Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
gehört?”
“Es ist ein Mädchen!”, antwortete Georgie wütend, sodass Jesmond ihr beruhigend die Hand auf den Arm legte und mahnte: “Ihre Zofe kommt, gehen Sie hinauf!”
Madge Honey war bereits in den Fünfzigern und früher Georgies Kinderfrau gewesen. Sie kam gerade rechtzeitig, als Georgie Jesmond anblaffte: “Schon wieder Befehle, Fitz!”, und beschwichtigte: “Na, na, Miss Georgie! Nun kommen Sie erst einmal mit rauf. Sie sind ja völlig durchnässt. Ich habe Ihnen ein schönes warmes Bad bereitet.”
Sie führte Georgie weg, die sich theatralisch an den Kopf fasste: “Hat sich denn alles gegen mich verschworen? Sie reden ja schon wie Mr Fitzroy, Madge!”
“So? Na, dann scheint er ja ein recht vernünftiger Gentleman zu sein.”
Jesmond versuchte ernst zu bleiben. Caro lächelte wehmütig und meinte: “Madge ist die Einzige, die in letzter Zeit Einfluss auf Georgie hat. Wenn ich nur daran denke …” Sie schüttelte den Kopf. “Oje, Mr Fitzroy! Sie holen sich ja noch den Tod. Der Butler wird Ihnen sofort eine Jacke meines verstorbenen Mannes bringen. Und Tee wird auch gleich serviert.”
Jesmond wollte ablehnen, aber Caro sah ihn so charmant an, dass er nachgab. Sie plauderte fröhlich drauflos, bis Jesmond sie unterbrach: “Ich würde gerne wissen, ob Gus mit dem kleinen Mädchen angekommen ist.”
“Oh ja!”, wehrte Caro mit einer leicht unwilligen Geste ab. “Die Haushälterin hat sich schon darum gekümmert. Jetzt müssen wir auch noch herausfinden, wem das Kind gehört”, seufzte sie.
Glücklicherweise kam in diesem Moment Sir Garth herein, denn Jesmond fiel keine Antwort ein, die in den Ohren seiner Gastgeberin nicht nach Kritik geklungen hätte.
“Sie haben meine Schwägerin gerettet, Fitzroy? Was hat sie nun schon wieder angestellt?”
“Nichts, was Mrs Herron diskreditieren würde”, erwiderte Jesmond kühl und stellte insgeheim erstaunt fest, dass er Georgie verteidigte. “Ganz im Gegenteil! Mutig hat sie ein Kind aus dem Fluss gerettet. Glücklicherweise kam ich gerade vorbei und konnte sie nach Hause bringen, bevor sie sich den Tod holt. Sie hat sich den Fuß verstaucht. Nur leicht, wie ich glaube, aber Mrs Pomfret hat bereits den Arzt rufen lassen.”
Den unterschwelligen Tadel ignorierte Sir Garth lächelnd. “Sehr nobel. Hätte man was anderes von ihr erwartet? Glücklich der Mann, der ein so nützliches Weib bekommt.” Seinem Mienenspiel nach schien er wohl zu glauben, dass er selbst der Glückliche sein würde.
Sie verdient einen Besseren als diesen eingebildeten Stutzer, fand Jesmond. Er musste sich schnellstens verabschieden – dieser Garth Manning schlug ihm auf den Magen.
Nachdem Jesmond gegangen war, ließ Garth sich in den Sessel fallen und sah seine Schwester fragend an. “Wen von euch beiden favorisiert er denn nun? Dich oder Georgie?”
“Georgie?” Caro lachte schrill. “Aber doch nicht Georgie! Die beiden können sich nicht ausstehen. Er hält sie für eine wilde Range.”
“So? Nun, manche Männer haben durchaus ein Faible für diese Art Frauen.”
“Aber nicht Mr Fitzroy. Hast du nicht gemerkt, wie besonnen der ist?”
“Ein Geheimniskrämer”, überlegte Sir Garth. “Möchte doch gar zu gerne mehr über den wissen.”
Gleiches dachte Jesmond über Sir Garth Manning.
Kite hatte Jesmond eine Schachtel mit staubigen Dokumenten, die er auf dem Dachboden gefunden hatte, auf den Schreibtisch gestellt. Bevor er sich an die Durchsicht der Papiere machen konnte, erschien Jack Wild, einer seiner Pächter, bei ihm. Ein Vater, der Jesmond um Hilfe bei der Suche nach seiner kleinen Tochter bitten wollte, die seit dem Morgen aus dem Garten verschwunden und nirgends zu finden war. Jesmond konnte den völlig aufgelösten Mann beruhigen und ihm sagen, dass Mrs Herron das Mädchen gerettet hatte, und gestattete ihm, seine Tochter mit dem Gig aus Pomfret Hall zu holen.
“Eine Frage noch, Mr Wild, bevor Sie gehen. Sie arbeiten doch auf dem Gut?”
“Gewiss, Sir. Mein ganzes Leben habe ich für Miss Jesmond gearbeitet. Seit Mr Parsons gekündigt wurde, gibt es allerdings nicht mehr so viel zu tun.”
“Ich hoffe, ich kann Parsons wieder einstellen.”
“Parsons kommt bestimmt gerne zurück. Er arbeitet gelegentlich für den Bankier Bowlby.”
Irgendwie hat der Bankier Bowlby seine Finger überall drin, fand Jesmond.
Parsons, der Verwalter der verstorbenen Miss Jesmond, ein kräftig gebauter Mann mit einem wettergegerbten Gesicht,
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