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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gegenwart mit Filaret. Großes, Gewaltiges hat er noch vor bei uns und in Tobolsk. Wo immer sie auch mit dem Kanal anfangen werden: Am Tobol wird eine Lücke sein! Kein Wasser wird nach Süden fließen … Nein, genau wie es die Schöpfung wollte, fließen Sibiriens Flüsse weiter nach Norden!«
    »Wir haben vorher schon den Bau verhindert, ohne einen Menschen zu brauchen, von dem keiner weiß, woher er kommt«, sagte Masuk mit grollender Stimme. »Wieso ist Jugorow nötig? Haben meine Bomben nicht gezeigt, wie man Widerstand leistet?«
    »Deine Bomben, Masuk, haben getötet.« Jugorow blickte Masuk furchtlos in die harten, fast schwarzen Augen. »Menschen wurden zerfetzt.«
    »Bomben haben das so an sich.«
    »Unschuldige Menschen starben.«
    »Unschuldig?!« rief Masuk erbost. »Jeder, der am Kanal arbeitet, ist ein Schuldiger! Warum werfen sie nicht die Schaufeln und Hacken weg, warum sitzen sie noch immer auf ihren Baggern und Planierraupen?«
    »Sie wollen leben, Masuk, leben wie du und ich. Essen und trinken wollen sie, den Lohn nach Hause zu Frau und Kindern schicken, eine kleine Wohnung wollen sie sich leisten und, wenn sie Urlaub haben, sorglos an einem Strand, an einem Fluß, auf einer Bergwiese liegen und sich freuen über den verdienten Frieden. Dein Beruf ist es, glühendes Eisen zu Formen zu hämmern – ihr Beruf ist es, Straßen zu bauen, Häuser aufzurichten, Neuland zu gewinnen …«
    »Einen verfluchten Kanal zu bauen!« schrie Rudenko. Dann blickte er wieder auf seine alte, zerbeulte Uhr mit dem Aluminiumgehäuse. Beim Schlafengehen, das wußte man ja, hängte er sie wie eine Reliquie in die Schöne Ecke. Jetzt tat er mit ihr kund, daß es längst Zeit sei, bei Kitajew einen Krug selbstgebrauten Bieres zu trinken. »In die Hölle mit allen!«
    »Nur einen Auftrag führen sie aus. Die Verantwortlichen sitzen sicher in Moskau. Warum die töten, die nur leben wollen mit ihrer Hände Arbeit?«
    »Amen!« nickte Masuk, hochrot im Gesicht. »Jugorow kann besser predigen als du, Schagin! Wenn wir nicht töten, schlafen die in Moskau weiter. Wo kommst du her, Genosse? Wo hast du bisher geschlafen? In Rußland muß gestorben werden, bis sich etwas ändert … Ha, ist ein Russe und kennt die Russen nicht! Wirft uns vor, daß wir die Schläfer aufwecken …«
    »Mit Blut!«
    »Womit sonst? Sollen wir sie wachküssen wie eine schlafende Prinzessin?«
    »Darum bin ich hier. Wir müssen den Bau verhindern und das Material zerstören, nicht die Menschen töten.«
    »Sag bloß, wir haben alles falsch gemacht«, schrie Masuk außer sich. »Kerl, sag es bloß nicht …«
    Auf Jugorow trat er zu, und obgleich ihn Goldanski und Rudenko festhielten und auch Korolew und Schagin sich vorschoben, war Masuk kaum zu bändigen. Nahe genug war er bei Jugorow, um ihn, falls die anderen ihm weiter hielten, wenigstens ins Gesicht zu spucken.
    »Ja!« sagte Jugorow ruhig und furchtlos. »Ihr habt Gutes geleistet und viel Böses getan. Ich liebe die Menschen … einen zu töten, ist nur bei Notwehr gerechtfertigt, wenn ich mich selbst retten muß. Aber aus dem Hinterhalt …? Lew Andrejewitsch, hast du ein Pferd?«
    Masuk knirschte vor Wut mit den Zähnen. Sein Kopf war vom Blutdrang sichtlich angeschwollen. Er zerrte an den Armen, die ihn umklammerten, und seine schwarzen Augen rollte er wie Kugeln.
    »Er besitzt ein Pferd«, antwortete Korolew ahnungslos. »Ein sehr schönes, ein schnelles. Hat ihm schon viel genützt, sein Pferdchen.«
    »Er sollte es pflegen … gut pflegen!« Jugorow blickte Masuk in die wild rollenden Augen. »Auch ein Pferd ist unschuldig, Lew Andrejewitsch. Ein Geschöpf Gottes. Man darf es nicht kaltblütig opfern. Nicht immer trägt es einen sicher davon …«
    Jugorow wandte sich ab, Masuk trat um sich, schrie: »Laßt mich zu ihm! Die Fresse laßt mich ihm zerschlagen, das ist das mindeste. Brüder, Brüder … hört ihr denn nicht, wie dieser Bastard mit mir umspringt …«
    Er brüllte noch immer, nachdem Jugorow die Kirche bereits verlassen hatte, draußen an der Tür stehenblieb und hinüberblickte zu Walja Borisowna.
    Um ein Ende zu machen, trat Schagin vor den tobenden Masuk, sagte: »Bei Gott, er hat recht. Ich bin es satt, bei jedem Toten für euer Seelenheil zu beten und Gott zu erklären: Schau weg, für eine gute Sache ist's … Lew Andrejewitsch!«
    »Am Arsch kannst du mich lecken, Pope!« schrie Masuk, nun völlig von Sinnen.
    »Für niedere Dienste habe ich den Kirchendiener. Ich werde

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