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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Schröder
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an.
    Margret lächelte spitzbübisch. »Da würde ja keiner mehr einen
Handschlag tun und nur darauf warten, bis man ihm alles bringen würde.«
    »Bei uns sind die meisten Leute froh, wenn sie Arbeit haben und
sich ein bisschen mehr leisten können als die, die keine haben«, wehrte sich
Christopher gegen Margrets Unterstellung.
    »Naja, bei uns sterben auch nicht allzu viele an Hunger, da sie
oftmals Almosen bekommen. Sie haben aber kein Anrecht darauf, es sind
freiwillige Gaben der Bürger. Wenn also jemand böse und hinterhältig ist, so
bekommt er eben nichts«, beendete Conrad die Diskussion. Er stand auf und klopfte
sich das Stroh von der Hose. »Ich gehe nochmal schnell beim Kaplan vorbei.« Dann
verschwand er zur Tür hinaus.
    André grinste. »Wenn also jemand böse und hinterhältig ist, bekommt
er eben nichts«, wiederholte er Conrads letzten Satz und fügte an. »Dagegen
wäre wohl in unserer Zeit auch nichts einzuwenden.«
     
    *
     
    K aplan Balthasar war tief in Gedanken versunken. Das, was ihm
Conrad über die Herkunft der sechs Jungen erzählt hatte, beschäftigte ihn. Über
zwei Stunden hatte er nun damit verbracht, in alten Büchern nach Hinweisen zu
suchen und war, zu seiner eigenen Verblüffung, soeben fündig geworden. Einer alten
Überlieferung konnte er entnehmen, dass die Zeit, so wie Gott sie geschaffen
hatte, nicht unantastbar war. Anhand eines bestimmten Buches und ein paar
übermenschlicher Fähigkeiten, war sie durchaus beeinflussbar.
    Er blickte auf das Buch, das er in Händen hielt. Schon seit vielen
Generationen wurde es von Kaplan zu Kaplan weitergegeben, gehütet wie ein
Geheimnis, immer mit der größtmöglichen Vorsicht behandelt. Es barg viele
Hinweise und er wusste nun, dass man erst dann etwas mit ihnen anfangen konnte,
wenn man direkt mit den Dingen konfrontiert wurde. Der normale Leser überflog sie
… waren es doch so viele. Er dachte damals, als er vor über dreißig Jahren das
erste Mal darin las, dass es wohl den Wahnvorstellungen einer seiner Vorgänger entsprungen
sein musste. Für ihn war dieses Buch bis hin zum heutigen Tage bedeutungslos gewesen.
    Sollte also etwas Wahres an Conrads Geschichte sein, so würde er,
der Kaplan, im Sinne Gottes handeln und den Jungen dabei helfen, wieder in ihre
Zeit zurückzukehren. Der von Siebenpfahl verhängte Zauber über die Zeit würde
damit hoffentlich zerstört werden.
    Er musste sich mit Conrad und den Jungen unterhalten und zwar
schnell. Er stand auf und ging zur Tür, was er mühselig tat, denn seine Gelenke
schmerzten immer dann am meisten, wenn er sich nach längerem Sitzen erhob. Gerade,
als er die Tür öffnen wollte, klopfte es.
    Draußen stand Conrad.
    »Das trifft sich gut!«, freute sich der Kaplan. »Ich wollte gerade
Ausschau nach dir halten.«
    Conrad konnte sich denken, um was es ging. »Was kann ich für Euch tun?«,
fragte er.
    »Würde es dir etwas ausmachen, die Jungen zu holen?«, bat der
Kaplan und griff sich an den Rücken. »Ich kann so schlecht laufen und würde
gerne darauf verzichten, den Weg zu euch zurückzulegen.«
    Conrad nickte. »Wie Ihr wünscht.« Er eilte davon.
    Kurze Zeit später saßen Conrad und die Jungen in der Behausung des
Kaplans. Während der alte Kaplan noch ein paar Becher herbeiholte, sahen sich die
Jungen um. Es sah hier schon um einiges komfortabler aus als in Conrads
Unterkunft. Hier gab es Stühle und einen Tisch, ein Regal mit vielen Büchern,
sowie ein paar Bilder an den Wänden. Zudem ließ eine zweite Tür erahnen, dass
es noch einen weiteren Raum gab, den der Kaplan bewohnte.
    »Die Tür führt zu meinem Schlafgemach«, erklärte der Pater, dem Toms
Blick zur Tür nicht verborgen geblieben war.
    »Ah ja!«, antwortete Tom und blickte zum Kaplan herum, der gerade
die Becher auf dem Tisch abstellte und ihnen Wasser eingoss. Tom lief rot an,
denn er fühlte sich ertappt. »Entschuldigt!«, bat er. »Ich wollte nicht neugierig
sein.«
    »Keine Ursache«, gab der Kaplan schmunzelnd zurück und ließ sich
in seinem Sessel nieder. Er nahm das Buch, das neben ihm auf dem Beistelltisch lag
und bedachte Conrad mit einem bedeutungsvollen Blick. Dann wandte er sich wieder
den Jungen zu, »Conrad hat mich in euer Geheimnis eingeweiht«, sprach er. »Natürlich
hörte es sich für mich erst einmal unglaublich an und ich hatte meine Zweifel,
doch dann, nachdem ich eine bestimmte Stelle in diesem Buch gefunden hatte,
waren die Zweifel verschwunden.« Vorsichtig schlug er das Buch auf,

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