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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Füße, aber auch die hatten keine Kratzer, geschweige denn Verletzungen von Zweigen, Dornen oder Steinen.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie Teddy.
    »Miss Solando, wir sind hier, weil wir Ihnen –«
    »Etwas verkaufen möchten?«
    »Wie bitte?«
    »Sie wollen mir doch hoffentlich nichts verkaufen. Ich möchte nicht unhöflich sein, aber bei uns kümmert sich mein Mann um solche Angelegenheiten.«
    »Nein, Ma’am. Wir möchten Ihnen nichts verkaufen.«
    »Na, dann ist gut. Was kann ich für Sie tun?«
    »Könnten Sie mir sagen, wo Sie gestern gewesen sind?«
    »Ich war hier. Zu Hause.« Sie sah Cawley an. »Was sind das für Männer?«
    »Das sind Polizeibeamte, Rachel«, erklärte Cawley.
    »Ist Jim etwas zugestoßen?«
    »Nein«, sagte Cawley. »Nein, nein. Jim geht es gut.«
    »Doch nicht die Kinder!« Sie sah sich um. »Sie sind draußen im Hof. Sie haben doch nichts angestellt, oder?«
    »Nein, Miss Solando«, sagte Teddy. »Ihre Kinder sind nicht in Schwierigkeiten. Und Ihrem Mann geht es auch gut.« Er warf Cawley einen fragenden Blick zu. Cawley nickte zustimmend. »Wir haben bloß, ähm, wir haben gehört, dass sich gestern hier in der Gegend ein aktenkundiger Aufwiegler aufgehalten hat. Er wurde gesehen, als er auf der Straße kommunistische Literatur verteilte.«
    »Ach, du lieber Gott, nein! An Kinder?«
    »Soweit wir wissen, nicht.«
    »Aber hier in der Gegend? Auf unserer Straße?«
    »Leider ja, Ma’am«, sagte Teddy. »Ich hatte gehofft, Sie könnten uns über Ihren gestrigen Tag Auskunft geben, damit wir wüssten, ob Sie dem betreffenden Herrn über den Weg gelaufen sind.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass ich Kommunistin bin?« Sie richtete sich im Bett auf und zerknüllte die Decke.
    Cawley sah Teddy an, als wolle er sagen: Das haben Sie sich selbst eingebrockt. Sehen Sie zu, wie Sie da wieder rauskommen.
    »Sie eine Kommunistin, Ma’am? Nein. Wer käme denn auf so eine Idee? Sie sind so amerikanisch wie Betty Grable. Nur ein Blinder würde das nicht sehen.«
    Eine von Rachels Händen entkrampfte sich, sie rieb sich die Kniescheibe. »Aber ich sehe nicht aus wie Betty Grable.«
    »Sie sind nur eine ebenso glühende Patriotin. Nein, ich würde sagen, Sie sehen eher aus wie Teresa Wright, Ma’am. Wie hieß noch mal der Film mit Joseph Cotton, so vor ungefähr zehn, zwölf Jahren?«
    » Im Schatten des Zweifels . Das hat man mir schon öfter gesagt«, erwiderte sie, und ihr Lächeln war gleichzeitig freundlich und sinnlich. »Jim ist im Krieg gewesen. Als er zurückkam, hat er gesagt, die Welt wäre jetzt frei, weil die Amerikaner dafür gekämpft hätten, und jetzt wüsste die ganze Welt, dass die amerikanische Lebensweise die beste ist.«
    »Genau«, sagte Teddy. »Ich war auch im Krieg.«
    »Kennen Sie Jim vielleicht?«
    »Leider nicht, Ma’am. Er ist bestimmt ein beeindruckender Mann. Ist er bei der Armee?«
    Sie zog die Nase kraus. »Bei den Marines.«
    » Semper fi «, zitierte Teddy das Motto der Marines. »Miss Solando, es ist für uns wichtig, genau zu wissen, was dieser Aufwiegler gestern gemacht hat. Vielleicht haben Sie ihn wirklich nicht gesehen. Er geht sehr verstohlen vor. Deshalb müssen wir wissen, was Sie getan haben, damit wir das mit den Erkenntnissen über seinen Aufenthaltsort vergleichen können. So können wir herausfinden, ob sich Ihre und seine Wege gekreuzt haben.«
    »Wie Schiffe in der Nacht?«
    »Genau so. Verstehen Sie?«
    »O ja.« Sie setzte sich im Bett auf und zog die Beine an. Ihre Bewegungen fuhren Teddy in den Bauch und in den Schoß.
    »Wenn Sie mir Ihren Tagesablauf erklären könnten«, sagte er.
    »Nun, mal sehen. Ich habe Jim und den Kindern Frühstück gemacht, dann habe ich das Mittagessen für Jim vorbereitet, Jim ist zur Arbeit gefahren, ich habe die Kinder zur Schule geschickt, und hinterher bin ich lange im See geschwommen.«
    »Tun Sie das oft?«
    »Nein«, sagte sie, beugte sich vor und lachte, als hätte er einen Annäherungsversuch gemacht. »Ich war einfach, keine Ahnung, irgendwie ein bisschen verrückt. Wissen Sie, manchmal ist das doch so. Man ist ein kleines bisschen verrückt, nicht wahr?«
    »Sicher.«
    »Nun, so ging es mir jedenfalls. Ich habe alle Kleider ausgezogen und bin im See geschwommen, bis meine Arme und Beine so schwer wie Baumstämme waren, so schwer waren sie. Dann bin ich wieder rausgegangen, habe mich abgetrocknet und sofort wieder meine Sachen angezogen und hab einen langen Spaziergang am Ufer gemacht. Ich habe

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