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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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sollte, fügte er noch ein paar Informationen an. »Ich bin Arzt«, sagte er. »Transplantationschirurg am New York Presbyterian .«

    Wieder runzelte sie die Stirn, als ob das die falsche Antwort gewesen wäre. »Wirklich?«
    »Ja.«
    Weiteres Stirnrunzeln.
    »Hab ich bestanden?«, fragte er.
    »Bestanden?«
    »Die Überprüfung meines Geisteszustands.«
    »Ich bin kein Arzt. Der kommt gleich. Ich habe mich nach Ihrem Namen erkundigt, weil wir bisher nicht wussten, wer Sie sind. Sie wurden ohne Papiere, ohne Handy und ohne Schlüssel gefunden. Die Räuber haben alles mitgenommen.«
    Mike wollte noch etwas sagen, als ihm ein gewaltiger Schmerz durch den Schädel schoss. Er biss die Zähne zusammen, zählte im Kopf bis zehn und wartete, dass der Schmerz nachließ. Als es wieder etwas besser war, sprach er weiter.
    »Wie lange war ich bewusstlos?«
    »Die ganze Nacht. Sechs oder sieben Stunden.«
    »Wie spät ist es?«
    »Acht Uhr morgens.«
    »Dann hat niemand meine Familie informiert?«
    »Das sagte ich doch gerade. Wir wussten nicht, wer Sie sind.«
    »Ich brauche ein Telefon. Ich muss meine Frau anrufen.«
    »Ihre Frau? Sind Sie sicher?«
    Mike war schwummerig im Kopf. Wahrscheinlich hatten sie ihm Schmerz- und Beruhigungsmittel gegeben, vielleicht verstand er deshalb nicht, warum sie eine so dämliche Frage stellte.
    »Natürlich bin ich sicher.«
    Bertha zuckte die Achseln. »Das Telefon steht neben dem Bett, aber ich muss es noch freischalten lassen. Und dann brauchen Sie wahrscheinlich jemanden, der Ihnen beim Wählen hilft, oder?«
    »Ich glaub schon.«
    »Ach, haben Sie eigentlich eine Krankenversicherung? Dann müssten Sie noch ein paar Formulare ausfüllen.«

    Mike wollte lächeln. Das Wichtigste zuerst. »Ja, habe ich.«
    »Ich schick jemanden aus der Verwaltung vorbei, damit die die Daten aufnehmen können. Der Arzt müsste auch bald kommen und mit Ihnen über die Verletzungen reden.«
    »Wie schlimm ist es?«
    »Sie wurden ziemlich heftig zusammengeschlagen, und da Sie so lange ohne Bewusstsein waren, ist anzunehmen, dass Sie eine Gehirnerschütterung oder ein Schädeltrauma erlitten haben. Aber über die Details müssen Sie dann mit dem Arzt sprechen. Ich guck mal, ob ich ihn schnell vorbeischicken kann.«
    Er hatte verstanden: Eine Stationsschwester durfte keine Diagnosen stellen.
    »Wie schlimm sind die Schmerzen?«, fragte Bertha.
    »Mittel.«
    »Wir haben Ihnen ein Schmerzmittel gegeben. Das heißt die Schmerzen werden erst mal schlimmer, wenn die Wirkung nachlässt, bevor sie dann wieder abnehmen. Ich mache Ihnen noch eine Morphininfusion fertig.«
    »Danke.«
    »Dann bis gleich.«
    Sie ging zur Tür. Mike fiel noch etwas ein. »Schwester?«
    Sie drehte sich wieder zu ihm um.
    »Ist denn kein Polizist da, der mich sprechen will oder so?«
    »Wie bitte?«
    »Ich wurde überfallen und offenbar auch beraubt. Interessiert das die Polizei nicht?«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie glauben also, dass sich ein Polizist gemütlich in den Flur setzt und darauf wartet, dass Sie aufwachen?«
    Sie hatte natürlich Recht  – das war das Gleiche wie mit dem Arzt im Film.
    Dann fügte Bertha hinzu: »Die meisten Leute zeigen solche Sachen sowieso nicht an.«

    »Was für Sachen?«
    Wieder runzelte sie die Stirn. »Soll ich auch die Polizei für Sie rufen?«
    »Ich ruf lieber erst meine Frau an.«
    »Ja«, sagte sie. »Ja, das ist wohl das Beste.«
    Er griff nach dem Einstellknopf am Bett, um das Kopfteil höher zu stellen. Ein stechender Schmerz fuhr ihm in die Brust. Er konnte nicht mehr atmen. Er tastete nach dem Kontrollfeld und drückte den obersten Knopf. Sein Körper krümmte sich mit dem hochfahrenden Kopfteil.
    Er versuchte, eine aufrechtere Haltung einzunehmen. Langsam streckte er die Hand nach dem Telefon aus. Er hob den Hörer ans Ohr. Es war noch nicht freigeschaltet.
    Tia musste inzwischen in Panik geraten sein.
    War Adam wieder zu Hause?
    Wer hatte ihn überfallen?
    »Mr Baye?«
    Schwester Bertha stand wieder in der Tür.
    »Doktor Baye«, korrigierte er.
    »Oh, wie dumm von mir, das hatte ich vergessen.«
    Er wollte nicht rechthaberisch sein, aber in einem Krankenhaus konnte es nicht schaden, die Leute wissen zu lassen, dass man ein Kollege war. Wenn ein Cop wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung rausgewinkt wurde, sagte er den anderen Cops auch, wie er seinen Lebensunterhalt verdiente. Das konnte man unter ›Kann nicht schaden‹ abheften.
    »Ich bin gerade einem

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