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Sie waren zehn

Sie waren zehn

Titel: Sie waren zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die angelaufenen Aktionen lähmte –, so reagierten die sechs völlig anders.
    Duskow sagte: »Mit dem Tod des Führers ist auch unsere Aufgabe beendet. Die nächsten Tage werden zeigen, wie man bei uns das Weiterleben wieder in den Griff bekommt.«
    Die nächsten Tage schrumpften zu Stunden zusammen. Am Abend verkündete der Moskauer Rundfunk, daß der Aufstand gegen Hitler zerschlagen worden sei, daß Hitler lebte, daß noch am gleichen Tag die Attentäter und engsten Verschworenen standrechtlich erschossen worden seien und eine riesige Verhaftungswelle das deutsche Offizierscorps und den Adel überrollt habe.
    »Scheiße!« hatte Petrowskij gesagt. »Oh, du Scheiße! Vier Stunden lang habe ich mich jetzt darauf gefreut, Larissa heiraten zu können. Lebt – lebt er wirklich?«
    Hitler lebte. Milda hatte den Reichsrundfunk eingestellt. Berichte wurden durchgegeben, Reportagen, ein Gespräch mit dem Major Remer, dem Kommandeur des Wachbataillons, der nach einer Rückfrage im Führerhauptquartier, bei der er mit Hitler selbst gesprochen und sich von seinem Überleben überzeugt hatte, sofort gegen die Verschwörer marschiert war. Goebbels hielt eine kurze Rede. Er dankte dem Allmächtigen für die Rettung des Führers. Aufrufe folgten. Himmler wurde zum obersten Chef der inneren deutschen Sicherheit. Das seit Jahren drohende Gespenst setzte Fleisch an: Die SS übernahm die Herrschaft.
    »Für uns ändert sich nichts!« sagte Duskow, als man spät am Abend auseinanderging. »Unser Auftrag bleibt! Wichtig ist jetzt nur, wie wir unseren Frauen erklären, woher wir so spät kommen …«
    Drei Tage lang, jede Stunde, versuchte Milda Ifanowna, ihren irgendwo bei Moskau sitzenden unbekannten Kontaktmann zu erreichen. Ihr kurzer Lockruf blieb ohne Antwort, er meldete sich nicht mehr. Die geheimnisvolle sphärische Verbindung nach Berlin war abgeschnitten. Die Nabelschnur zur Mutter aller Geschehnisse war abgetrennt. Zu Sepkin, der als einziger neben seinem Ofen I ungestört einen Funkkontakt herstellen konnte, sagte Milda:
    »Ihr seid euch jetzt selbst überlassen. Alle Entscheidungen liegen bei euch. Wir sind allein gelassen worden …«
    Der Auftrag war nicht gelöscht. Stalins Tod blieb auf dem Programm.
    Am 28. Juli.
    Sepkin erhob sich, ging auf die Toilette, schraubte seinen Absatz ab und funkte Milda Ifanowna an. Er wußte: Jetzt leuchtete an ihrem Radio ein kleines, rotes Pünktchen auf, so unscheinbar, daß auch etwa anwesende Gäste es nicht wahrnahmen.
    Milda Ifanowna meldete sich kurz mit ihrer Kenn-Nummer. ›28.7.‹, funkte Sepkin. Und sofort kam die Antwort: ›12.X.‹ Die Aktion war mit dieser Sekunde angelaufen. Sepkin kam ins Wohnzimmer zurück, setzte sich zu Puschkin an den Tisch, und während Jelena ihre dampfende Kascha löffelte, stellte er die Schachfiguren wieder auf. Luka Antipowitsch, aus einem bemalten Tonbecher Kwaß schlürfend, knurrte zufrieden. Er blickte Sepkin an und grinste breit.
    »Sieh nur, mein Täubchen«, rief er Jelena zu, »wie's ihn mitgenommen hat, unseren starken Piotr Mironowitsch! Wie ein zerknittertes Papier sieht er aus! Verliert eine Partie, die ich längst aufgegeben hatte. Haha, das hast du nicht geahnt, nicht wahr? Laß ihn grübeln, habe ich mir gesagt, verloren ist verloren. Man darf es nur jetzt noch nicht bekanntgeben.«
    Sepkin lächelte säuerlich, machte den ersten Zug, der Puschkin mißtrauisch machte, weil er so schlecht war, und dachte: Mindestens drei von uns sollten ihn im Visier haben, und man sollte nur schießen, wenn man sich ganz sicher ist.
    Am nächsten Mittag um 12 Uhr trafen sie in Abständen von zehn Minuten bei Milda Ifanowna ein. Als letzter erschien der kleine Plejin in seiner Miliz-Sergeanten-Uniform, ungewöhnlich bleich, mit tiefen Rändern unter den Augen. Duskow musterte ihn nachdenklich.
    »Ich habe nicht geschlafen«, sagte Plejin. »Nein, nicht Ljudmila! Grinst nicht so dämlich! Ich habe darüber nachgedacht, daß wir nur noch wenige Stunden zu leben haben.«
    »Wir hatten uns geschworen, darüber nie zu reden«, sagte Duskow hart.
    »Kannst du das?« fragte Iwanow. Er saß in seinem verschmutzten Bauarbeiteranzug auf einem Stuhl, die Hände noch voller Zementstaub, so wie er während der Mittagspause die Baustelle verlassen hatte. »Ich habe heute nacht im Bett gesessen und bin dann auf Händen und Füßen zu Wandaschka geschlichen. Sie schläft ja bei den Eltern. Und dann habe ich neben ihr gehockt, links schnarchte Semjon

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