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Sie waren zehn

Sie waren zehn

Titel: Sie waren zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie heute flicken, fliegt in der nächsten Nacht wieder in die Luft. Die Ausfälle durch die Sabotageakte an der Bahnlinie sind gravierend. Das soll jetzt anders werden. Wir müssen endlich systematisch die Gebiete durchkämmen und säubern, in denen die Kommandostellen der Partisanen sich versteckt haben. Ich habe Sie daher zusammengerufen. Wir planen einen Großeinsatz unter Einschaltung von drei Bataillonen. Es wird in der Kesseltechnik verfahren: Einkreisen eines Gebietes und Durchkämmung Meter um Meter. Alles, was eine Waffe trägt, sofort erschießen. Alle Verdächtigen sofort abtransportieren nach Goloschewka. Dort hat man ein Lager eingerichtet. Dort werden sie verhört. Meine Herren«, Major von Habner stellte den Zeigestock in die Ecke und sehnte sich nach einem kühlen Bier, »ich bin kein Mann, der so schnell sagt: Weg damit! Aber dieser Kampf aus dem Hinterhalt entnervt auch mich! Der russische Freund am Tag ist der kaltblütige Mörder in der Nacht. Zugegeben – wir sind ihre Feinde. Man hat uns nicht nach Rußland eingeladen. Aber auch wir sind nur befohlen worden. Es kommt die Stunde, sie kommt bald, meine Herren, wo es nur noch ums nackte Überleben geht.«
    Jetzt lagen sie in der Nacht an der Bahnlinie, bewegungslos, mit Büschen getarnt, und beobachteten das Gelände. Kleine Gruppen, immer zu viert, zwischen den anderen Gruppen so viel Platz lassend, daß die Partisanen, falls sie kommen sollten, ahnungslos aus den Wäldern herausschleichen konnten. An den Gleisen selbst wollte man dann das Feuer auf sie eröffnen, von allen Seiten. Eine geschickt gebaute Falle. Es gab kein Entrinnen mehr.
    Oberleutnant Berno von Ranowski lag mit einer Gruppe von vier Mann ziemlich weit draußen, von seiner Kompanie entfernt. Warm war die Nacht, wolkenreich, der Mond schwamm in silberner Watte. Sie hatten zwei Tage Partisanensuche hinter sich. Erfolglos. Was sie in den verstreuten Bauernhäusern antrafen, waren nur Frauen und Kinder gewesen. Verängstigt, in sich zusammenkriechend, als sie die deutschen Soldaten sahen, sofort mit der Beteuerung zur Hand, hier gäbe es keine Hühner und Schweine mehr. Nicht mal ein Säckchen Hirse oder Graupen. Eine Frau brachte einen Steintopf mit gesäuertem Kohl. Er stank so fürchterlich, daß der Obergefreite Hämmerle schrie: »Du lieber Himmel, die stampfen den ausgeschissenen Kohl wieder ein!«
    »Wo sind die Männer?« hatte Ranowski gefragt.
    »Kaputt …«, riefen die Weiber. Die Kinder begannen zu weinen. »Wägg! Orscha … Germanija. Nix wissen … Nix Männärr mehr. Wir ganz allein … Hungärr …«
    Es war nichts zu beweisen.
    »Da sind sie!« flüsterte Feldwebel Meier plötzlich. Er legte seine Lippen an Ranowskis Ohr. »Rechts von Ihnen, Herr Oberleutnant … da sind Schatten. Da – sehen Sie? Am Waldrand …«
    Ranowski starrte hinüber zum Wald. Zuerst sah er nichts als Dunkelheit. Dann schien Bewegung in die Schatten zu kommen. Ganz langsam, tastend, das freie Feld bis zum Bahndamm vermeidend, über dem der Mondschein wanderte.
    »Leuchtkugel fertig machen!« flüsterte Ranowski zurück.
    »Schon bereit, Herr Oberleutnant.«
    »Erst an die Schienen herankommen lassen!«
    Der Waldrand bewegte sich. Gestalten huschten heraus, liefen zu den Gleisen. Gestalten in langen, weiten Röcken, neben sich kleinere Schatten, schmal wie hüpfende Zwerge. Oberleutnant von Ranowski schluckte.
    »Das sind Frauen und Kinder«, flüsterte er heiser. »Meier, keine Leuchtkugel!«
    »Partisanen!«
    »Frauen, Meier! Kleine Kinder! Wollen Sie auf Kinder schießen?«
    »Das ist ja das Hundsgemeine, Herr Oberleutnant! Die Weiber nehmen die Kinder als Schutz mit. Damit rechnen sie, mit unserer Anständigkeit: Man schießt nicht auf Kinder! Und während die Kinder einen Kreis bilden, legen die Mütter die Sprengladungen zwischen die Schienen. Sie sind erst seit einem Monat hier, Herr Oberleutnant. Sie kennen das noch nicht. Aber ich schlage mich mit den Partisanen seit einem Jahr herum. Wir kennen hier alle Tricks! Das ist der gemeinste! Kinder als Schutzwall!«
    »Ich kann nicht schießen lassen!« sagte Ranowski dumpf. »Das kann keiner von mir verlangen.«
    »Dann fangen wir die Weiber ein! Wer Sprengstoff bei sich hat, wird in Goloschewka sowieso umgelegt. Das geht uns dann nichts mehr an. Das besorgen die Männer von der Sondereinheit.«
    »Und was geschieht mit den Kindern?«
    »Keine Ahnung …«
    »Wirklich nicht, Meier?«
    »Ehrenwort, Herr Oberleutnant. Man munkelt, daß

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