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Sie kamen bis Konstantinopel

Sie kamen bis Konstantinopel

Titel: Sie kamen bis Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank S Becker
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einander bisher so fremden Frauen. Schirin nickte, als Pelagia ihre Tochter auf einem christlichen Friedhof bestatten lassen wollte, und bat sie nur, es ohne Aufhebens zu tun. Sie ging auch mit ihr zu Daud, als dieser nach fünf Tagen aus Tyrus zurückkehrte. Er hatte die schreckliche Nachricht schon beim Betreten des Hauses erfahren, saß mit versteinertem Gesicht an seinem mit Schriftrollen bedeckten Tisch und brauste erst auf, als er von der Taufe hörte.
    Doch Schirin schnitt ihm das Wort ab. »Sei still. Du warst nicht da!«
    »Ich musste an die Küste!«, wehrte er ab. »Allah hat uns einen großartigen Sieg geschenkt. Unsere Flotte hat soeben die Insel Rhodos erobert. Das wird ein wichtiger Stützpunkt in unserem Kampf!«
    »Du warst nicht da, und Pelagia hat getan, was ihr Gewissen gebot.«
    »Aber was sollen die anderen Muslime denken? Mein Kind …«
    »Fatima ist tot, und du warst nicht da, um ihr die Hand in der letzten Stunde zu halten«, herrschte ihn seine Mutter an. »Ich will nichts mehr davon hören!«
    Daud schwieg mit hängendem Kopf. Doch zwei Wochen später ließ er Layla frei und nahm sie offiziell zur Frau.
    ***
    Seit dem Tod ihrer Tochter ging Pelagia jeden Sonntag in die Johanneskathedrale. Trotz Schirins Freundschaft fühlte sie sich hier mehr zu Hause als in Dauds kleinem Palast, in dem sie jetzt nichts mehr galt. Eines Tages, als sie auf den Beginn des Gottesdienstes wartete, hörte sie plötzlich eine vertraute Stimme.
    »Du hier? Welch wunderbare Überraschung!« Sie drehte sich um und erblickte Urso. Er war wohlgenährt, in feinen Stoff gekleidet und trug bestickte Stiefel an den Füßen. Ohne Rücksicht auf die Umstehenden kam er auf sie zu und umarmte sie. Erst dann bemerkte er die Sorgenfalten und den müden Ausdruck in ihrem Gesicht. Als sie erzählt hatte, was geschehen war, blieb er einen Augenblick stumm, bevor er sich die Augen wischte.
    »Das tut mir so unendlich leid«, sagte er leise und schwieg eine Weile, bevor er auf einen rundlichen, glatzköpfigen Mann zeigte, der ein paar Schritte entfernt stand. »Darf ich dir einen Freund aus Baalbek vorstellen? Kallinikos, ein Erfinder und Baumeister, der hier ist, um sich bei dem Kalifen über den Steuereintreiber seiner Heimatstadt zu beschweren. Dieser Beamte gehört offenbar zu den Schurken, von denen der Weise Salomo sagt: ›Denn jene können nicht schlafen, wenn sie nicht Übel getan, und sie ruhen nicht, wenn sie nicht Schaden angerichtet.‹ Aber zu viele Hoffnungen, mein Freund«, mit diesen Worten wandte er sich dem Mann zu, der mit düsterer Miene zugehört hatte, während Pelagia seit langer Zeit wieder einmal zum Lächeln zumute war, »würde ich mir nicht machen.«
    »Ja, ich weiß«, antwortete dieser. »Beim Streit zwischen einem Sarazenen und einem Christen entscheidet ein Sarazenenrichter. Aber Mu'âwija soll weise sein, und vielleicht lässt Gott ja Gerechtigkeit walten.«
    »Hoffen wir es«, nickte Urso, als hielte er Wunder nicht für gänzlich ausgeschlossen. »Nur wenn jetzt wieder ein großer Krieg mit dem Kaiser droht, wird der Kalif wohl kaum ein Ohr für christliche Klagen frei haben. Aber wir werden es versuchen. Und du, Pelagia, weißt sicher noch, was ich dir damals versprochen hatte?«
    »Ja«, nickte sie, dachte an das rote Tuch und lächelte ihn dankbar an. »Wenn ich Hilfe brauche, wirst du es erfahren.«
    Als Pelagia an diesem Sonntag nach Hause kam, war Daud mit Layla und Schirin ausgeritten, so dass sie das ganze große Haus für sich alleine hatte. Nachdenklich ging sie, von den Dienern beäugt, durch die leeren Räume und dachte über ihr Leben nach. Jeder Stein erinnerte sie an die vergangenen zwei Jahre, die sie hier mit Fatima verbracht hatte – und an all ihre zerstörten Träume. Sie musste immer wieder die Tränen unterdrücken, während ihr bewusst wurde, dass sie hier nicht länger würde leben können. Daud war höflich zu ihr, aber er mied ihre Gesellschaft, und sie hatten sich seit Langem nicht mehr geliebt. Jetzt war Layla seine Frau, die sicher bald wieder schwanger sein würde, um ihm den nächsten Stammhalter zu gebären. Und wenn sie Daud bitten würde, sie gehen zu lassen? Wenn sie ihm allen Schmuck, alles Gold, das er ihr geschenkt hatte, anbieten würde, zum Preis der Freiheit? Lange dachte sie darüber nach, bis sie wusste, was sie tun musste.
    Noch am gleichen Abend klopfte sie an seine Türe. Er sah sie misstrauisch an, als sie bat, ihn sprechen zu dürfen, räumte

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