Sieben Pfoten für Penny - Das Schloss der weißen Pferde - Brezina, T: Sieben Pfoten für Penny - Das Schloss der weißen
da war?
Dr. Moosburger betonte jeden zweiten Tag, wie sehr er sich Elvis zurückwünschte. Für ihn war er ein ausgezeichneter Assistent. »Der beste, den ich jemals hatte.«
Ivan hatte schon lange nichts mehr von Elvis erzählt. Dabei war Penny sich sicher, dass die beiden Kontakt hatten.
Ob sie auch über Penny redeten? Ob Elvis nach ihr fragte?
Mit einem leisen Klick schloss sie die angefangene E-Mail. Vielleicht würde sie ihm später schreiben.
Sie hatte eine Nachricht von Nikolai auf ihrem Handy. Er fragte, ob sie noch mal ins Schloss kommen wollte und bot an, ihr zusätzliche Unterlagen für ihre Deutscharbeit zu geben.
Es klopfte an ihre Zimmertür.
»Ja!«
Zu ihrer Überraschung steckte Nikolai den Kopf herein. Verlegen fuhr er sich durch die dichten Haare und strich sie nach hinten.
»Wollte nur kurz meine Aufwartung machen. Ich war bei Kolumbus, wir haben gelernt.«
»Aufwartung machen?«, wiederholte Penny den ungewöhnlichen Ausdruck.
»Vorbeischauen. Hallo sagen«, erklärte Nikolai. »Oder aber einfach, dich sehen.« Er machte einen halben Schritt herein. »Darf ich?«
»Ja, komm nur!«
Nikolai trat ein und schloss die Tür hinter sich. Sie waren allein, da Ivan die Hunde zum Joggen in den Wald mitgenommen hatte.
Nikolai sah sich um. »Nettes Zimmer.«
»Ich mag es auch sehr.«
Das Fenster stand offen, und die beiden blickten hinaus in die Blätter des hohen Kirschenbaumes.
Penny stand auf, ging aber nicht auf Nikolai zu. Etwas hielt sie zurück. Sie wusste nur nicht was.
Er atmete tief durch und kam näher.
»Ich habe mit allen darüber gesprochen, aber es gibt einfach keine vernünftige Erklärung für den Vorfall in der Bibliothek.«
»Die Tür kann nicht von allein zugefallen sein.«
»Eigentlich nicht, aber wer sollte sie geschlossen haben? Und wozu?«
»Um mich zu erschrecken?«
»Aber das macht doch keinen Sinn.«
»Auf jeden Fall war es fürchterlich, das kannst du mir glauben.«
Nikolai stand jetzt dicht vor ihr. Sie roch wieder den milden, würzigen Duft seines Parfüms. »Das glaube ich dir ja.« Er legte die Hände auf ihre Arme. Langsam ließ er sie hinuntergleiten und griff nach ihren Fingern. Penny ließ es geschehen.
Sie lächelten einander an. Nikolai fragend, und Penny unsicher.
Wenn Nikolai nur nicht so strahlende Augen hätte. Sie wirkten hypnotisierend auf Penny.
Er neigte sich weiter vor, als warte er auf ein Zeichen von ihr, sie küssen zu dürfen. Penny bewegte sich auf ihn zu …
Die Zimmertür wurde, ohne anzuklopfen, aufgerissen.
Penny und Nikolai sprangen auseinander.
Kolumbus sah zwischen den beiden hin und her.
»Äh … störe ich?«
»Wie üblich«, antwortete Penny.
»Äh … ich wollte nur fragen, ob du Nikolai gesehen hast?«
»Nein.«
Kolumbus verstand erst nicht. »Aber er steht doch … « Dann wurde ihm klar, dass Penny ihn auf den Arm nahm.
»Äh … also ich warte dann unten und fahre dich zurück«, teilte er seinem Freund mit. Verlegen vor sich hin brummelnd, trat er den Rückzug an.
Nikolai lachte beschämt.
»Bringt das Unannehmlichkeiten?«
»Unannehmlichkeiten?«
Auch das war ein komisches Wort, das Penny mit einer gewissen Faszination wiederholte. Oft hörte sie es nicht, und benutzt hatte sie es eigentlich noch nie.
»Ach, nicht so schlimm.«
»Willst du noch mehr wissen über Schloss Ratstätt?«, fragte Nikolai.
»Ja, unbedingt.«
»Kannst du morgen kommen? So gegen fünf Uhr am Nachmittag?«
Schloss Ratstätt war von der Hammerschmiede aus gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Penny rechnete mit einer halben Stunde Fahrt. Sie überlegte kurz.
»Ja, mache ich. Wo soll ich hinkommen?«
»Treffen wir uns bei den Stallungen. Wir können von dort einen schönen Spaziergang den Hügel hinauf machen.«
Am darauffolgenden Nachmittag erzählte Penny nur Ivan, wohin sie aufbrach. Er grinste in sich hinein, verkniff sich aber jeden Kommentar.
Die Fahrt dauerte etwas länger, als sie gedacht hatte. Es war ein warmer Tag, und sie kam ziemlich ins Schwitzen. Angenehm war ihr das nicht. Gerne hätte sie sich vor dem Treffen mit Nikolai noch mal frisch gemacht.
Die Stimme, die ihr aus der Gegensprechanlage antwortete, klang nach Oliver. Zu ihrer Erleichterung stellte er keine Fragen, nachdem sie ihren Namen genannt hatte. Er betätigte den Toröffner, und Penny konnte in den Schlosspark radeln.
Bei den Ställen herrschte müde Nachmittagsstille. Die weißen Pferde grasten auf den Wiesen, die mittlerweile durch die
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