Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
hatte, nahm Georgie auf den Arm und drückte sie an sein Herz. Jetzt erst bemerkte er, dass sie vor Kälte zitterte. Er stellte sie noch einmal auf den Boden und zog seine Jacke aus. “Wickeln Sie sich darin ein.”
“Nicht nötig”, lehnte Georgie ab. Wie hypnotisiert starrte sie einen Moment lang auf seinen nur mit einem Hemd bekleideten muskulösen Oberkörper. “Danke für das Angebot, Fitz. Aber ich bin so nass, dass ich die Jacke ruiniere.”
“Wollen Sie sich erkälten?”, fuhr er sie an. “Komisch, dass mich sonst niemand Fitz nennt!”
“Vermutlich hat man Angst, Ihnen einen Spitznamen zu geben. Benehmen Sie sich immer wie ein kleiner Despot?”
“Also das finde ich aber wirklich unhöflich”, sagte er streng und ging damit auf ihren fröhlichen Ton ein. “Wenn Sie jetzt nicht friedlich sind, überlasse ich Sie hier draußen den Wölfen.”
“Hier gibt es keine Wölfe”, sagte Gus mürrisch. “Und wenn Sie Georgie nicht helfen, dann melde ich das dem Vikar.”
“Er meint es nicht ernst, er will mich nur ärgern, Gus”, beruhigte Georgie den Jungen.
“Wirklich?”, fragte Jesmond gut gelaunt. Mittlerweile hatten sie Tearaway erreicht und Jesmond hob Georgie in den Sattel. “Nach Pomfret Hall ist es nicht weit. Sie müssen sofort ein heißes Bad nehmen!”
“Befehle, immer Befehle, Fitz! Was waren Sie in Ihrem vorherigen Leben? Offizier?” Etwas in seinem Gesicht verriet ihn. “Aha! Ich habe recht!”
“Sie sind der gescheiteste Wildfang, dem ich je das Unglück hatte über den Weg zu laufen”, antwortete er sanft und musste plötzlich lächeln, da er sich erinnerte, dass Ben Wolfe einmal etwas Ähnliches über seine Frau Susanna geäußert hatte.
“Was für ein Soldat waren Sie, Fitz?”
“Ein ganz gewöhnlicher”, wehrte er ab. “Aber das ist lange her.”
“Lange her?” Gus war begeistert, endlich einen wirklichen Soldaten kennenzulernen. “Dann müssen Sie ja ein Baby gewesen sein!”
“Etwas älter als du jetzt war ich schon, Master Gus. Aber grün hinter den Ohren – sehr grün.”
“Grün, Fitz?”, meldete sich Georgie von ihrer luftigen Höhe. “Kaum zu glauben!”
“Doch, Mrs Georgie! Ich darf Sie doch so nennen?”
“Gut, wenn ich Fitz sagen darf! In der Öffentlichkeit sind Sie natürlich Mr Fitzroy, mit Betonung auf der ersten Silbe. Und grün sind Sie wahrhaftig nicht. Man sagt, die Armee macht aus einem Jungen einen Mann.”
“Kann sein, aber genug von mir. Jetzt darf ich Sie auch etwas fragen: Sind Sie immer so gerade heraus, Mrs Georgie?”
Schweigen. Jesmond wechselte das Kind, das mittlerweile vor lauter Erschöpfung eingeschlafen war, von einem Arm in den anderen. Verwundert fragte er sich, weshalb Georgie plötzlich so zurückhaltend war. Sie vermied es, ihn anzusehen, und ihre Körperhaltung verriet ihm, dass zum ersten Mal, seit er ihr begegnet war, ihre Schlagfertigkeit sie verlassen hatte.
“Die Wahrheit, Fitz. Wollen Sie wirklich die Wahrheit wissen?”, sagte sie schließlich nachdenklich. “Die Antwort ist Nein!”
Was hätte sie ihm antworten sollen? Die Frage erinnerte sie an die Vergangenheit, an eine Zeit, die sie vergessen wollte. Sie konnte nicht wissen, dass der Mann, der neben ihr ging, den gleichen Wunsch hatte. Plötzlich fühlte sie sich verzweifelt, müde und kalt. Die Heiterkeit, die sie seit seinem Auftauchen aufrecht gehalten hatte, schwand. Sie zitterte vor Kälte, selbst seine Jacke konnte sie nicht wärmen.
Jesmond bemerkte sofort, dass sie am Ende ihrer Kräfte war. “Kannst du mir helfen, junger Mann?”, wandte er sich an Gus. “Es ist nicht mehr weit. Traust du dir zu, das Mädchen alleine nach Pomfret Hall zu tragen, während ich mit deiner Tante vorausgaloppiere? Ich schicke dir sofort Hilfe.”
“Keine Angst, ich werde nicht ohnmächtig”, protestierte Georgie. “Ich friere nur furchtbar.”
“Ein heißes Bad!”, erinnerte Jesmond sie. “Je schneller, desto besser! Geben Sie mir die Zügel und lassen Sie mich aufsteigen.”
Sie widersprach nicht, was ihm zeigte, dass sie wirklich Hilfe brauchte.
“Das sieht dir wieder ähnlich, Georgie”, jammerte Caro leise. “Nur du stürzt dich wegen eines fremden Kindes in den Fluss. Ehrenwert, aber töricht! Hätte Gus nicht Hilfe holen können?”
“Und ich bleibe am Ufer sitzen und sehe ihrem Todeskampf zu?”
Amüsiert beobachtete Jesmond, wie Caro ihm einen hilflos fragenden Blick zuwarf. “Weiß vielleicht jemand, wem das Kind
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