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Sie waren zehn

Sie waren zehn

Titel: Sie waren zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Wellenlänge und das Code-Wort. Es mußte ein halsstarriger Bursche sein, denn auf alle ihre Vorbehalte, daß der Plan Wildgänse, durch die Offensive bedingt, in eine andere Richtung laufen mußte, beantwortete er mit der stoischen Antwort: »Abwarten. Keine neuen Instruktionen.«
    Es konnte auch keine geben.
    Im OKW und bei Canaris saß man gerade bei Wildgänse vollkommen auf dem trockenen. Oberst v. Renneberg sprach darüber mit seinem so hoch gestiegenen alten Kameraden Keitel. Noch einmal war er zum Führerhauptquartier ›Wolfsschanze‹ gefahren und hatte den Vorzug erhalten, in den inneren Kreis geführt zu werden.
    »Ich habe von diesem Plan nie sehr viel gehalten!« sagte Keitel. »Aber Sie haben ihn vorgetragen, als sei er die letzte und größte Geheimwaffe. Vergessen Sie es, Renneberg.«
    »Die zehn sind abgesetzt, Herr Generalfeldmarschall«, sagte Renneberg bedrückt. »In einem Kreis um Moskau.«
    »Das bedeutet?«
    »Die Aktion läuft!«
    »Für diese Herren ist der Krieg schon zu Ende«, sagte Keitel sarkastisch. »Sie gelten doch als vermißt?«
    »Offiziell ja. Die Angehörigen sind bereits benachrichtigt. Sie sind in den Sog der Offensive hineingeraten. Darf ich eine unerlaubte, wehrkraftzersetzende Frage stellen?«
    Keitel sah Renneberg erstaunt an. »Weil Sie es sind, Renneberg.«
    »Können wir die Offensive aufhalten?«
    »Der Führer kann alles!«
    »Das läßt mein Herz höher schlagen.«
    »So etwas kann man doppelt deuten, Renneberg.«
    »Ich bitte Herrn Generalfeldmarschall um die beste Deutung. Es hat nämlich wenig Sinn, Stalin zu töten, wenn über der Reichskanzlei bereits die rote Fahne weht.«
    »Das war wehrkraftzersetzend!« Keitel legte Renneberg die Hand auf die Schulter, so wie er es früher bei dem jungen Leutnant Renneberg auf der Kriegsschule getan hatte. Er ist alt geworden in diesen Monaten, dachte Renneberg. Wer möchte mit ihm tauschen? Nur ein so sturer Offizier wie Keitel, dem Gehorsam der Nabel der Welt ist, kann diese Luft um Hitler so lange atmen, ohne daran zu ersticken.
    »Wir werden die Sowjets spätestens an der Weichsel auffangen«, sagte Keitel. »Dort entsteht ein tief gestaffeltes Verteidigungssystem. Tag und Nacht wird gegraben. Obwohl ich Ihre Wildgänse als undurchführbar ansehe – es ist immer die richtige Zeit, Stalin zu töten, ob jetzt oder in vier Wochen. Jeder Schwung läßt einmal nach – das ist ein physikalisches Gesetz. Auch die sowjetische Offensive wird sich auspendeln.«
    Renneberg fuhr nach Berlin zurück. Canaris empfing ihn sofort. »Na?« fragte er kurz.
    »Keitel redet vom physikalischen Gesetz des Schwunges und des Pendels. Außerdem – wörtlich – der Führer kann alles!«
    »Bisher sind fast 140.000 von uns gefallen. Man schätzt 40.000 gefangene deutsche Soldaten. Das alles in den paar Tagen!« sagte Canaris ruhig. Er stand auf und kam um seinen Schreibtisch herum. »Renneberg – mir liegen Meldungen vor, nach denen in der Ukraine, in dem kleinen Abschnitt zwischen Kowel und Kolomea zwei sowjetische Armeegruppen mit sieben Armeen bereitstehen, um uns an der Flanke den Arsch vollends aufzureißen! Im Norden, im Baltikum, marschieren sie schon. Was ich dem Führer vorausgesagt habe, ist eingetroffen: Die gesamte Ostfront ist genauso in Bewegung geraten wie die Atlantikfront. Und dort wird eine Scheiße nach der anderen gebaut! Aber: Der Führer kann alles!« Canaris, der bis jetzt hin und her gelaufen war, blieb abrupt vor Renneberg stehen. »Wie kann man die zehn verständigen?«
    »Gar nicht.«
    »Man kann sie auf keine Art erreichen?«
    »Nein.«
    »Aber sie haben doch die Anlaufsteile in Moskau, diese – wie heißt sie doch?«
    »Milda Ifanowna, Herr Admiral.«
    »Hat diese Milda genaue Instruktionen?«
    »Was nutzen sie?« Renneberg hob die Schultern. »Die zehn haben den Auftrag, sich bei Milda erst nach vier Wochen, vom Tag ihrer Landung an gerechnet, zu melden. Wenn sie in Moskau festen Fuß gefaßt haben.«
    »Das wäre Mitte Juli.«
    »Frühestens.«
    »Ahnen Sie, Renneberg, wo die Sowjets Mitte Juli stehen können?«
    »Wir haben mit dieser rasanten Entwicklung an den Fronten nicht gerechnet.«
    Canaris winkte ab. Er ging zu dem Fenster hinter seinem Schreibtisch und blickte hinaus.
    »Kennen Sie Stauffenberg?« fragte er unvermittelt.
    »Nur dem Namen nach, Herr Admiral.«
    »Möchten Sie ihn kennenlernen?«
    »Wenn es nötig ist, Herr Admiral.«
    »Sie sollten einmal mit ihm sprechen, Renneberg. Privat, von

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