Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
erschien am frühen Nachmittag und wurde in die Bibliothek geführt. “Sie wollten mich sprechen, Mr Fitzroy?”
“Richtig. Soviel ich weiß, waren Sie der Gutsverwalter meiner Tante”, kam Jesmond sofort zur Sache. “Wann und weshalb hat man Ihnen gekündigt?”
Parsons wusste nicht so recht, was er von Miss Jesmonds Erben halten sollte. “Nachdem Miss Jesmond den größten Teil ihres Landes verkauft hatte, brauchte sie meine Dienste nicht mehr und konnte mich auch nicht mehr bezahlen, wie sie sagte”, erklärte er vorsichtig.
Jesmond lehnte sich in seinem Sessel zurück. “Und weshalb hat sie das Land verkauft?”, fragte er so, als sei er eigentlich nicht an der Antwort interessiert.
“Wegen Fehlinvestitionen, wie sie sagte, und Bankier Bowlby würde ihr helfen, die Schulden abzuzahlen, indem er ihr das Land so schnell wie möglich abkaufte.” Parsons Mienenspiel verriet nicht, was er wirklich dachte.
“Haben Sie eine Ahnung, was er gezahlt hat?”
“Nein, Sir. Sie schien zufrieden, aber …”
“Aber?”, fragte Jesmond erstaunt nach.
“Entschuldigen Sie, Sir, zu der Zeit war sie nicht mehr so ganz klar im Kopf, und ich weiß nicht, ob sie alles richtig verstanden hat.”
“Sie waren dabei?”
“Als Bankier Bowlby sie besuchte? Ja!”
“Es wurde keine Summe genannt? Oder die Höhe ihrer Schulden?”
“Nein. Darüber hatte man wohl schon zuvor bei einem Treffen in der Bank gesprochen. Der Kaufvertrag war bereits vorbereitet, der Butler und ich sollten nur als Zeugen fungieren.”
“Sie haben den Vertrag nicht gelesen?”
“Nein, Sir. Als ich darum bat, versicherten mir der Bankier und auch Miss Jesmond, dass sie den Vertrag im gegenseitigen Einvernehmen aufgesetzt hätten.”
“Aber Sie sagten doch, dass Miss Jesmond nicht mehr ganz klar im Kopf war.”
“Richtig, Sir. Ich habe es noch einmal versucht, und da ist Miss Jesmond böse geworden und hat mich rausgeschickt. Sie sagte, ich würde versuchen, sie zu ruinieren. Einer der Lakaien hat dann an meiner Stelle die Urkunde bezeugt. Kurz darauf hat sie mich entlassen. Ich vermute, Bankier Bowlby hatte ihr das empfohlen. Obwohl er immer wieder betonte, dass es ihm leid täte, und mich nun für Gelegenheitsarbeiten einstellt.”
“Glauben Sie ihm?”
“Nein, Sir. Aber ich brauche die Arbeit. Ich habe Familie.”
“Würden Sie für mich arbeiten? In Ihrer alten Stellung?”
“Sie besitzen nur wenig Land, Sir. Zu wenig für einen Verwalter.”
Jesmond lächelte kühl. “Das lassen Sie mal meine Sorge sein!”
Parsons sah zu Kite, der sich Notizen machte. “Verzeihen Sie, Sir, was macht der Mann dort?”
“Mr Kite schreibt mit, was wir besprechen, falls ich mich später nicht mehr genau erinnern kann. Er hält jetzt fest, dass ich Ihnen eine Stelle angeboten habe, zu einem etwas höheren Lohn, als Sie von Miss Jesmond erhielten. Und er wird auch Ihre Antwort festhalten. Die da wäre …”
“Dass ich akzeptiere, Sir. Und dass ich mich frage, was meine Pflichten sind.”
Jesmond sah sich um. “Haben Sie das, Kite?”
“Ja, Sir.”
“Also gut, Parsons. Ihre Arbeit beginnt am Montag. Dann werden wir besprechen, was in Zukunft Ihre Aufgabe ist. Sonst noch Fragen?”
Parsons starrte Jesmond fassungslos an. “Nein, Sir. Aber entschuldigen Sie die Bemerkung, Sir, Sie sind ein komischer Kauz.”
Huschte da ein Lächeln über Mr Kites bewegungslose Miene? Parsons war sich nicht sicher.
“Sie sind nicht der Erste, Mr Parsons, und bestimmt auch nicht der Letzte, der so eine Bemerkung macht. Montagmorgen um acht Uhr sehe ich Sie hier in diesem Raum wieder. Ich brauche wohl nicht zu betonen, dass ich Pünktlichkeit erwarte. Guten Tag, Mr Parsons. Der Butler wird Sie hinaus geleiten.”
Wer ist nun der Gescheite, dieser komische Kauz oder sein Sekretär, wunderte sich der alte Verwalter. “Ach, was soll’s? Ich habe meinen Posten wieder und das ist die Hauptsache”, murmelte Parsons, als er Jesmond House verließ.
“Denken Sie, was ich denke, Kite?”, fragte Jesmond, als Parsons die Tür hinter sich geschlossen hatte.
“Dass gegen Bankier Bowlby zu ermitteln ist? Gewiss!”
“Und zwar umgehend”, meinte Jesmond ein wenig zerstreut. “Ich hätte nicht gedacht, dass es auf dem Land so aufregend ist.”
“Verzeihen Sie, Sir, aber meiner Meinung nach kann es überall aufregend sein.”
“Ja, Sir!” ahmte Jesmond seinen Sekretär nach. “Ich werde mich an Ihren Rat erinnern, wenn ich Bankier Bowlbys
Weitere Kostenlose Bücher