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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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auch wirklich stimmte: das »de« sollte zwischen »deh« und »day« liegen - das gehörte sich einfach so.
    Ich kam zur Versammlung der Brasilianischen Akademie der Wissenschaften, und der erste Sprecher, ein Chemiker, stand auf und hielt seinen Vortrag - auf englisch. Wollte er höflich sein, oder was? Ich konnte nicht verstehen, was er sagte, denn seine Aussprache war sehr schlecht, aber vielleicht hatten alle anderen den gleichen Akzent, so daß sie ihn verstehen konnten; ich weiß es nicht. Dann steht der nächste auf und hält seinen Vortrag ebenfalls auf englisch!
    Als ich an der Reihe war, stand ich auf und sagte: »Es tut mir leid; ich wußte nicht, daß die offizielle Sprache der Brasilianischen Akademie der Wissenschaften Englisch ist, und deshalb habe ich meinen Vortrag nicht in Englisch abgefaßt. Bitte entschuldigen Sie, aber ich werde ihn auf portugiesisch halten.«
    Ich las also den Text, und alle waren davon angetan.
    Der nächste Redner sagte: »Dem Beispiel meines Kollegen aus den Vereinigten Staaten folgend, werde ich meinen Vortrag ebenfalls auf portugiesisch halten.« Soviel ich weiß, habe ich auf diese Weise die Tradition des Sprachgebrauchs an der Brasilianischen Akademie der Wissenschaften verändert.
    Ein paar Jahre später lernte ich einen Mann aus Brasilien kennen, der mir genau die Sätze zitierte, die ich am Anfang meines Vortrags vor der Akademie gesagt hatte. Es hat also offenbar einen ziemlichen Eindruck auf sie gemacht.
    Aber die Sprache war immer schwierig für mich, und ich arbeitete dauernd weiter daran, indem ich Zeitungen las und so weiter. Meine Vorlesungen hielt ich weiter in einem Portugiesisch - das ich »Feynmans Portugiesisch« nenne, von dem ich wußte, daß es kein richtiges Portugiesisch war, denn ich konnte zwar verstehen, was ch selbst sagte, nicht aber das, was die Leute auf der Straße sagten.
    Weil es mir bei diesem ersten Mal in Brasilien so gut gefiel, ging ich ein Jahr später wieder hin, und zwar für zehn Monate. Diesmal hielt ich Vorlesungen an der Universität von Rio, die mich bezahlen sollte, dies aber nie tat, so daß das Zentrum mir weiter das Honorar zahlte, das ich eigentlich von der Universität erhalten sollte.
    Ich blieb schließlich in einem Hotel, das direkt am Strand von Copacabana lag und Miramar hieß. Eine Zeitlang hatte ich ein Zimmer im dreizehnten Stock, von dessen Fenster aus ich das Meer sehen und den Mädchen am Strand zuschauen konnte.
    Es stellte sich heraus, daß in diesem Hotel die Piloten und Stewardessen der Pan American Airlines abstiegen, wenn sie einen Aufenthalt hatten - ihr Ausdruck dafür, »lay over«, störte mich immer ein bißchen. Sie hatten stets Zimmer im vierten Stock, und spät nachts gab es oft ein verlegenes Herauf- und Herunterschleichen im Aufzug.
    Einmal verreiste ich für ein paar Wochen, und als ich zurückkam, teilte mir der Geschäftsführer mit, er habe mein Zimmer für jemand anderen reservieren müssen, weil es das letzte freie Zimmer war, und daß er meine Sachen in ein anderes Zimmer gebracht habe.
    Es war ein Zimmer direkt über der Küche, in dem gewöhnlich niemand lange blieb. Der Geschäftsführer mußte sich gedacht haben, daß ich als einziger die Vorteile dieses Zimmers klar genug erkennen würde, um die Gerüche zu tolerieren und mich nicht zu beschweren. Ich beschwerte mich nicht: Das Zimmer lag im vierten Stock, in der Nähe der Stewardessen. Es ersparte mir eine Menge Probleme.
    Seltsamerweise fühlten sich die Leute von der Fluggesellschaft von ihrem Leben ein bißchen angeödet, und nachts gingen sie oft in Bars, um zu trinken. Ich mochte sie alle, und um gesellig zu sein, ging ich jede Woche an ein paar Abenden mit ihnen in die Bar, um einige Drinks zu nehmen.
    Eines Tages, so gegen halb vier nachmittags, ging ich auf dem Bürgersteig gegenüber dem Strand von Copacabana an einer Bar vorbei. Plötzlich überkam mich dieses unheimlich starke Bedürfnis: »Das ist genau, was ich möchte; das kommt gerade recht. Ich möchte jetzt einfach was trinken!«
    Ich wollte schon in die Bar gehen, da schoß es mir durch den Kopf: »Moment mal! Es ist cbch erst Nachmittag. Es ist keiner da. Es gibt keinen geselligen Anlaß, einen zu trinken. Warum hast du diesen schrecklich starken Drang, unbedingt einen Drink zu nehmen?« - und da bekam ich es mit der Angst zu tun.
    Seitdem habe ich nie wieder getrunken. Ich nehme an, ich war nicht wirklich in Gefahr, denn es fiel mir sehr leicht aufzuhören. Aber

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