Siebenpfahl (German Edition)
konnten, um sie dann erneut kritisch zu mustern. »Ihr
habt noch immer meine Frage nicht beantwortet … von woher kommt ihr?«
»Wir wohnen auf der Burg«, antwortete Christopher. Dann drehten
sich die Freunde um und begaben sich auf den Weg. Sie ließen Krummhold und
Johann einfach stehen.
Marcels Herz pochte, während Krummhold ihnen hinterherblickte.
Die Freunde waren seit einer Stunde unterwegs und befanden sich kurz
vor Winterkasten. Die Straße dorthin war jetzt nur noch ein Feldweg, auf dem jedoch
auch Kutschen fahren konnten.
Nachdem sie weitere fünfhundert Meter gegangen waren, erblickten
sie das Dorf. Sie blieben stehen und betrachteten die wenigen Häuser, die sich
in einiger Entfernung vor ihnen auftaten. »Das ist ja nur noch ein Bruchteil
dessen, was Winterkasten einmal war«, meinte Christopher und spitzte den Mund.
»Was es in ferner Zukunft einmal sein wird, müsste man da eher
sagen«, verbesserte ihn Marcel und schaute dabei auf die Uhr. »Es ist schon gleich
fünf Uhr und wir brauchen bestimmt noch zwei Stunden, bis wir an der Burg
Rodenstein sind! Lasst uns weitergehen, wir müssen uns beeilen.«
Die Freunde setzten ihren Weg fort …
*
D ie schwere Holztür zum großen Versammlungssaal auf Burg Rodenstein
öffnete sich und sofort erstarb das Gemurmel der anwesenden Magier. Alle
blickten auf Siebenpfahl, der gerade eintrat. Sie saßen an dem langen
Holztisch, der inmitten des geheimnisvoll wirkenden Raumes stand und
betrachteten abwartend ihren Vorsitzenden, der nun die Tür hinter sich schloss.
Auch die anderen Magier trugen Umhänge mit bunt eingearbeiteten Stickereien, genau
wie Siebenpfahl. Die unterschiedlichen Wappenzeichen auf ihren Umhängen ließen
erahnen, dass sie aus verschiedenen Gebieten kamen. Durch das Kerzenlicht
wirkten ihre Gesichter schattig – fast gespenstisch.
Siebenpfahl nahm Platz und sah mit herrschendem Blick umher, wobei
er die Situation tief in seinem Inneren genoss. »Seid gegrüßt, meine Verbündeten«,
begann er und lächelte. »Ich freue mich, dass ihr meiner Einladung zum Kreis
der sieben Magier so schnell folgen konntet, und hoffe, dass ihr eine angenehme
Anreise hattet!« Er hatte mit deutlicher Stimme gesprochen und zustimmendes Kopfnicken
erhalten.
Zufrieden fuhr Siebenpfahl fort: »Die fünfhundert Jahre sind vorüber.
Wir befinden uns wieder im Jahre 1507 n. Chr. Ich habe uns allen das ewige
Leben beschert, welches ihr nie für möglich gehalten hattet.« Siebenpfahl konnte
die Spannung, die sich soeben aufbaute, förmlich spüren. Dass sich die Magier ungläubig
ansahen, amüsierte ihn, was er sich jedoch nicht anmerken ließ.
Nach einem kurzen Gemurmel trat Stille ein und Magier Antonius
ergriff das Wort. »Wir sollen dir glauben, dass du uns das ewige Leben beschert
hast, Siebenpfahl?«
»So ist es!«, bestätigte er.
»Du müsstest uns den Beweis erbringen!«
»Das werde ich Antonius … noch heute – habt Geduld.«
Wieder setzte lautes Gemurmel ein und Siebenpfahl erhob sich aus
seinem Sessel. Er sah in die Runde und wartete, bis Ruhe eingekehrt war. »Heute
Abend, nach Einbruch der Dunkelheit, bitte ich euch wieder hierher. Dann werde
ich euch den Beweis erbringen!« Siebenpfahl ging hinaus, während ihm die Magier
ungläubig hinterherblickten. Keiner wusste, wovon Siebenpfahl soeben gesprochen
hatte! »Was meint er nur damit, dass die fünfhundert Jahre vorüber seien? «,
fragte Bergamus, doch erntete er nur allgemeines Kopfschütteln.
*
Z ur gleichen Zeit in Lindenfels:
»Ich denke, ich weiß jetzt, warum mir einer der Jungen so bekannt
vorkam!«, sagte Krummhold. »Ich habe ihn öfter in Lindenfels gesehen, wo er einen
Freund besucht hatte.« Krummhold erhob sich von seinem Stuhl. »Das würde bedeuten,
dass er zu der Zeit auf der Burg war, als wir den Zeitsprung durchgeführt haben!«
Johann gab keine Antwort. Er sah Krummhold nur teilnahmslos an und
Krummhold beschloss, Johann am nächsten Morgen nicht gleich von dem Pulver zu verabreichen.
Er könnte ihn zunächst ausfragen und es ihm dann später in den Tee mischen.
*
D ie Freunde hatten Winterkasten schon einige Zeit hinter sich
gelassen und befanden sich auf einem Feldweg in Richtung Laudenau. Als sie um
eine Wegbiegung kamen, sahen sie rechts am Wegrand einen umgestürzten Heuwagen
liegen. Ein Pferd stand daneben und graste friedlich, während der Bauer den umgestürzten
Wagen begutachtete. Als er sie bemerkte, blickte er sich um und
Weitere Kostenlose Bücher