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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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ihm kniete. »Die Leiche ist völlig erschlafft. Welche Kraft oder welcher Geist dieses Ding auch gesteuert hat sie ist fort.«
    »Um welche Art Kraft könnte es sich gehandelt haben?«
    Doyle schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Irgend etwas Lebendes, das aber dennoch nicht lebt. Ich erinnere an die Vermummten.«
    »Eine vom Geist isolierte Kraft. Eine Lebensform ohne Willen oder Verstand.«
    »Also Schwarze Magie, oder?« fragte der merkwürdig vergnügte Larry.
    »Wir könnten es vielleicht so nennen«, sagte Doyle. »Um es zu kategorisieren, solange wir es nicht verstehen.«
    »Bei allem Respekt, Chef - warum wolln Sie so 'n verfluchten Mist überhaupt verstehen? Ich für mein Teil bin froh, daß wir da rausgekommen sind und uns dünnemachen können.«
    »Verschwinden sollten wir auf jeden Fall«, sagte Sparks und stand auf. »Die Explosion müßte sogar den Wächter mit dem gesündesten Schlaf im ganzen Empire aufgeweckt haben.« Sparks ging voran. Sie verließen den Vorraum durch einen Trakt, der ihnen als Weg zu einem Ausgang am vielversprechendsten erschien.
    »Ich möcht' kein Nachtwächter sein, der auf seiner Runde so 'nem Mist begegnet«, sagte Larry. »Ich glaub', dann würd' ich irre.«
    »Wenn ich nicht bald einen Scotch kriege«, sagte Doyle, »werde ich ohnehin bald irre.«
    »Kein Problem, Sir. Gehen wir zuerst nach Hause. Obwohl,
ausgebrochen
aus 'nem Museum bin ich übrigens noch nie«, sagte Larry, was die Frage aufwarf, wie oft es für ihn schon erforderlich gewesen war, in eines einzubrechen.
    »Ich wette, Sie werden auch diese Arbeit mit Bravour erledigen«, erwiderte Doyle.

Joey
    LARRY ERLEDIGTE DIE Aufgabe tatsächlich mit Bravour. Ein wohlüberlegt eingeschlagenes Fenster, und sie waren auf der Straße, die sie rasch überquerten, um in die Sicherheit von Sparks' Wohnung zu gelangen. Dort führten sie sich an Sparks' Experimentiertisch einen ordentlichen Humpen des hervorragenden Bierjahrgangs zu und bereiteten sich auf den Rest der Nacht vor. Doyle versorgte ihre Blessuren und diagnostizierte sie als relativ gesund beziehungsweise kaum mitgenommen sowie transportfähig. Und transportfähig mußten sie Sparks zufolge schon am nächsten Tag sein. Doyle, dem es an der Kraft mangelte, ihn zu fragen, wohin der morgige Tag sie führen sollte, sank rasch in einen tiefen und bleiernen Schlaf.
    Am nächsten Morgen würden die Zeitungen voller aufsehenerregender Meldungen über den dreisten Versuch von Einbrechern sein, die unbezahlbaren ägyptischen Bestände des Britischen Museums zu stehlen. In ihrem Eifer, Zugang zu den Schätzen zu finden, hatten sich die Räuber offenbar zusammen mit der angepeilten Beute - einer seltenen Mumiensammlung aus der dritten Dynastie - in die Luft gesprengt. Warum die Diebe allerdings statt der unbezahlbaren, blattgoldbeschichteten Särge die Mumien entwendet hatten, die bei der Explosion ebenso vernichtet worden waren (eine von ihnen war erstaunlicherweise vom Luftdruck durch das Treppenhaus in einen Nebenraum geschleudert worden), gehörte zu jenen unerheblichen journalistischen Widersprüchen, die die leichtgläubigen, auf spektakuläre Schlagzeilen erpichten Leser der Revolverpresse nicht im geringsten interessierten. Zusammen mit der sensationslüsternen Beschreibung des über den Museumsfundus hereingebrochenen Blutbades würde man die unvermeidlichen Aufschreie der Parlamentarier und anderer, oft zitierter Säulen aus Kultur und Gesellschaft abdrucken, die die Schändung einer solch augenfälligen öffentlichen Einrichtung beklagten: Schuld daran waren einzig und allein die Verantwortlichen der viel zu liberalen Einwanderungspolitik. Dem würden abschließend die üblichen ernsten Patentrezepte für die Korrektur der sozialen Irrtümer folgen, die eindeutig die Ursache dieses Vandalismus seien: Der Mensch hat keinen Respekt mehr vor Gott, dem Vaterland, der Königin, etcetera, pp. Und die Berichterstattung würde an der üblichen Schlamperei kranken: Kein Wort über das angrenzende römische Viadukt oder die alles beweisende Statue Tuamutefs, auch keine Erwähnung des vertikalen Tunnels, der geradewegs ins Büro der Geschäftsleitung von Rathborne & Sons führte.
    Doch lange bevor diese Zeitungen ihren Weg zum Leser fanden, noch bevor die Straßen von Polizeiinspektoren, händeringenden Ägyptologen und zahllosen halsreckenden Gaffern wimmelten und Doyle sich aus seinem todesähnlichen Schlaf erhob, kehrte John Sparks von einer

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