Sie waren zehn
Zeltplanen und Ersatzteilen.
Die 82. und 101. US-Luftlandedivision und die 9. britische Luftlandedivision mit der 3. und 5. Fallschirmjäger-Brigade waren abgesprungen. Die deutschen Truppen, im Schlaf völlig überrascht, zum Teil nur in halber Kompaniestärke wie bei Ranville oder im Sumpfgebiet bei Chef-du-Pont, konnten nur noch ausschwärmen und versuchen, aus der Masse der schwebenden Fallschirme einige herunterzuschießen. Was bereits gelandet war an alliierten Truppen, setzte sich sofort fest, bildete Stützpunkte, grub sich ein oder stieß als Kampftrupp in den Rücken der deutschen Soldaten.
Die französische Bevölkerung half überall. Sie brachte Wein, versorgte in den Bauernhäusern beim Absprung verletzte Amerikaner oder Engländer, gab Hinweise auf deutsche Stellungen, zeigte, wie man unbeobachtet nahe an die gegnerischen Bunker herankam.
Um 3.14 Uhr rollte die nächste Welle heran. Über zweitausend Bombenflugzeuge unter dem Kommando von Luftmarschall Leigh Mallory deckten mit Sprengteppichen die Atlantikstrände zu, auf denen die Landung der ersten Truppenwelle erfolgen sollte. Ununterbrochen regnete es schwere und schwerste Bomben auf die Bunker des Atlantikwalls, auf die Küstenstreifen, auf das Hinterland unmittelbar hinter den deutschen Stellungen.
Unmittelbar danach, um 5.50 Uhr, tauchten im Morgendunst auf dem Meer sechshundert Kriegsschiffe aller Größen auf, vom Schlachtschiff bis zum Zerstörer, und pflügten mit ihren gewaltigen Schiffsgeschützen noch einmal das Küstenland zwischen Quinneville und Nerville um. Die Flotte unter Admiral Ramsay schoß die Deutschen mürbe.
Um 6.30 Uhr belebte sich das Meer, als rolle ein riesiger Schwarm grauer, stählerner Fischungeheuer gegen die Küste: Die erste Landungswelle der Alliierten – die ersten Spezialboote mit dem breiten, herunterklappbaren, als Rampe benutzbaren Vorderteil, rund zweitausend von insgesamt sechstausendfünfhundert – stieß an Land und spuckte amerikanische, britische und kanadische Soldaten aus, Minenwerfer, Flammenwerfer und leichte Kanonen, Pionierleitern und Strickleitern … Und immer noch dröhnten die Bombergeschwader über das Land und zerpflügten die deutschen Nachschubwege, schwebten die Lastensegler ein, sprangen die Luftlandetruppen ab. Welle nach Welle. Amphibienpanzer – eine Neukonstruktion –, die von schweren Landungsbooten bis nahe an die Küste herangebracht worden waren, schwammen an Land und griffen gleich urweltlichen Ungeheuern, die das Meer ausspie, in den Sturm auf die Bunkerstellungen ein. Fassungslos starrten die Deutschen auf das Unbegreifliche: Panzer entstiegen der Nordsee! Was sich kaum die kühnste Phantasie hätte ersinnen können, hier, zwischen Cherbourg und Caen, wurde es Wahrheit: Amerikanische und britische Panzer griffen, aus dem Meer steigend, den Atlantikwall an!
Beim Oberbefehlshaber West, Feldmarschall von Rundstedt, rasselten sämtliche Telefone. Feldmarschall Rommel sprang noch in der Nacht, zwischen der ersten und zweiten Luftlandewelle der Alliierten, in seinen berühmten Kübelwagen und raste nach Norden zur Front. Er war kein Feldherr, der auf Karten Schlachten schlug, er gehörte zu seinen Soldaten. Und er wußte: Da drüben steht als Gegner mein alter Widersacher aus Afrika, und wir beide haben große Hochachtung voreinander: Feldmarschall Montgomery, auch Monty genannt.
Um 5.20 Uhr, kurz nach dem Eingreifen der sechshundert Kriegsschiffe, die sich gerade auf Feuerposition begaben, weckte man in der ›Wolfsschanze‹ Hitler und meldete ihm die Landung der alliierten Luftwaffenverbände in der Normandie und das schwere Bombardement.
»Eine Ablenkung!« schrie Hitler. »Vernichten! Alles vernichten! Kein gegnerischer Fallschirmjäger darf überleben! Ich befehle …«
Um 6.30 Uhr, als die erste Landungswelle die Küste gestürmt hatte und die Stützpunkte Utah und Omaha von den USA und Gold, Juno und Sword von den Briten errichtet wurden – unter schrecklichen Blutopfern, denn nach dem ersten Schock schlugen die Deutschen zurück, oft ohne Befehl ihrer Divisionskommandeure –, wußte man sowohl bei Rundstedt wie auch im Führerhauptquartier, daß der Tag D, der D-Day, das größte Abenteuer der Kriegsgeschichte, begonnen hatte: die Invasion.
Um 6.30 Uhr, mit dem Festkrallen der ersten Landungswelle vor den deutschen Bunkern des Atlantikwalls, gab General Eisenhower, der Oberbefehlshaber der Invasionstruppen, seinen berühmten Tagesbefehl heraus:
Soldaten,
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