtig, als zeichne er einen Burggraben ein.
    »Waren Sie am vorletzten Abend in der Gruppentherapie?«
    »Meine Füße sind erkältet, und das Laufen tut weh.«
    »Möchten Sie Socken?«, versuchte es Teddy. Er merkte, dass die beiden Pfleger kichernd herübersahen.
    »Ja, ich will Socken, ich will Socken, ich will Socken.« Ken flüsterte und wackelte leicht mit dem gesenkten Kopf.
    »Ähm, wir holen Ihnen gleich welche. Wir müssten nur kurz wissen, ob Sie –«
    »Es ist aber so kalt. Meine Füße, die sind kalt, und das Laufen tut weh.«
    Teddy sah Chuck an. Chuck grinste die Pfleger an, deren Gekicher zum Tisch herüberklang.
    »Ken«, sagte Chuck. »Ken, könnten Sie mich bitte ansehen?«
    Ken hielt den Kopf gesenkt, wackelte etwas stärker. Mit dem Fingernagel riss er die Kruste auf, und ein schmales Blutgerinnsel rann ihm den Arm hinunter.
    »Ken?«
    »Ich kann nicht laufen. Nicht so, nicht so. Es ist so kalt, kalt, kalt.«
    »Los, Ken, sehen Sie mich an.«
    Ken ballte die Fäuste auf dem Tisch.
    Die Pfleger erhoben sich, Ken sagte: »Es darf nicht wehtun. Darf nicht wehtun. Aber sie wollen es. Sie tun Kälte in die Luft. Sie tun sie mir in die Kniescheiben.«
    Die Pfleger steuerten auf den Tisch zu, warfen Chuck über Kens Kopf hinweg einen fragenden Blick zu. Der weiße sagte: »Seid ihr fertig mit ihm, oder wollt ihr noch mehr über seine Füße hören?«
    »Meine Füße sind kalt.«
    Der schwarze Pfleger hob eine Augenbraue. »Schon gut, Kenny. Wir bringen dich zur Bädertherapie, da kannst du dich aufwärmen.«
    Der weiße sagte: »Bin seit fünf Jahren hier. Immer dasselbe Thema.«
    »Immer?«, fragte Teddy.
    »Das Laufen tut weh«, jammerte Ken.
    »Immer«, sagte der Pfleger.
    »Das Laufen tut weh, weil sie mir Kälte in die Füße getan haben …«
     
    Der nächste, Peter Breene, war sechsundzwanzig, blond und dicklich. Er knackte mit den Knöcheln und kaute an den Fingernägeln.
    »Warum sind Sie hier, Peter?«
    Peter sah Teddy und Chuck über den Tisch hinweg mit feuchten Augen an. »Ich fürchte mich immer.«
    »Wovor?«
    »Vor so Sachen.«
    »Aha.«
    Peter legte den linken Fuß aufs rechte Knie, umfasste den Knöchel mit den Händen und beugte sich vor. »Hört sich blöd an, aber ich fürchte mich vor Uhren. Vor dem Ticken. Das steigt mir in den Kopf. Vor Ratten habe ich einen Riesenschiss.«
    »Ich auch«, sagte Chuck.
    »Ja?« Peters Miene erhellte sich.
    »Echt, ja. Diese quiekenden Viecher. Ich könnte mir in die Hose pissen, wenn ich bloß eine sehe.«
    »Dann gehen Sie nachts besser nicht an der Mauer vorbei«, sagte Peter. »Da sind überall welche.«
    »Gut zu wissen. Danke.«
    »Und vor Bleistiften«, sagte Peter. »Vor dem Blei, wissen Sie. Wie es übers Papier kratzt. Ich hab auch Angst vor Ihnen.«
    »Vor mir?«
    »Nein«, sagte Peter und wies mit dem Kopf auf Teddy. »Vor ihm.«
    »Warum?«, wollte Teddy wissen.
    Peter zuckte mit den Schultern. »Weil Sie groß sind. Der Bürstenschnitt sieht böse aus. Sie setzen Ihren Willen durch. Ihre Fingerknöchel sind voller Narben. Mein Vater war auch so. Narben hatte er zwar nicht, seine Hände waren glatt. Aber er sah böse aus. Meine Brüder auch. Sie haben mich früher immer geschlagen.«
    »Ich werde Sie nicht schlagen«, sagte Teddy.
    »Aber Sie könnten es. Verstehen Sie das nicht? Sie haben die Kraft. Ich nicht. Und das macht mich verletzlich. Verletzlich zu sein, macht mir Angst.«
    »Und was passiert, wenn Sie Angst haben?«
    Peter umklammerte seinen Knöchel und schaukelte vor und zurück, die Locken fielen ihm ins Gesicht. »Sie war nett. Ich hab mir nichts dabei gedacht. Aber ihre großen Brüste haben mir Angst gemacht, und wie sich ihr Hintern in dem weißen Kleid bewegt hat. Jeden Tag ist sie zu uns gekommen. Sie hat mich immer so

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