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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Schröder
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sofort mitzukommen.«
    Eigentlich hatte Conrad keine Lust, auf die Vorstellung der Gaukler
zu verzichten, doch Eberhards Gesichtsausdruck ließ eine böse Vorahnung in ihm
aufkommen.
    Als sie die Unterkunft des Kaplans betraten, hatte dieser bereits
einen dritten Becher auf den Tisch gestellt und war dabei, ihn mit Wein zu
füllen. »Sei gegrüßt, Conrad!«, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen. »Schön,
dass du gekommen bist.«
    Conrad nickte. »Seid gegrüßt, Kaplan«, gab er höflich zurück, während
sein Blick auf die Weinbecher fiel.
    Der Kaplan nahm Platz und deutete seinen Gästen mit einer kurzen Handbewegung
an, es ihm gleichzutun. Dann bat er Eberhard, Conrad von seinen Beobachtungen
zu berichten.
    Als Eberhard Conrad erzählt hatte, was ihm in der Wirtsstube zu
Ohren gekommen war, erschrak Conrad, denn er hatte richtig vermutet; das
Gerücht ging bereits umher.
    Conrad entschloss sich, die beiden einzuweihen und ihnen alles
über die Jungen und den Zeitsprung zu erzählen. Er kannte sie beide gut und
wusste, dass er ihnen vertrauen konnte.
    Nachdem er ihnen alles erzählt hatte, konnte er förmlich spüren,
wie es in ihren Köpfen arbeitete.
    Langsam blickte der Kaplan auf und musterte Conrad. »Ist das nicht
eine ... wie soll ich es sagen … unglaubliche Geschichte, die du uns da gerade erzählt
hast?«
    Conrad holte tief Luft. »Ich kann verstehen, dass Ihr zweifelt,
aber es ist die Wahrheit. Wenn Ihr möchtet, kommt später in unsere Unterkunft
und lasst es Euch beweisen.«
     
    *
     
    C onrad gesellte sich zu Margret, doch die bemerkte ihn nicht
einmal, so sehr war sie vom Schauspiel der Gaukler fasziniert. Diese jonglierten
mit brennenden Fackeln und liefen dabei wild durcheinander. All die umstehenden
Zuschauer – die reichlich vorhanden waren – blickten gebannt auf das Spektakel,
wobei ihnen die Begeisterung aus den Gesichtern abzulesen war. Immer wieder
spendeten sie lauten Applaus und johlten zustimmend, in vorderster Reihe die
Kinder, dahinter die Erwachsenen.
    »Gefällt es dir?«, fragte Conrad seine Frau und ergriff liebevoll
ihren Arm. Sie sah herum und blickte ihn freudig an. »Sehr sogar«, rief sie.
Dann gab sie ihm einen raschen Kuss auf die Wange und wandte sich wieder dem Geschehen
zu.
    Conrad sah hinüber zu Irmel. Sie stand auf einer Mauer und hüpfte
mit freudestrahlendem Gesicht auf und ab. Immer im Takt der Musik, die die
Vorstellung umrahmte. Daneben standen die Jungen mit Caspar. Auch sie schauten
dem Treiben gebannt zu und johlten ab und an zustimmend.
    Die Gaukler beendeten ihre Vorstellung und genossen den Applaus
der vielen Menschen. Es wurden Geldstücke vor ihnen in den Sand geworfen. Ein
kleiner Junge und ein kleines Mädchen traten aus der Gruppe hervor und begannen
eifrig damit, die Münzen aufzusammeln; später sollte sich herausstellen, dass
es ein erfolgreicher Tag für die Spielleute gewesen war.
    Conrad schaute herum, wobei ihm drei Männer auffielen. Sie kamen
soeben die Burgstraße herunter. Es waren Siebenpfahl, Krummhold und Johann.
»Verdammt«, dachte er und lief zu den Jungen hinüber, um sich sicherheitshalber
in ihrer Nähe aufzuhalten.
    Als die Jungen ihn erblickten, lächelten sie und er nickte ihnen
kurz zu, dann verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck. Er drehte den Kopf in
Richtung der drei Männer, die mittlerweile am Rande des Marktplatzes angekommen
waren.
    Siebenpfahl trat direkt neben die Jungen. Mit stechendem Blick sah
er sie an, wandte sich jedoch sofort wieder von ihnen ab, als einer der
Spielleute im bunten Kostüm vor die angesammelte Menschenmenge trat und um Ruhe
bat. Er hielt die Hände weit nach oben gestreckt, bis endlich alle verstummt
waren. Dann begann er zu sprechen,
     
    »Liebe
Leute, lasst euch sagen,
    was mir
so alles zugetragen.
    Vor
langer Zeit, das sollt ihr glauben,
    da wollt
ein Räuber Kinder rauben.
    Er war sehr
groß … hat‘ dunkles Haar
    und
hinter sich ne Kinderschar.
    Ich rat
euch sehr, gut aufzupassen,
    sonst
wird er auch die euren fassen.«
     
    Nachdem er geendet hatte, fielen Geldstücke vor ihm in den Sand.
Er bückte sich nach ihnen, um sie aufzusammeln. Dann trat er in die Gruppe der
Spielleute zurück.
    Nun erklang wieder Musik und einige der Leute begannen zu tanzen.
Andere klatschten zu dem Rhythmus in die Hände und alles wirkte ausgelassen und
fröhlich. Den Jungen gefiel die Stimmung, die nun immer ausgelassener wurde.
    »Habt ihr jemals so etwas gesehen?«, fragte Siebenpfahl

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