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Sie waren zehn

Sie waren zehn

Titel: Sie waren zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geräuchert.
    In diesem Zimmer bei Eberswalde schien es keinen Krieg mehr zu geben. Nicht was die Verpflegung betraf. Oberst von Renneberg schnitt ein Brötchen, von den Berlinern zärtlich Schrippe genannt, auf und schmierte es mit Butter. Als er eine Scheibe Rauchschinken darauf legte, sah er auf und blickte über den Tisch. Elf Augenpaare starrten ihn stumm an. Oberstleutnant Hansekamm hatte die Hände auf der Tischplatte gefaltet, als habe er gerade ein Morgengebet beendet. Keiner aß weiter.
    »Ich sehe Ihnen an, meine Herren«, sagte von Renneberg ruhig, »daß Sie über die Ereignisse am heutigen Morgen bereits unterrichtet sind.« Er lächelte etwas mokant. »Nicht nur ich höre regelmäßig Radio London, wie mir scheint. Aber ich kann Ihnen bereits nähere Informationen geben, die ich soeben aus Berlin empfangen habe. Bitte, lassen Sie sich das Frühstück nicht verleiden.« Er biß in sein Schinkenbrötchen und aß mit Genuß. »Was erstaunt Sie so? Die Invasion kommt für uns nicht überraschend. Wir wußten seit Wochen, wo sie ansetzen würde, welche Truppenteile in England zusammengezogen wurden, wann der erste Vorstoß erfolgen würde – und daß die feindliche Tätigkeit im Raume Dover - Calais nur ein Ablenkungsmanöver war, auf das der Führer dann auch prompt hereinfiel! Was wir an das Führerhauptquartier meldeten, wurde als Phantasterei abgetan. Admiral Canaris wurde als notorischer Schwarzmaler verunglimpft – die traurige Wahrheit rehabilitiert ihn auf schreckliche Weise. Sich darüber jetzt aufzuregen, meine Herren, bringt nichts mehr ein. Für uns allerdings ist der D-Day von größter Konsequenz.« Er griff in seinen Uniformrock und holte ein Blatt Papier heraus. Während des Essens strich er es glatt und rückte es neben seinem Teller zurecht. »Der Tagesbefehl Eisenhowers. Sie haben ihn gehört?«
    »Sehr forsch!« sagte Labitz.
    »Das kann er auch sein«, Renneberg tippte mit dem Zeigefinger auf das Papier. »In einigen Punkten irrt sich Eisenhower. Es gehört zu Ihrer Ausbildung, meine Herren, über die tatsächliche Lage – nicht über die Lage, wie sie das Oberkommando der Wehrmacht täglich bekanntgibt – unterrichtet zu sein. Sie werden dann die Notwendigkeit Ihrer Aufgabe einsehen.«
    »Darüber hätte ich noch einiges zu sagen, Herr Oberst«, warf Freiherr von Baldenow ein. »Sie kommen vom Führer zurück, begrüßen uns mitten in der Nacht, stellen sich vor eine Moskaukarte und sagen ganz schlicht: Sie werden Stalin töten!«
    »Später, mein lieber Baldenow. Später.« Renneberg aß die zweite Hälfte des Brötchens. »Wir sind jetzt nicht in Rußland, wir haben die Invasion auf dem Programm. Fangen wir mit der Analyse des Eisenhower-Befehls gleich an. Und bitte, setzten Sie Ihr Frühstück fort, meine Herren.« Renneberg blickte wieder auf den Text des Tagesbefehls. »Hier steht: ›Euer Feind ist gut ausgebildet.‹ Der erste Fehler. Im Invasionsgebiet befindet sich nur unsere 7. Armee unter General Dollmann . Ihm unterstehen elf Infanterie-Divisionen. Bei St. Nazaire ist eine Division in Aufstellung. Zwei Fallschirmjäger-Divisionen sind weit entfernt, südlich von Brest. Unmittelbar in die Invasion sind fünf Divisionen verwickelt; die 21. Panzerdivision, die zur 15. Armee gehört, wird wohl im Anmarsch auf Caen sein. Das wäre alles beruhigend, wenn nicht ein Teil unserer Frankreich-Divisionen sogenannte Küsten- und Ausbildungsdivisionen wären, also Verbände von geringer Kampfkraft, entweder überaltert oder zu jung.«
    Er blickte hinüber zu dem kleinen Dallburg. Solbreit, der neben ihm saß, stieß ihn an. »Gib einen zum besten«, sagte er halb laut. »Wir kennen nur russische Scheiße …«
    Renneberg erlöste Dallburg aus einer sichtbaren Qual. Er sagte: »Seit der Kapitulation Frankreichs galt diese Front kaum noch als Kriegsgebiet. Es gibt ganze Bataillone, die nur aus Av-Leuten bestehen. Doch weiter: Eisenhower fährt fort: ›… gut ausgerüstet‹. Ein neuer Denkfehler. Die einzige gute Ausrüstung ist der Beton des Atlantikwalls. Die deutschen Divisionen verfügen über keinerlei erstklassige Ausrüstung, ja, man muß sie unterdurchschnittlich nennen. Die einzigen, die – wie immer – gut ausgerüstet sind, sind die SS-Divisionen. Aber sämtliche SS-Panzer-Korps stehen weiter südlich bei Paris oder sogar in Mittelfrankreich. Bis sie in der Normandie eingreifen können, haben die Invasionstruppen längst festen Fuß gefaßt. Bleibt unsere Luftwaffe. Eine

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