Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
zutrifft.”
“Sicher nicht”, erwiderte Garth. “Wir sind ganz glücklich.”
“Ja”, seufzte Caro erneut und fügte dann schnell hinzu: “… bis ich meinen Mann verlor.”
Georgie hielt sich im Hintergrund, sie weigerte sich, an dieser gegenseitigen Lobhudelei teilzunehmen. Etwas unwillig vermerkte sie allerdings, dass Jesmond Caro bewunderte. Dabei schien er es selbst nicht einmal zu bemerken, und möglicherweise fiel es auch sonst niemandem auf, nur Georgie hatte das Gefühl, dass sie seine Empfindungen deuten konnte. Ihr verstorbener Mann hatte sie gelehrt, Fremde einzuschätzen und ihr Mienenspiel zu deuten, und sie bereute nun, dass sie bei der ersten Begegnung Jesmond aus purem Zorn falsch eingeschätzt hatte. In einer kleinen Gemeinde wie in Netherton blieb es nicht aus, dass man sich in Zukunft häufiger begegnen würde. Es wäre unklug, mit ihm verfeindet zu sein, fand sie, denn das würde nur unschönen Klatsch hervorrufen. Deshalb zwang sie sich zu einer unverfänglichen Frage: “Hatten Sie schon Gelegenheit, sich in Netherton umzusehen, Mr Fitzroy?”
“Ja, heute Morgen. Ich musste zur Bank und zu Miss Jesmonds Anwalt. Eine überraschend lebendige kleine Stadt. Sie hat sich sehr verändert, seit ich vor zwanzig Jahren zum letzten Mal hier war.”
Georgie war glücklich, dass man nun doch noch zu einem zivilisierten Gespräch kam. “Mein verstorbener Vater und Mr Bowlby haben sich sehr um die Stadt verdient gemacht. Vor ungefähr fünfzehn Jahren haben sie den Bau der Gesellschaftsräume in Gang gesetzt, die Straßen verbreitern lassen, den öffentlichen Park und den kleinen botanischen Garten am Ende der Hauptstraße geschaffen. Mein Vater und Ihre Großtante waren leidenschaftliche Gärtner, die eine Menge Blumen und Bäume für die öffentlichen Anlagen gespendet haben.”
Daraufhin erzählte Jesmond, dass er bereits beschlossen habe, den Park um Jesmond House wieder herrichten zu lassen.
Georgie strahlte ihn an. “Ihre Großtante würde sich sehr freuen. Sie hatte nämlich immer befürchtet, dass nach ihrem Tod ihr Garten nie wieder in seiner alten Pracht erblühen würde.”
Caro unterdrückte ein Gähnen. Blumen und Bäume interessierten sie herzlich wenig. Und so versuchte sie schnell, das Thema zu wechseln. “Ich hatte mir gedacht, Mr Fitzroy, dass Sie ein Abendessen im kleinen überschaubaren Kreis vorziehen würden. Ein formelles Dinner könnte Sie leicht überwältigen, da halb Netherton Ihre Bekanntschaft machen möchte.”
Georgie konnte sich kaum vorstellen, dass Mr Jesmond Fitzroy leicht zu überwältigen war.
“Sehr aufmerksam, Madam. Sicherlich ist es angenehmer, die Neugier nach und nach zu befriedigen”, antwortete Mr Fitzroy charmant, aber nicht ganz ehrlich. Längst hatte er die Erfahrung gemacht, dass es stets das Beste war, seine neue Umgebung so schnell wie möglich kennenzulernen. Er hätte nichts dagegen gehabt, wenn Mrs Pomfret zu seinen Ehren den größten Teil der Nethertoner Gesellschaft eingeladen hätte.
Auch dieses Mal verstand es nur Georgie, seine Gedanken zu lesen. Ein Gefühl sagte ihr, dass Mr Fitzroy nicht so oberflächlich war, wie er sich gab. Der Blick, mit dem sie ihn streifte, war folglich eine Spur zu spöttisch, als dass es Jesmond – der stets auf der Hut war – nicht aufgefallen wäre.
Aha, dachte er, Mrs Charles Herron ist ein gescheiter Wildfang. Caro Pomfret dagegen erschien ihm charmant und liebenswert, sodass er ihr Tugenden andichtete, die sie absolut nicht besaß.
Nur Sir Garth, der die Tischrunde mit Geschichten über die große Gesellschaft unterhielt, schätzte er richtig ein. Manning tat, als sei er mit allem, was in London Rang und Namen hatte, gut befreundet und warf reichlich mit Spitznamen um sich. Lord Palmerston war der ‘Amor’, Lord Granville der ‘Gehörnte’, Lady Jersey die ‘Schweigsame’ und so weiter … Was tat so jemand in der Provinz? In einer Kleinstadt, wo ein winziger Park und ein paar Gesellschaftsräume die einzigen Attraktionen waren?
Der Mann ist ein Schwindler, fand Jesmond und beschloss, Garth Manning im Auge zu behalten. Während Jesmond im Stillen diese Überlegungen anstellte, und dabei weiter Konversation über den neuesten Hofklatsch mit Manning und seiner Schwester machte, blieb die exzentrische Mrs Herron, wie Jesmond feststellte, ungewöhnlich still. Wer mochte nur der verstorbene Mr Herron gewesen sein, der diesen rothaarigen Wildfang geehelicht hatte, fragte er sich.
Man war
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