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Sieben Siegel 01 - Die Rückkehr des Hexenmeisters

Titel: Sieben Siegel 01 - Die Rückkehr des Hexenmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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konnte ihnen das nach allem, was sie durchgemacht hatten, schon verübeln?
    »Einst, vor vielen Jahren, war deine Mutter ein Mitglied des Arkanums«, sagte Tante Kassandra. »Das war lange, bevor sie deinen Vater kennen lernte. Und viele, viele Jahre vor ihrem Tod.«
    »Wow«, entfuhr es Nils. »Eine Hexe? Trug sie denn auch solche Miniröcke und Stöckelschuhe und –«
    »Nils!«, fuhr Kyra ihn an.
    Er verstummte mit einem Grinsen.
    Tante Kassandra lächelte wieder. »Sie war in der Tat eine ungewöhnlich schöne Frau. So wie du es einmal sein wirst, Kyra.«
    Chris räusperte sich verlegen. Er und Kyra wechselten einen kurzen Blick, doch dann schaute jeder wieder schnell in eine andere Richtung. Chris konzentrierte sich verlegen auf seine Teetasse.
    »War meine Mutter auch … böse?«, wollte Kyra zögernd wissen.
    »Nun ja, sie gehörte zum Arkanum, das lässt sich nicht beschönigen«, erwiderte Tante Kassandra. »Doch dann, schon nach kurzer Zeit, änderte sie ihre Meinung. Sie war entsetzt über die Verbrechen der anderen Hexen, und so entschloss sie sich, gegen die Hexengemeinschaft aufzubegehren. Sie raubte das Buch der Namen aus einem Heiligtum des Arkanums und tauchte unter. Fortan jagten die Hexen sie, aber umgekehrt machte auch deine Mutter Jagd auf Mitglieder des Arkanums. Bald galt sie als erbitterte Feindin aller Hexen. Sie besiegte Zahllose von ihnen im magischen Kampf und schickte sie, ganz buchstäblich, zur Hölle.«
    »Was hat es denn mit dem Buch auf sich?«, wollte Chris wissen.
    »Und was bedeuteten die Worte auf dem Geheimfach?«, hakte Kyra nach.
    »Vom Buch der Namen existieren nur wenige Exemplare. Darin stehen die Namen aller Mitglieder des Arkanums, ihre wahren Namen, versteht ihr? Das ist wichtig, denn untereinander kennen sie sich nur unter ihren Hexennamen. Wer aber den wahren Namen eines anderen kennt, der gewinnt magische Macht über denjenigen. So war es schon immer, vor tausend Jahren ebenso wie heute.« Sie holte tief Luft. »Was die lateinischen Worte auf dem Geheimfach angeht, nun, das ist nicht ganz einfach. Mater Tenebrarum, Mater Suspiriorum, Mater Lacrimarum. Übersetzt heißt das: die Mutter der Finsternis, die Mutter der Seufzer und die Mutter der Tränen.«
    Tante Kassandra schenkte sich Tee nach, dann fuhr sie fort: »Die berüchtigten Drei Mütter. Die finsteren Gottheiten des Arkanums. Die höchsten und grausamsten aller Hexen. Niemand hat sie je gesehen, und es ist ungewiss, ob sie Menschen sind oder Geister. Auf alle Fälle heißt es, dass sie schon seit Anbeginn der Zeit existieren. Selbst Abakus war im Vergleich zu ihnen nur ein harmloser Schuljunge.«
    »Natürlich!«, platzte Kyra heraus. »Abakus sah die Schrift auf dem Geheimfach und glaubte, darin wären die wahren Namen der Drei Mütter verborgen. In seinem Größenwahn glaubte er, er könnte sogar über sie Macht erlangen. Deshalb zerstörte er das Deckblatt.«
    »Ein Trick deiner Mutter«, sagte Tante Kassandra und nickte. »Sie wusste, dass kein Mitglied des Arkanums dieser Verlockung widerstehen würde. Ihr müsst wissen, die wenigsten Hexen haben das Buch der Namen je in Händen gehalten. Für die meisten ist es nur eine Legende. Selbst Abakus wusste offenbar nicht genau, was er davon zu erwarten hatte. Auf alle Fälle hat deine Mutter ihr Exemplar präpariert. Sie belegte das Geheimfach mit einem mächtigen Zauber, der jeden vernichten sollte, der es öffnet. Doch nur jene, die ein schwarzes Herz und eine schwarze Seele haben, konnten dadurch zu Schaden kommen. Alle anderen aber, Menschen, die an das Gute glauben, sollten durch den Zauber das Zeichen der Sieben Siegel erhalten – so wie ihr.«
    »Und was genau bedeuten diese Siegel?«, fragte Lisa und rieb sich den Unterarm.
    »Sie sind eine Art Ausweis, der die Feinde des Arkanums kennzeichnet. Solltet ihr je einem Menschen begegnen, der diese Male trägt, so könnt ihr sicher sein, dass ihr von ihm nichts zu befürchten habt. Aber die Sieben Siegel haben noch einen anderen Zweck. Ihr werdet bald merken, dass sie verblassen – doch immer dann, wenn Gefahr von Seiten des Arkanums oder anderen Teufelsmächten droht, werden die Siegel wieder erscheinen. Als eine Warnung vor den Dienern des Bösen.«
    Die Kinder saßen stumm auf ihren Plätzen. Tausend Gedanken schwirrten durch ihre Köpfe. Ihnen war klar, dass sie keiner Menschenseele von all dem erzählen konnten, vor allem nicht ihren Eltern. Niemand würde ihnen glauben.
    Chris erholte sich als

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