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Sie waren zehn

Sie waren zehn

Titel: Sie waren zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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griff und laut:
    »Grasa!« (Donnerwetter) sagte. Petrowskij faltete die Hände und blickte zu Renneberg.
    »Genosse, wir sind bereit, alles zu erleiden. Aber ich bitte darum, nicht auch noch gefoltert zu werden …«
    Die junge Frau lächelte, sah die zehn mit ihren leicht geschlitzten, asiatisch wirkenden Augen ungeniert an und legte die Arme auf den Rücken. Die Bluse spannte sich vor der runden, kräftigen Brust. Zwei Punkte drückten sich durch, haselnußgroß. In der Taille war sie schlank, die Hüften waren gut geschwungen, die langen, muskulösen Beine mit ihrer braunen Haut, die leicht ins Oliv schimmerte, verrieten sportliches Training.
    Die zehn, in einem Halbkreis stehend, erwiderten den Blick der Frau je nach Temperament.
    Sergeij Andrejewitsch Tarski, ehemals Leutnant Semper, stellte nüchtern fest: »Einer von uns scheidet aus. Er ist gerade Väterchen geworden.«
    »Sie scheiden alle aus!« sagte von Renneberg mit sichtbarer Fröhlichkeit. Die Überraschung war gelungen. »Darf ich Ihnen Milda Ifanowna Kabakowa vorstellen?«
    »Eine Name wie Musik am Amur«, sagte Leonid Germanowitsch Duskow.
    »Wir hatten vor, jeden von Ihnen ohne jede Kontaktmöglichkeit seinem Schicksal zu überlassen«, sagte Oberst von Renneberg. »Jeder sollte sein Risiko allein tragen. Wir sind dann aber nach langem Überlegen zu dem Entschluß gekommen, doch eine Kontaktadresse in Moskau einzurichten. Für den Fall, daß einer oder einige von Ihnen keinen Unterschlupf in Moskau finden, gibt es eine Wohnung: Milda Ifanowna wohnt in der Lesnaja uliza Nummer 19. Die Straße geht vom Belorussischen Bahnhof ab – in der Mitte des Platzes steht das Gorkij-Denkmal – und mündet in die Nowoslobodskaja.« Während Renneberg sprach, zeigte Hansekamm Platz, Straße und Weg auf der Moskaukarte. Aber keiner der zehn blickte auf den Zeigestock, alle sahen auf Milda Ifanowna. »Die Nummer 19 liegt hier.«
    »Wann sind wir in Moskau?« fragte Iwan Petrowitsch Bunurian, ehemals Oberleutnant von Ranowski.
    » Gospasha Milda wird schon in zwei Tagen abgesetzt. Sie müssen erst Fallschirmspringen üben. Haben Sie sich die Adresse eingeprägt?«
    »Und wie!« Petrowskij nickte Milda Ifanowna Kabakowa aufmunternd zu. Sie sah ihn mit hochgezogenen Brauen ein wenig abweisend, ein wenig herausfordernd, sehr distanziert und abwägend an. »Genosse, zur Lesnaja uliza 19 werden mich tausend Glöckchen führen!«
    » Gospasha Kabakowa wird so etwas wie ein Agentenführer für Sie sein. Bei ihr laufen Ihre Meldungen zusammen. Über sie werden Sie untereinander Kontakt bekommen. Sie werden aus zehn verschiedenen Richtungen nach Moskau kommen und sich bei Milda Ifanowna treffen – wenn Sie Glück haben.«
    »Mich wird nichts aufhalten!« Alexander Nikolajewitsch Kraskin, vor fünf Tagen noch Oberleutnant Adler, rieb sich die Hände. »Milda Ifanowna, wenn Sie Pastetchen mit Hasenfleisch und dazu marinierte Pilze kochen können, hänge ich wie eine Klette an Ihnen.«
    »Befassen wir uns mit Moskau!« unterbrach Renneberg schroff. » Gospasha Kabakowa wird Ihnen jetzt die Stadt und ihre Umgebung genau erklären. Prägen Sie sich alle wichtigen Einzelheiten gut ein! Ein Hausvorsprung, eine Toreinfahrt kann Ihr Leben retten …«
    Es war eine angenehme Unterrichtsstunde. Mildas Stimme war dunkel gefärbt, melodisch, schwingungsreich, es war ein Genuß, ihr zuzuhören. Ob sie Moskau erklärte, Plätze und Straßen nannte, oder – Phantasie, schwing dich in Himmelshöhen! – mit heißem Atem in die Armbeuge flüsterte: ein Zauber war immer um sie, auch wenn sie nicht sprach, wenn sie nur blickte, sich bewegte, den Arm, ein Bein, die Hand, den Kopf, einen Fuß vorstellte –, diese Frau mochte tun, was sie wollte: es war ein Zauber um Milda Ifanowna, der den Männern buchstäblich den Atem verschlug.
    Zwei Stunden referierte sie über Moskau und Umgebung. Sie tat es bewußt unterkühlt, gab ihrer warmen Stimme einen magisterhaften Unterton, stützte sich manchmal auf den langen Zeigestock, der dann zwischen ihren Brüsten bis zum Kinn ragte, und reagierte nicht, als Alexander Nikolajewitsch Kraskin, vormals Leutnant Adler, beim Repetieren bestimmter Moskauer Plätze den Stock übernahm, ihn zärtlich streichelte und erst dann an die große Karte trat. Die anderen grinsten. Oberstleutnant Hansekamm schüttelte stumm den Kopf. Renneberg saß hinter dem Pult und machte sich Notizen.
    »Wir danken Ihnen, Milda Ifanowna«, sagte der Oberst nach zwei Stunden und

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