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Sie waren zehn

Sie waren zehn

Titel: Sie waren zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eigenen Tod verbunden sein kann.«
    »Wir werden Stalin zu schützen wissen«, sagte General Radowskij und erhob sich. »Mein lieber Igor Wladimirowitsch, wir sind Ihnen zu großem Dank verpflichtet.«
    »Es ist meine Pflicht, Genosse General.«
    »Nicht so bescheiden! Ihre Pflicht ist es durchaus nicht, so klar und logisch zu denken und damit die deutschen Pläne zu erkennen! Sie haben eine historische Leistung vollbracht; Sie wissen es bloß noch nicht! Von Ihrem Gedankenspiel hängt vielleicht der endgültige Sieg ab – wer weiß es?!« Radowskij drückte Smolka die Hand, begleitete ihn sogar bis zum Treppenhaus – diese Gunst war noch keinem Besucher widerfahren und wurde sofort von der Umgebung registriert, und blieb dann sinnend stehen. Langsam ging er zurück in sein Zimmer und setzte sich in seinen Sessel, zusammengesunken, als sei er geschrumpft, und blickte auf seine aneinandergelegten Fingerspitzen.
    Ein alter Plan, von Kriegsbeginn an von ihm verdrängt, weil es bisher undenkbar schien, Stalin dergleichen vorzutragen, wachte wieder auf. Was damals schon Stalins Sicherheit stützen sollte, wurde jetzt zur fast sicheren Garantie für sein Überleben. Die Mitspieler dieses Plans hatte Radowskij nie aus den Augen verloren, sie standen gewissermaßen abrufbereit, nachdem damals – natürlich heimlich und außerhalb Moskaus auf einer Datscha, die Radowskijs Schwager gehörte – alle Tests mit einer geradezu unheimlichen Perfektion abgelaufen waren. Damals hatte Radowskijs Schwager, ein bekannter Chemiker, gesagt: »Jefim Grigorjewitsch, das kann ein Schuß sein, der nach hinten losgeht. Statt daß ihr Stalin schützt, wird er euch alle liquidieren. Nie wird er akzeptieren, was du da vorhast! Im Gegenteil; eine Bedrohung wird er darin sehen. Einen Beweis, daß man ihn unbemerkt entfernen kann! Ich flehe dich an, Schwager: Verbrenn alle Unterlagen! Wenn sie in Berijas Hände kommen, könnt ihr eure Köpfe festhalten.«
    Radowskij hatte die Pläne und Testergebnisse nicht verbrannt, aber gut versteckt. Ab und zu erkundigte er sich bei seinen ›Mitspielern‹, wie er sie nannte, und freute sich, sie bei bester Gesundheit zu sehen. Aber bis zum heutigen Tage, an dem Oberst Smolka die geheimste Nachricht, die es in Rußland gegenwärtig geben konnte, überbracht und die Beweise dazu auf den Tisch gelegt hatte, war auch Radowskij überzeugt gewesen, daß sein Plan kaum jemals ausgeführt werden konnte. Jetzt aber schien er die einzige Möglichkeit, Stalins Leben zu schützen.
    Radowskij erhob sich, betrachtete das Telefon auf seinem Tisch und gab sich dann einen Ruck. Er wählte eine Hausnummer, die ihn direkt mit den Privaträumen Stalins verband. »Ja?« fragte eine schon im Ton abwehrende Stimme. Einer der Sekretäre, die von Stalins Privatsphäre alles fernhielten, was nicht unbedingt zur internen Häuslichkeit gehörte.
    »Ich möchte den Genossen Generalissimus sprechen«, sagte Radowskij. »Hier ist Radowskij.«
    »Oh, Jefim Grigorjewitsch!« rief die Stimme mit Bedauern. »Gedulden Sie sich. Stalin hat sich für eine ruhige Stunde zurückgezogen.«
    »Ich muß ihn jetzt sprechen. Gerade, weil er seine ruhige Stunde hat.«
    »Unmöglich!« Der Sekretär versuchte einen Witz. »Es sei denn, Sie melden ihm, daß wir gerade Berlin erobert haben!«
    »So ähnlich!« Radowskij trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Ich muß ihn sofort sprechen, damit er Berlin noch erobern kann.«
    29. Juni 1944
    Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
    Im Mittelabschnitt der Ostfront gewannen die Sowjets im Verlauf der erbitterten Abwehrschlacht an einigen Stellen weiter Raum. Die Besatzungen von Bobruisk und Mogilew setzten dem mit überlegenen Kräften anstürmenden Feind harten Widerstand entgegen. Östlich der mittleren und oberen Beresina sowie südlich Polozk dauern die schweren Kämpfe mit den vordringenden Sowjets an .
    Sie blieb ein Rätsel, diese wunderschöne Milda Ifanowna Kabakowa.
    War sie in Eberswalde, trotz schwellender Bluse, zugeknöpft wie eine Nonne gewesen und hatte die zehn deutschen Offiziere eine Nonne gewesen und hatte die zehn deutschen Offiziere betrachtet, als seien sie Wesen ohne Geschlechtsmerkmale – was besonders Leutnant Solbreit bestürzte, der immer behauptet hatte: »Wenn ich auf eine Frau einrede, fliegen die Kleider von allein weg!« –, so lebte Milda in Moskau mit jener Intensität, die man von ihr – schon von ihrer Erscheinung her – erwartete.
    Gemeint sind damit

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