Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
Caro Pomfrets Hand. Garth Manning beobachtete die Szene mit Wohlwollen. Jesmond war sich sicher, falls er um Caro Pomfrets Hand anhalten sollte, dass Manning seine Bitte nicht ablehnen würde.
In Jesmond House erwartete Jesmond ein etwas aufgeregter Twells. “Sir, Sie haben Besuch.”
“Um diese Zeit?”
“Der Besucher kam, kurz nachdem Sie gegangen waren, Sir. Da er sich nicht abwimmeln ließ, habe ich ihn in die Bibliothek geführt.”
Jesmond warf Hut und Mantel auf die alte Bank in der Halle und ging langsam in Richtung Bibliothek. “Soll ich Sie ankündigen, Sir?”, fragte Twells besorgt.
Es klang so müde, dass Jesmond sich umschaute. “Twells, Sie warten nicht noch einmal so lange auf mich. Es gibt doch sicher einen jungen Lakai. Henry Craig zum Beispiel, der kann doch die Aufgabe übernehmen.”
“Ich bin der Butler in diesem Haus, Sir”, protestierte Twells respektvoll.
“Das weiß ich. Aber vielleicht sollten Sie einmal in Erwägung ziehen, einen vertrauenswürdigen Nachfolger anzulernen. Sie wissen, dass ich Sie und Ihre Arbeit schätze, ich appelliere nur an Ihren gesunden Menschenverstand. Und jetzt gehen Sie zu Bett, ich finde schon selbst meinen Weg.”
Jesmond öffnete die Tür zur Bibliothek. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wer der Besucher wohl sein konnte. Ein Mann saß auf einem Stuhl und las ein Buch beim Kerzenschein. “Kite! Wo, zum Teufel, kommen Sie denn her?”
“Schön, wenn man als Teufelskerl bezeichnet wird”, gab Kite zurück. Er war ein großer schlanker Mann, mit intelligenten Gesichtszügen, gediegen gekleidet, halb Buchhalter, halb Gentleman. Er sprach gebildet, obwohl er, wie Jesmond wusste, auch den Dialekt der Londoner Arbeiter beherrschte. “Lesen Sie erst einmal diesen Brief, Sir.”
Jesmond brach das Siegel und begann zu lesen. Der Brief kam von Ben Wolfe, der ihm schrieb, dass er ihm James Kite schicke, da er dessen finstere Miene nicht mehr ertragen könne, seit Jesmond gegangen war. “Ich glaube, dass Kite in Ihr neues Leben in Netherton passt”, schrieb Ben Wolfe weiter. “Schicken Sie ihn nicht weg, er folgt Ihnen aus freien Stücken und kann für Sie als Ihre rechte Hand das tun, was Sie für mich getan haben. So habe ich denn zwei gute Männer verloren. Mein einziger Trost ist, dass er Sie vor Schwierigkeiten bewahren wird. Susanna sendet Ihnen genau wie ich die besten Wünsche für die Zukunft. Ihr Freund, Ben Wolfe.”
Jesmond schaute Kite an. “Kennen Sie den Inhalt dieses Briefes?”
“Sinngemäß, ja.”
“Ist es wirklich Ihr Wunsch?”
“Ja!”
“Ihre Arbeit als mein Sekretär hier in der Provinz ist sehr viel anders als die in London.”
“Sir, Sie brauchen überall in der Welt jemanden, der Ihnen den Rücken freihält.”
“Würden Sie gegebenenfalls auch als mein Kammerdiener fungieren?”
“Ich tue alles, was Sie wollen, Sir.”
“Ich habe gerade entdeckt, dass ich Ihre speziellen Fähigkeiten benötige. Wenn die Arbeit vielleicht auch nicht so gefährlich wie in London ist.”
“Das wird sich herausstellen.”
Kite war immer so kurz angebunden, erinnerte sich Jesmond. “Offiziell haben Sie eine Stellung als mein Sekretär. Morgen kommt der Mann, der das Vermögen meiner Tante bis zu ihrem Tod verwaltete. Protokollieren Sie das Gespräch – und hören Sie zu. Sie konnten immer gut zuhören.”
“Eine meiner Stärken, Sir.”
“Ihr Zimmer wird nicht sehr komfortabel sein.” Jesmond läutete nach dem Lakai. “Das ganze Haus ist nicht komfortabel. Sie können mir helfen, es zu restaurieren.”
“Mit Freuden, Sir.”
Er sah Kite nach, wie er Craig, Twells neuem Gehilfen, folgte, und wusste nicht, ob er lachen, fluchen oder sich gar gratulieren sollte. Schließlich entschied Jesmond sich für das Letztere.
Die Menschen in Netherton wussten nicht, was sie erwartete, erst recht aber nicht Garth Manning und Mr Bowlby, auf deren Spuren Jesmond Kite setzen wollte.
3. KAPITEL
Jesmond hatte das Ausmaß und den Einfallsreichtum, mit dem die Bewohner von Netherton ihr gesellschaftliches Leben organisierten, unterschätzt. Am folgenden Morgen bekam er eine Einladung für den Samstagnachmittag zu einem Gartenfest bei den Bowlbys.
“Soll ich antworten, dass Sie die Einladung dankend annehmen, Sir?”
“Tun Sie das, Kite. Und bevor heute Nachmittag Parsons, der ehemalige Gutsverwalter, kommt, will ich mir mein Anwesen einmal zu Pferde ansehen.”
“Haben Sie eine Karte, Sir?”
Jesmond hielt ein brüchiges
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